Wattenscheid-Innenstadt. Ein 40-jähriger Serbe soll 2012 versucht haben, zwei Menschen zu töten. Er wurde in Belgien gefasst. Zu den Vorwürfen schweigt der Angeklagte.

Sieben Jahre lang konnte der mutmaßliche Täter Milivoje M. untertauchen. Erst in diesem Jahr haben ihn belgische Beamte gefasst. Gesucht wurde M. mit internationalen Haftbefehl. Heute begann der Prozess gegen den gebürtigen Serben, der in der Silvesternacht 2012 zwei Menschen schwer verletzt haben soll.

Die Anklage lautet auf versuchten Mord, die Staatsanwaltschaft geht also von einem Tötungsversuch aus niedrigen Beweggründen aus. Zur Sache selbst möchte der 40-jährige Angeklagte laut Verteidigung „zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen“.

Er verwendete mehrere Namen

Verwirrung gibt es bei den persönlichen Daten des mutmaßlichen Täters. Bei der Polizei und in früheren Vernehmungen hat er widersprüchliche Angaben zu seinem Namen gemacht. Er verwendete offenbar verschiedene Vor- und Nachnamen. Zuletzt lebte M. in Belgien in Charleroi.

Zum Tatzeitpunkt allerdings hat er vermutlich in einer Übergangseinrichtung für Asylbewerber an der Emilstraße in Wattenscheid gewohnt. Dort kontrollierte die Polizei bereits kurz nach der Tat am Neujahrstag 2012 Verdächtige Personen, auf die die Täterbeschreibung der Zeugen zutraf. Darunter mutmaßlich auch der Angeklagte.

M. setzte sich ins Ausland ab

Damals gab es aber nicht genügend Hinweise auf eine Beteiligung M.s, so dass dieser sich ins Ausland absetzen konnte. In den frühen Morgenstunden des 1. Januars 2012 soll es laut Staatsanwaltschaft zu einem Streitgespräch zwischen den Insassen eines schwarzen Mercedes Benz und drei Fußgängern auf der Hochstraße gegeben haben. In dem Auto befanden sich Milivoje M. und eine weitere Person.

Nachdem es zu wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen gekommen war, war der Angeklagte offenbar so erbost, dass er den Fahrer aufforderte, den drei Personen zu folgen. Auf Höhe der Hochstraße 61/63 verließ er das Auto und soll insgesamt sechs Mal auf seine völlig überraschten Opfer geschossen haben: zwei Brüder mit montenegrinischem Migrationshintergrund, sowie deren Begleiter (36) aus dem Kosovo. Einer der beiden Brüder (38) wurde im Brustbereich getroffen, nur einen Zentimeter vom Herzbeutel entfernt, er schwebte nach der Tat in Lebensgefahr.

Ein Opfer entkam unverletzt

Der andere Bruder (43) erlitt eine Schussverletzung im Bein, die Kugel zertrümmerte seinen Oberschenkelknochen. Das dritte Opfer konnte unverletzt entkommen. Der mutmaßliche Täter floh samt Begleitung in Richtung Wattenscheid-Innenstadt. Bereits wenige Stunden nach der Attacke stürmte ein SEK-Kommando der Polizei die Übergangs-Einrichtung an der Emilstraße und nahm mehrere Personen fest, die später aus Mangel an Beweisen allerdings wieder freikamen.

Prozess bis Mitte Februar

Vor dem mutmaßlichen Mordversuch war der Angeklagte nur durch kleinere Delikte (Fahren ohne Führerschein, Trunkenheit am Steuer) bei der Polizei aufgefallen.

Den Prozess vor dem Schwurgericht des Landgerichts führt der Vorsitzende Richter am Landgericht, Josef Große Feldhaus.

Bisher sind weitere sechs Sitzungstermine bis zum 12. Februar geplant. Der nächste Verhandlungstag ist für den 6. Januar angesetzt.

Sie fanden den Schlüssel des Mercedes, aber keine Tatwaffe in den Wohnungen. Aufgrund der Vorgehensweise des Angeklagten und der ähnlichen Herkunft des Täters und der Angeklagten wurde über einen Bandenkrieg spekuliert. Das kann von Seiten des Gerichts bisher weder bestätigt, noch dementiert werden. Ob der Angeklagte sich in Zukunft doch zur Sache äußert, bleibt abzuwarten. Während des ersten Verhandlungstages wurden lediglich die Berichte der Polizei und der Spurensicherung verlesen.