Wattenscheid. Nach der Absage des Karnevalszuges am Sonntag durch Wattenscheid wird gerechnet. Die Enttäuschung nach der langen Vorbereitung sitzt tief.
Diesmal mochte das Motto der Toten Hosen „Feiern im Regen“ ebenso wenig helfen wie die Devise des ehemaligen Wattenscheider Stadtprinzen Marc I. Westerhoff: „Die Sonne lacht in Strömen“. Am Sonntag ging nichts, die Wetterprognosen wurden eher düsterer, und der Festausschuss Wattenscheider Karneval, FWK, entschied sich schweren Herzens, den großen Karnevalsumzug nicht stattfinden zu lassen. Wirkliche Hochstimmung kam in den Wagenbauhallen und Quartieren der Vereine auch bei den improvisierten Feiern nicht auf. Aber es gibt einen vorsichtigen Silberstreif am Horizont, den ausgefallenen Zug nachzuholen.
„Wir setzen jetzt den ganz, ganz spitzen Bleistift an“, gibt Rüdiger Preußner, FWK-Geschäftsführer, noch am Abend beim Zusammentreffen der enttäuschten Karnevalisten im evangelischen Gemeindezentrum Preins Feld vorsichtig lächelnd zu, „aber bis jetzt haben wir natürlich noch nicht eine einzige Rechnung von den vielen Beteiligten bekommen. Wenn es aber irgendwie möglich sein sollte, würden unsere Vereine und die ganzen Wattenscheider entlang der Strecke, die sich auf den Sonntag so lange vorbereitet und als Höhepunkt des Karnevals gefreut hatten, sicher mitziehen.“
Eher nicht zur 700-Jahr-Feier
Sollte es tatsächlich möglich sein, den ausgefallenen Zug im nächsten Jahr durchzuführen, müsste vor allem der USB frühzeitig mit ins Boot geholt werden, macht Preußner klar. Das detaillierte Sicherheitskonzept, das zur Terrorabwehr angesichts einer hohen, abstrakten Gefahr von Anschlägen ausgearbeitet wurde, bietet bereits Erfahrungswerte.
„Eine Teilnahme an der 700-Jahr-Feier Bochums kommt aber eher nicht in Frage“, meint Preußner, denn um eine Verbindung darzustellen, müsste ein „Sonderzug“ zum Karneval 2021 über die Essener Straße und die Alleestraße gen Osten rollen, „und da würde ja kaum ein Mensch an der Straße stehen. Dafür nutzen in Wattenscheid 95 Prozent der Anwohner seit vielen Jahren den Umzugstag dazu, Freunde, Verwandte und Bekannte einzuladen, um privaten Feiern an der Zugstrecke auf die Beine zu stellen.“
Höhere Gewalt
Der Festausschuss Wattenscheider Karneval hat für fast alle Fälle Vorsorge getragen. Im Sicherheitskonzept, das zur Genehmigung vorgelegt werden muss, sind sogar vier verschiedene Warnungen für die Zugteilnehmer und Besucher enthalten.
Sie hätten eingesetzt werden sollen bei drohender Überfüllung gerade im Bereich der Tribüne am Rathaus, für unvorhersehbare Ereignisse, nach denen der Zug abgebrochen werden müsste, für größere Einsätze von Polizei oder Feuerwehr, und für drohende Unwetter. Vorab mussten die Teilnehmer ihre Handynummern hinterlegen, um während des Zuges alarmiert werden zu können und die entsprechende Durchsage per Lautsprecher zu hinterlegen.
Auch ein alternativer Termin wäre daher kaum geeignet, alles in Wattenscheid ist schließlich traditionell auf den Sonntag vor dem Rosenmontag eingerichtet.
Hilfe aus Linden
Ein großer Dank des FWK geht an Stefan Rodemann von der Werbegemeinschaft Linden für die Schützenhilfe, einige Wagen aus Wattenscheid noch für den Lindener Lindwurm am Montag aufzunehmen. „Die hatten mehr Aufstellfläche für die großen Fahrzeuge, anders als in Höntrop, deshalb konnten wir auch nicht einfach zu den Gänsereitern ausweichen.“