Wattenscheid. Auf dem Abenteuerspielplatz an der Hüller Straße in Wattenscheid musste wegen Corona Platz geschaffen werden. Kinder haben Osterküken verpasst.
Bis in die kleine Idylle in der Stichstraße der Hüller Straße hat die Corona-Pandemie schließlich alles durcheinander gebracht. Seit dem 16. März herrschte auf dem Abenteuer-Spielplatz wie im öffentlichen Raum fast überall der Lockdown, nichts ging mehr, jedenfalls nicht wie gewohnt.
Die jüngsten Bewohner der Anlage sind jetzt längst nicht mehr so klein wie bei ihrer „Ankunft“, zeigt sich jetzt, seit wieder Betrieb herrscht.
Die Ziege Greta begrüßt nun die Kinder als die Neuankömmlinge, denn sie ist ja schließlich schon länger hier, und die Osterküken hat keiner der kleinen Stammgäste beim Schlüpfen beobachtet. Nun scharren sie schon eifrig mit den anderen Hühnern.
So ganz passte der Termin für den „Neustart“ auf dem Platz direkt nach Pfingsten ja nicht, denn das Prunkstück aus der „Neu-Möblierung“ muss erst einmal noch gesperrt bleiben, darf nicht von den Kindern erobert werden. Denn der Rollrasen ist noch zu frisch dazu. „14 Tage müssen wir noch warten“, erklärt Christiane Gebehart, die Leiterin. Überwiegend aus rechtlichen Gründen, wegen der Gewährleistung, muss er in Ruhe ausliegen und anwachsen.
Jedenfalls ist das frische, satte Grün des „Teppichs“ in der großzügigen Außenanlage mit rot-weißem Trassierband noch abgesperrt. Das lässt aber wenigstens den Spielplatzbereich mit der Sandspielfläche frei.
In ihrer geliebten Küche dürfen siegerade nicht „wurschteln“
Der Rollrasen wurde unter anderem deshalb gewählt, damit es schnell gehen würde, doch dann kam Corona, der erste Termin zur Wieder-Eröffnung für den 20. Mai wurde dann noch einmal gekippt. Vorsichtshalber.
Noch ist längst nicht wieder der gemütliche Alltag eingekehrt, im Moment herrscht noch eine andere Öffnungszeit von 12 bis 16 Uhr, statt bis 18 Uhr. Denn die Zeit benötigen die Mitarbeiter im pädagogischen Team neben Gebehart, Sabine Eisterhues, Michael Kevitz und Kerim Akkurt, um hier wieder alles den verschärften Hygiene-Standards anzupassen.
Die großzügigen Räume des nun knapp zwei Jahre alten Betreuungshauses wirken gerade auch etwas anders, denn die Tische mussten für die Abstandsregeln beim Essen auseinander gerückt werden, und die Küche kann nicht benutzt werden. „Aber gerade da wurschteln alle zusammen doch am liebsten rum“, bedauert Sabine Eisterhues beim Rundgang. Ganz entspannt ist es auch im Multi-Funktions-Raum nicht, hier liegt sonst ein großer, flauschiger, roter Teppich. „Aber eng kuscheln ist ja im Moment auch nicht drin.“
Vielleicht ist es deshalb für die Kinder draußen um so spannender. Die vier soliden Hochbeete beispielsweise, auf die müssen die Mitarbeiter schon ein bisschen aufpassen. Nicht, weil die Ziegen sich bedienen würden. Die ersten Erdbeeren, die langsam schon rot werden, haben es auch den Zweibeinern angetan. Die „Midi“-Gurken verstecken sich noch etwas hinter dem Blattgrün, werden aber auch bald interessant. Die Küche des Abenteuer-Spielplatzes, wenn sie denn wieder in Betrieb gehen darf, soll dann mit selbst gezogenen Zucchini, Kohlrabi, Salat, Lauchzwiebeln, Tomaten und Bohnen bereichert werden.
Viel spannender ist es jetzt sowieso draußen
„Das mussten wir diesmal alles ohne die Hilfe der Kinder pflanzen“, erzählt Eisterhues, „denn sonst hätten wir ja gar nichts ernten können“.
„Der alte Bauspielplatz hatte sicher seinen Charme“, sinniert Teamchefin Gebehart am großzügigen Tisch auf der Terrasse des Hauses, an dem die Abstandsregeln problemlos einzuhalten sind. Und erinnert sich, dass der ehemalige Bürgermeister und Wattenscheider, Rolf Schieck, bei seinem Antrittsbesuch an der Hüller Straße meinte: „Das hat ja was von Zeltlager.“
Generalüberholt
Die früheren Baracken sind verschwunden, der Abenteuerspielplatz hat ein anheimelnd frisch renoviertes Äußeres. Für 1,25 Millionen Euro ist der Spielplatz generalüberholt worden. 90 Prozent des Geldes kommen aus dem Fördertopf „Europäischer Fonds für regionale Entwicklung“ , kurz EFRE, im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt Wattenscheid“, zehn Prozent hat die Stadt Bochum übernommen.
Das Betreuungsgebäude bietet seit dem großen Umbau rund 250 Quadratmeter Grundfläche und 710 Kubikmeter umbauten Raum. Eine Photovoltaikanlage auf dem Pultdach steuert Energie bei. An der Stelle der Baracken wurden die Ställe für die Tiere gebaut, zwei Pferde, zwei Ziegen, drei Hühner mit Küken und Hund „Lisbeth“.
Die großzügige Bauweise mit viel Holz und großen Fenstern seit der Generalüberholung hat der Anlage sicher gut getan, „aber die Baustelle über zwei Jahre war für die Kinder auch schon ziemlich hart. Vor allem das Grün hat gefehlt.“ Jetzt ist das Grün da, darf aber im Moment noch nicht betreten werden.
„Es blüht auch langsam rundherum“, meint Sabine Eisterhues. „Wird Zeit, dass wir hier richtig ankommen“, schließt Christiane Gebehart, „und das vor allem auch mit den Kindern“. Wenn hier wieder der ganz normale Betrieb herrscht, nach Corona.
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