Wattenscheid. Frauen dürfen in der katholischen Kirche noch immer nicht Priesterin und Kardinälin werden. Wenn es nach der kfd geht, ist damit bald Schluss.

Wenn Renate Ewers dürfte, dann würde sie es gerne machen: Die Hostie bei der heiligen Kommunion verteilen oder eine Taufe durchführen. Als Frau in der katholischen Kirche bleiben ihr solche Dienste und Ämter als Priesterin, Bischöfin oder Kardinälin jedoch vorenthalten. Viel häufiger haben Frauen erlebt, dass sie nur die Kirche putzen, das Buffet bestücken oder für das Ambiente sorgen dürfen.

,,Nicht mehr zeitgemäß“, findet Ewers. In der Vereinigung „katholische Frauen Deutschlands“ (kfd) macht sie im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche,,Maria 2.0“ auf dem Wattenscheider Wochenmarkt auf die mangelnde Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam.

Die Zeit für Reformen drängt

Flyer mit der Aufschrift ,,Frauen, worauf wartet ihr?“ und rosafarbene Kekse in Kreuzform helfen bei der Werbung, überzeugen müssen sie meist nicht mehr. ,,Frauen sollen Priesterinnen werden dürfen“, wünscht sich Petra Bongartz, die gerade den Kugelschreiber für die Unterschriftenliste zückt. ,,Jesus hatte auch Frauen in seiner Gefolgschaft. Die aktuelle Situation ist überhaupt nicht zu rechtfertigen, auch nicht mit einer Berufung auf die Bibel“, ist sie sich sicher. Ob sie tatsächlich noch eine Frau im Weiheamt erlebt, bezweifelt die 61-Jährige indes.

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Dabei drängt die Zeit: ,,Wenn die Kirche nicht moderner wird, hat sie keine Zukunft“, sagt Margret Kronberg. Die Stimme der Frauen in der katholischen Kirche sei zu leise oder würde nicht gehört. Damit soll Schluss sein, sonst verliert die Kirche an Glaubwürdigkeit.

Kirche hat ein Nachwuchsproblem

,,Die Kirche hat ein Nachwuchsproblem. Mit solch schwierigen Verpflichtungen wie dem Zölibat, will niemand mehr Priester werden“, gibt Elisabeth Hartmann-Kulla zu bedenken. Frauen seien jedoch nicht dazu da, einfach einen Mangel auszugleichen, sondern wollen Ämter übernehmen, weil sie es können.

Katholikinnen treten bundesweit in den Kirchenstreik

„Maria 2.0“ ist eine Initiative von katholischen Frauen, die zum Kirchenstreik aufgerufen haben und sich gegen Missbrauch und für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.

Am 12. Oktober wird in diesem Rahmen in Essen ab 12 Uhr eine Demonstration stattfinden (Willy-Brandt-Platz, nahe des Essener Hbf).

Weitere Informationen gibt es unter mariazweipunktnull.de und unter kfd-die-macht.de

„Die Gleichberechtigung ist nicht die einzige Baustelle“, sagt Hartmann-Kulla, die ein Purpurkreuz trägt. Man setze sich beispielsweise auch gegen das Zölibat ein. Anni Hartmann, die sich in Form einer Unterschrift solidarisiert, hat oft gemerkt, dass besonders ältere Männer an den verkrusteten Strukturen festhalten wollen. ,,Deutlich wird das bei Wahlen in den Kirchen, wo es nur männliche Kandidaten gibt“, sagt sie. Dass dieses Denken nicht auf alle Männer zutrifft, beweist Rainer W. Als Mann setzt er sich ebenfalls für die Gleichberechtigung ein: ,,Die Frauen sollten bei ihren Forderungen keine Abstriche machen“, sagt er. Das Thema müsse in der Gesellschaft grundsätzlich angegangen werden, über die Kirche hinaus.

Die Unterschriftensammlung ist ein weiterer Schritt dahin. ,,Wir legen sie im Frühjahr 2020 auf der Bischofskonferenz vor“, sagt Hartmann-Kulla. Bis dahin dürften einige Unterschriften zusammen kommen: ,,Wir zählen sie schon nur noch Zettelweise und in Zehnerstapeln“, freut sich Hartmann-Kulla.