Wattenscheid-Höntrop. Das Motiv einer Wattenscheider Sage schmückt bald Schokolade, die im Weltladen verkauft wird – gemalt von den Kita-Kindern aus St. Marien.
Einst, im achten Jahrhundert, reitet König Karl durch Wattenscheid über den Hellweg. Sein Pferd verliert ein Hufeisen und so befiehlt der König dem Schmied, das Pferd neu zu beschlagen. Nachdem König Karl das zuerst gefertigte Hufeisen einfach durchbrechen kann, gibt ihm der Schmied ein neues, stabileres. Es ist nicht zu zerbrechen und so zahlt der König mit einer Münze. Die wiederum kann der Schmied zerbrechen. Da reicht König Karl ihm ein kleines Goldstück. Der Schmied antwortet: „So ist es recht, für gutes Eisen gutes Geld! Nun sind wir quitt!“
So soll es damals in Wattenscheid geschehen sein – heißt es in einer Sage. Das wissen nun die Mädchen und Jungen aus dem Kindergarten St. Marien. In der Schmiede der Widar Schule an der Höntroper Straße lauschen sie gebannt der Stimme von Gabriele Rebbe vom Weltladen WAT.
Bilder von König und Schmied auf Wattenscheider Schokoladentafeln
Doch was hat der Weltladen mit Schmiede und Sage zutun? Bald einiges. Dann soll ein Motiv aus der Geschichte die fair gehandelte Schokoladentafel schmücken – gemalt von den Kindergartenkindern. Mit machen alle sieben Wattenscheider Kitas, die als „fair“ zertifiziert sind, sich im Alltag also immer wieder mit Themen wie dem fairen Handel beschäftigen. „Damit wollen wir den Kindern klar machen, dass es leider nicht allen so geht wie uns. Alleine in Westafrika arbeiten immer noch 2 Millionen Kinder im Kakaoanbau, die nicht in die Kita oder später in die Schule gehen“, erklärt Klaus-Jürgen Franke, wie auch Gabriele Rebbe Ehrenamtler des Weltladens.
Erzählen die beiden den Kindern davon, seien diese immer erschrocken. „Das kann doch gar nicht sein“, sei eine häufige Aussage, weiß Franke. Das Team des Weltladens möchte den Mädchen und Jungen das Thema auf kindernahe Art und Weise näher bringen. Für jede Kita haben Franke und Rebbe eine Wattenscheider Sage rausgesucht, jeweils passend zum Stadtteil. In Westenfeld ging es um die Sage der Müllerstochter, inklusive eines Besuches an der Wassermühle. Die Höntroper Kinder können am Freitag Schmied Wulf Ludewig bei der Arbeit zugucken.
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Kinder schauen gebannt auf das heiße Eisen
„Das ist cool einen echten Schmied zu sehen“, findet Jonas. Gemeinsam mit den anderen Kindern schaut der Fünfjährige gebannt auf das heiße Eisen, das der gerade formt. Auch Kindergartenleiterin Jutta Münnig ist begeistert: „Es ist total klasse, die Möglichkeit zu haben, so nah dran zu sein.“
Im Kindergartenalltag sei das Thema „Fair“ immer präsent – ob es um Lebensmittel, Kleidung oder den fairen Umgang miteinander gehe. Münnig wird die Sage von König und Schmied in den nächsten Tagen wieder und wieder mit den Kindern besprechen. Nach einem Besuch im Weltladen und einem Besuch des Weltladenteams in der Kita geht es an das Malen. Jedes Kind malt ein Motiv zum Thema – am Ende stimmen alle gemeinsam ab, welches am besten geworden ist. „Noch vor Weihnachten wird die Schokolade, auf deren Verpackung das Bild gedruckt ist, verkauft“, verspricht Gabriele Rebbe.