Bochum-Wattenscheid. Die Bebauung im Neuen Bahnhofsquartier Wattenscheid soll Impulse in der Stadtentwicklung setzen. Das diskutierte die Bezirksvertretung kontrovers

Grünes Licht gab die Bezirksvertretung am Dienstag mehrheitlich für den Koalitionsantrag von SPD, Grünen und FDP zum Neuen Bahnhofsquartier Wattenscheid. „Der Strukturwandel in Wattenscheid macht es nötig, ein besonderes Augenmerk auf die städtebauliche Entwicklung dieser Flächen zu richten“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Rohmann. Es gehe auch darum, hier Arbeiten und Wohnen innovativ zu verbinden und eine autoarme Gestaltung zu berücksichtigen.

Autoarme Gestaltung steht im Fokus

„Die besondere Lage durch die verkehrliche Anbindung, die Größe der Entwicklungsflächen, die Nähe zur Innenstadt Wattenscheids und die bereits vorhandene soziale und funktionale Mischung müssen weiterentwickelt werden – als Impuls für die hiesige Stadtentwicklung.“ Besser als zusätzliche Pendlerverkehre aus dem Umland zu erzeugen und der Entstehung von schlecht erschlossenen Flächen in den Randbereichen der Region Vorschub zu leisten, sei „die Entwicklung dieser Flächen hin zu einem ökologisch, verkehrstechnisch und klimatisch zukunftsweisenden Quartier“.

Auch sozialer Wohnungsbau

Auf der Wohnbaufläche südlich des Wilhelm-Leithe-Wegs sollen Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser – auch um die soziale Durchmischung zu sichern – ermöglicht werden. Ein Anteil von 20 Prozent Sozialwohnungen und barrierefreies Wohnen seien zu berücksichtigen, ebenso die Ergebnisse der Untersuchungen zur Förderung des öffentlichen Wohnungsbaus von 2021.

Stellplätze besonders im Blickpunkt

Stellplätze sollen in Quartiersgaragen mit einem kostendeckenden Finanzierungskonzept entstehen. Fahrradstellplätze und Flächen für Car-Sharing sowie Mietrad-Angebote sollen in den Quartiersgaragen großzügig eingeplant werden. Das Bahnhofsquartier Wattenscheid könne für ganz Bochum als Vorlage für zukunftsweisende Bebauungspläne dienen, so Rohmann.

Thema Herrenacker

Das Thema Bebauungsplan 1021 Herrenacker wurde in der Sitzung der Bezirksvertretung Wattenscheid erstmal wegen weiteren Beratungsbedarfs verschoben. Den hatte die Fraktion UWG/Freie Bürger angemeldet.Es geht hier um den Aufstellungsbeschluss für eine Fläche im Bereich Herrenacker/Wattenscheider Hellweg (neben dem Kommunalfriedhof), vorgesehen für eine Verlagerung der Kleingartenanlage Thiemannshof (bisher Essener Straße; dort ist die wegen Altlasten eine Bodensanierung nötig). 64 Parzellen sind vorgesehen.

Auch Kritik an den Plänen

Ungeteilte Zustimmung fand der Koalitionsantrag allerdings nicht. Kritik und Anregungen äußerten CDU und UWG/Freie Bürger. Die CDU betonte, der angedachte Büroturm in Bahnhofsnähe zur Schaffung neuer und innovativer Arbeitsplätze müsse „attraktiv an exponierter Stelle bedarfsgerecht in das Gepräge eingefügt werden“, so Fraktionsvorsitzender Gerd Kipp. Im Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Nord erwarte man eine „lockere Bebauung als Spiegelung des gegenüberliegenden Wilhelm-Leithe-Wegs und die Schaffung eines zentralen Platzes aus dem Entwurf von Mäckler. An diesem zentralen Platz kann beispielsweise eine Ansiedlung eines Cafés und/oder eines Restaurants erfolgen“. Ferner regt die CDU u.a. an zu prüfen, ob die Möglichkeit einen Nahversorger dort anzusiedeln besteht und ggf. den Masterplan Einzelhandel entsprechend anzupassen.

Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Süd umstritten

Im Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Süd, so die CDU, „der überwiegend gediegene Wohnbebauung vorsieht“, seien „Blockbildungen unbedingt zu vermeiden. Die maximale Firsthöhe der neuen Bebauung darf die Firsthöhe der bestehenden Gebäude am Wilhelm-Leithe-Weg und der Jung-Stilling-Straße nicht überschreiten“. Die neuen Bewohner des Quartiers dürften „sich ihre individuelle Mobilität nicht nehmen lassen. Im Klartext heiße dies, dass die Wohneinheiten mit einem ausreichenden und attraktiveren Parkplatzangebot ausgestattet sein müssen. Dies können keine weit von der Wohnung gelegenen einseitigen Quartiersgaragen leisten.“ Die Stellplätze müssten eng mit der entsprechenden Wohneinheit verbunden sein. Für jedes Mehrfamilienhaus müsse eine Kurzparkzone zum Be- und Entladen vorgesehen werden.

Weiter sagt die CDU: Der vorgesehene Stellplatzschlüssel müsse auch vor dem Hintergrund des bereits vorhandenen Parkdrucks im Quartier erheblich erhöht werden. „Hier erwarten wir einen Stellplatzschlüssel von mindestens einem Pkw pro Wohneinheit.“ Die Kita in der Mitte des Quartiers müsse ebenfalls mit dem Pkw erreichbar sein. Für den Erhalt einer vernünftigen Quartiersökologie sei die Einhaltung der Klimaschneise von Süden ebenfalls notwendig. Insgesamt sieht die CDU-Fraktion in diesem Bereich die überwiegende Übereinstimmung zu der Planungsvorlage von Ulrich/Hartung.

Hans-Josef Winkler, Vorsitzender der Fraktion UWG/Freie Bürger, betonte, dass man dem Koalitionsantrag zum Bereich Nord und Zweistromland folgen könne; allerdings nicht dem Bauvorhaben im Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Süd, „da sind wir dagegen“.

Geprüft werden soll nun der Vorschlag, den Bunker in die Bahnhofsquartier-Planung einzubeziehen.