Wattenscheid. Die Pläne zum Umbau des Stadtgartens Wattenscheid in einen Englischen Landschaftsgarten sind umstritten. Initiative kritisiert „blindes Abholzen“.

„Die Blutbuche ist mein Baum, die Trauerweide ist Jolas“, bei der Initiative für den Stadtgarten ist viel Gefühl, viel Verbundenheit in ihrem Einsatz. Viele der Aktiven sind Anlieger aus dem Bereich Stadtgartenring, kennen den Park seit ihrer Kindheit. Das „Pantoffelgrün“ ist auch ihr „Wohnzimmer“. So kämpfen sie für jeden Baum, und wehren sich gegen Fällaktionen für „Sichtachsen“.

Sie haben beobachtet, wie auswärtige Firmen nach den verheerenden Schäden von Sturmtief Ela eben nicht den geknickten Ast eines der stattlichen Bäume herausgenommen haben, sondern gleich den ganzen Stamm absägten. Und sie fürchten Schlimmes, wenn das Ideal eines „Englischen Landschaftsparks“ Vorbild für den geplanten Umbau des Wattenscheider Stadtgartens wird.

Bedeutend für die Naherholung

„Hier kommen viele Menschen her, die eben keinen eigenen Garten haben, und in der Zeit der Kontaktbeschränkung können wir beobachten, wieviel der Stadtgarten für die Menschen aus dem Marienhospital und dem Martin-Luther-Krankenhaus wert ist“, erzählt Andrea Wurzel, Sprecherin der Initiative.

Sturm „Ela“ hat von der Lindenallee nur einen kahlen Weg gelassen.
Sturm „Ela“ hat von der Lindenallee nur einen kahlen Weg gelassen. © Wurzel/ WAZ

Die Vorschläge der Gruppe für eine weniger groß angelegte Umgestaltung des Parks sind einfach gehalten. „Die regelmäßige Pflege mit der Beseitigung von Müll würde schon viel ausmachen“, meint Wurzel, „für das Mikroklima und für brütende Vögel müssten mehr Bäume nachgepflanzt werden“, denn in der Folge des Sturms Ela allein seien sehr viele stattliche Bäume geradezu „blind“ gefällt worden.

Hecken seien bereits entfernt worden oder sollen noch abgeräumt werden, um für eine bessere Sicht in den Eingangsbereichen zu sorgen, dabei stellten sie wichtige Brut- und Schutzorte für Singvögel dar. Statt die Wege aufwändig zu asphaltieren, spricht sich die Initiative für Sandwege aus, auch der Natursteinweg soll in dieser Form bleiben. Würden das Gelände und besonders die Wege entsprechend ausgerichtet, könnte das Niederschlagswasser besser den Teich füllen. Dort spricht sie sich auch für eine natürliche Uferbefestigung ohne Betonelemente aus.

Ministerium veröffentlich Programm

Geradezu wie bestellt hat das NRW-Bauministerium nun kürzlich das Städtebauförderungsprogramm 2020 veröffentlicht. Mit Bundes- und Landesmitteln und europäischen Geldern von insgesamt 1,2 Millionen Euro soll unter anderem das Projekt „Attraktivierung des Stadtgartens“ gefördert werden. Mit diesem Budget will die Stadt zunächst die Planung für die Grünanlage fortsetzen.

40 Linden säumten den Hauptweg im Norden des Parks.
40 Linden säumten den Hauptweg im Norden des Parks. © Wurzel/WAZ

In der zweiten Jahreshälfte 2020 sind dazu zur Detailplanung weitere Informations- und Beteiligungsangebote für die Bürger vorgesehen. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, Baubeginn für das „Soziale-Stadt-Wattenscheid-Projekt Attraktivierung des Stadtgartens“ könnte dann frühestens Mitte 2021 sein.

Einige Wattenscheider befürchten, dass ihre Anregungen und ihre Kritik zu den bereits vorgestellten Planungen von der Verwaltung nicht wahrgenommen würden. In diesem Zusammenhang betont die Verwaltung, „dass die Tür für eine sachliche und konstruktive Zusammenarbeit immer offenstand und weiterhin offensteht“. Sobald es die Hygiene-Vorgaben des Landes und der Stadt ermöglichen, sollen weitere Aufrufe zu Informations- und Beteiligungsangeboten gemacht werden.

Beteiligung

Trotz der Corona-Beschränkungen geht die Bürgerbeteiligung in der Stadterneuerung weiter. 60 bis 80 Beteiligungstermine in den Stadterneuerungsgebieten will die Verwaltung noch ansetzen. Dazu gehörte dann auch der Stadtgarten. Einige der Termine seien wegen der Corona-Beschränkungen ausgefallen und würden nachgeholt.

Trotz Corona seien die Beteiligung und fortlaufende Information unerlässlich, wird im Rathaus betont. Die bisherigen Erfahrungen mit Workshops und ähnlichen Formaten im direkten Gespräch seien dabei nur schwer zu ersetzen. Die Stadt Bochum bereitet daher für die kommenden Monate verschiedene Beteiligungsangebote online und offline vor. Interessierte können die Sachstandsberichte der Stadterneuerungsgebiete für das Jahr 2019 im Internet unter www.bochum.de, auf den Internet-Seiten der Stadtteilmanagements sowie als Broschüre in den Stadtteilbüros einsehen.

Protest vor dem Rathaus

Vor der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung protestierten die Aktiven der Initiativen für den Stadtgarten und den Ehrenmalpark erneut gegen umfangreiche Fällaktionen und „Betonierungen“ im Stadtgarten und den Wegfall einer ganzen Reihe von Parkplätzen in der Bahnhofstraße. Sie beklagten außerdem, dass sie sich in keiner Weise mit ihren Bedenken und Wünschen von der Stadt ernst genommen und in die Planung einbezogen fühlen.

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Für Fragen und Anregungen zu den Planungsschritten im Jahr 2020 und dem Baubeginn im Jahr 2021 führt die Stadtverwaltung an, das Stadtteilbüro Wattenscheid unter 02327 9197930 und per E-Mail unter info@wat-bewegen.de stehe bereit.

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