Wattenscheid. .

40 Jahre Kolpingspielschar, 25 Jahre Gänsereiterclub Höntrop: Für Heinz-Wilhelm – genannt „Heiner“ – Jung ist die aktuelle Session sicher eine Besondere. Auch, wenn sein Werdegang nach eigener Auskunft fast vorherbestimmt war: „Ich bin in Höntrop geboren und sehr eng mit den Dingen verbunden. Zunächst Schule, Messdiener, KJG und dann Kolping: Das war ein Ritual“, blickt der inzwischen 58-Jährige zurück auf ein Leben in Tradition und Karneval.

Alles sollte aber erst nach dem Realschulabschluss beginnen, darauf hätten die Eltern bestanden. Doch dann ging’s richtig los: Zunächst im Rahmen der Märchenspiele auf der Waldbühne mehr als präsent, verdiente er sich seine ersten Sporen. „Vor gut tausend Zuschauern habe ich ohne Mikrofon gelernt, laut, deutlich und mit Betonung zu sprechen. Außerdem habe ich dabei gelernt, mich einem Vereinsleben anzupassen. Ich war ja nicht immer so einfach“, sagt Jung mit dem ihm eigenen Schalk im Nacken.

20 Jahre als „Schwalbe“ in der Bütt

Er spielte Prinzen, „rannte in Frauenkleidern über die Bühne“, auch Schweinehirten. „Damals haben wir noch mit echten Tieren aufgeführt.“ Nur ein König war „das Höntroper Original“ nie. Schnell hat er allerdings Verantwortung übernommen mit Regie- und Bühnenarbeiten. Zeitgleich etablierte sich Jung im Karneval, gab in den 1970er Jahren die erste Büttenrede zum Besten. Als „Stammtischler“ angefangen, standen danach Themen „aus dem Leben“ auf dem Programm. Mit seinem Freund Hans-Jürgen Eusten bildete er zuletzt 20 Jahre das Duo „Die Schwalben“, sie zogen temperamentvoll und mit durchaus spitzer Zunge in die Bütt. „Das war die schönste Zeit.“

Was ihm in der Spielschar nicht glückte, sollte bei den Höntroper Gänsereitern folgen. 1989 zunächst fördernd aufgenommen, wechselte Jung 1990 in den aktiven Bereich und wurde 1999 Adjutant von seinem Großcousin und König Jörg I. Becüwe mit Andrea Ortwein. Als Nachfahre des „legendären Geschlechts derer von Kordt und Becüwe“ gelang es ihm, 2009 selbst im Husarenritt nach Gänsehals und Krone zu greifen; exakt 100 Jahre nachdem die Großmutter Christine Becüwe als Hoheit über das Königreich wachte.

Heute noch im Wagenbau und für die Höntroper Gänsereiterzeitung sporadisch tätig, hat sich Jung Stück für Stück zurückgenommen. Vor 14 Jahren übernahm der gelernte Elektroinstallateur über weitere berufliche Umwege die Gaststätte des Kleingartenvereins Vogelsang „In der Mecklenbecke“, initiierte einen Partyservice. Seitdem ist nicht mehr so viel Zeit für das ehrenamtliche Engagement geblieben. Dennoch betont Jung rückblickend: „Bei aller Arbeit, aller Schelte, und allem, was passiert ist und noch passieren wird: Ich habe den Vereinen viel zu verdanken.“