Wattenscheid-Höntrop. Coronakrise und Kneipensterben zum Trotz: Heiner Jung ist seit 20 Jahren erfolgreicher Pächter der Gaststätte Vogelsang in Wattenscheid.
Heiner Jung ist Gastwirt mit Leib und Seele – seit 20 Jahren. „Und es macht mir immer noch großen Spaß“, betont der 65-Jährige und steht zufrieden in der Gaststätte des KGV Vogelsang in Höntrop, idyllisch in der Kleingartenanlage In der Mecklenbecke gelegen. Auch wenn die Zeiten in der Coronakrise schwieriger geworden sind.
Flexible Lösungen in zwei Jahrzehnten in Wattenscheid gefunden
Seit einem Jahr macht auch ihm die Lage schwer zu schaffen, die Gaststätte war seit Mitte März 2020 für Besucher länger geschlossen als geöffnet. „Das nimmt einen auch emotional mit, nichts ist mehr wie früher.“ Geschlossene Gesellschaften waren sein Hauptgeschäft, von Taufe über Hochzeit bis 90. Geburtstag. Hinzu kam das Tagesgeschäft mit Essen und Getränken.
Heiner Jung hat viel versucht, um sich stets den Corona-Verordnungen anzupassen. Auf der Theke, die eine Plexiglasscheibe erhalten hat, liegt ein Zollstock; der war, als in der Krise Öffnungen erlaubt waren, ganz wichtig, um die geforderten Abstände einzuhalten für die Tischaufstellung und Gehwege. Ebenso Desinfektionsmittel und Gästeliste. Christi Himmelfahrt („Vatertag“) öffnete er bei Sonnenschein sogar den Biergarten. Doch die Öffnungsphasen waren für die Gastronomie bekanntlich nicht von langer Dauer.
Abhol- und Lieferservice etabliert
Doch er steckte nicht den Kopf in den Sand und bietet einen Abhol- und Lieferdienst für seine Speisen an. Der kommt an. Allerdings weniger unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, „rechnen tut sich das eigentlich nicht. Doch wir können so den Kontakt zum Gast halten, und ich bin mit meinem Team weiterhin aktiv“. Stillstand mag er nicht, sucht stets flexibel nach Lösungen.
Auch Gänsereiter zu Gast
Die dauerhaften rund 60-Stunden-Wochen hätten aber auch das Privatleben stark eingeschränkt. In zwei Jahren will er den Ruhestand genießen. Und freut sich gleichzeitig darüber, dass er Dienstag das traditionelle Gänsereiterwurst-Essen für den Höntroper Club organisieren konnte; alles „to go“: Wurst mit Sauerkraut und Stampfkartoffeln für 5,55 Euro.
So war es auch vor 20 Jahren, als er am 1. März als erster Pächter die KGV-Gaststätte Vogelsang übernahm. Zuvor hatten die Kleingärtner sie in Eigenregie bewirtschaft. Heiner Jung, gelernter Elektroinstallateur, hat beruflich schon einige Stationen durchlaufen, war u.a. auch 18 Jahre lang beim Steilmann-Konzern. Dann kam die Chance, das KGV-Vereinsheim zu übernehmen. „Ich habe es bis heute nicht bereut.“
Von Elektro über Gänsereiter und Kolping bis Steilmann
Dass er in der Zeit des Kneipensterbens und Wandels zur Event-Gastronomie so lange durchgehalten hat, ist wohl auch seiner direkten, schlagfertigen Art zuzuschreiben. Und seinem Bekanntheitsgrad. „Viele kennen mich“, sagt Jung, 2009 Gänsereiterkönig in Höntrop und seit rund 40 Jahren Mitglied in der Kolpingspielschar Höntrop. Und für seine Küche gilt: „Alle Zutaten müssen frisch geholt und zubereitet sein.“ Er ist fast täglich für den Einkauf unterwegs.
Allein ist er damals gestartet, jetzt hat er trotz Coronaflaute noch sieben Mitarbeiter. „Und der Koch ist schon seit 20 Jahren dabei. Das Team ist wichtig.“ Samstags und sonntags setzt er weiterhin auf den Abhol- und Lieferservice mit zahlreichen Speisen; Infos und Vorbestellung dazu am Wochenende unter Tel. 02327-75830 und www.kgv-vogelsang.de