Wattenscheid-Mitte. Die Awo baut in Bochum-Wattenscheid eine neue Kita für 105 Kinder. Dafür wird eine leerstehende Grundschule abgerissen. Die Entkernung läuft.
Der ehemaligen Swidbert-Schule an der Elisabethstraße schlägt die letzte Stunde. Der Altbau weicht einer neuen Kindertagesstätte. Das heruntergekommene Gebäudeensemble, zuletzt als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt, wird komplett dem Erdboden gleichgemacht. Die Entkernungsarbeiten sind momentan in vollem Gang. Von der einstigen maroden Toilettenanlage zeugt bereits nur noch ein Schutthaufen. Aus Sicherheitsgründen, und um die An- und Abfahrt der Baufahrzeuge zu garantieren, gilt in einem Teilbereich der Elisabethstraße ein Halteverbot. Es wurde bereits Mitte Juli eingerichtet. Mit Einschränkungen müssen auch Fußgänger rechnen, die den Gehweg in Höhe der Schulruine passieren möchten.
Moderne Architektur
Als Investor für eine neue Nutzung der Flächen zeichnet der Awo Bezirksverband Westliches Westfalen mit Sitz in Dortmund verantwortlich. Die Awo erwarb das Areal mit den dazugehörigen Gebäuden von der Stadt Bochum als Basis für die nach modernen architektonischen Gesichtspunkten konzipierte Kita. Mieter des geplanten Hauses wird die Awo Ruhr-Mitte Bochum.
Ihr Sprecher Christopher Becker erklärt, der Bauantrag sei Mitte Juli 2019 bei der Stadt Bochum eingereicht worden. Mit einer Genehmigung des Projekts sei innerhalb von sechs Wochen zu rechnen.
Kita wird zweigeschossig
Auf dem Areal wird eine zweigeschossige barrierefreie Kindertagesstätte entstehen. Sechs Gruppen, insgesamt 105 Jungen und Mädchen, sollen in der neuen Einrichtung betreut werden. Dazu zählen auch die drei Gruppen, die zurzeit noch mit Kita-Containern an der Höntroper Straße vorlieb nehmen müssen. Sie werden nach Fertigstellung des Projekts in die Wattenscheider Innenstadt umziehen.
Gestartet mit 334 Schülern
Mit dem Abriss des Hauses endet ein Kapitel Schulgeschichte, aufgeschlagen im Herbst des Jahres 1922. In einem Beitrag der WAZ-Serie „Wattenscheider Straßengeschichten“ widmet sich Autor Franz-Werner Bröker dem Objekt Elisabethstraße 2. Die Lehranstalt nahm, benannt nach dem Dichter Gotthilf Ephraim Lessing, zu jenem Zeitpunkt den Schulbetrieb auf. Als konfessionslose Schule konzipiert, drückten zu Beginn 334 Schülerinnen und Schüler die Bank. Zu einer Zeit, als die Grundschule noch ganz bieder als Volksschule firmierte.
Fertigstellung der Kita Ende 2020
Der Zeitrahmen für den Bau des künftigen Domizils ist ebenfalls klar definiert. „Geplant ist die Fertigstellung und Nutzung des neuen Gebäudes zum Ende des Jahres 2020“, erläutert Christopher Becker.
Die reinen Baukosten für die künftige Kindertagesstätte an der Elisabethstraße beziffern sich auf 3,6 Millionen Euro. Diese Summe nennt Jörg Richard vom federführenden Awo-Bezirksverband Westliches Westfalen.
In der Gegenwart rückte auch die Swidbert-Schule in den Fokus geplanter und bei Bürgern umstrittener Schulschließungen. Trotz massiver Proteste kam die Swidbert-Schule auf die Liste der Auslaufmodelle, der Gong zur letzten Unterrichtsstunde schlug im Jahr 2011. Die Schule teilte damit das Schicksal anderer Grundschulen, darunter die Einrichtungen in Leithe und in der Südfeldmark. Mit den bekannten Folgen, als dort Flüchtlinge aus Krisengebieten untergebracht werden mussten, dabei aber die tatsächliche Entwicklung der Schülerzahlen nicht vorhersehbar war.
Kritik sogar im Karnevals-Umzug
„Skandal! Grundschulschließungen in Wattenscheid. Kurze Beine. Kurze Wege.“ Mit einem ausgefallenen Motivwagen empörten sich betroffene Eltern und ihr Nachwuchs auf dem Karnevalsumzug 2012 über die Auswirkungen kommunaler Bildungspolitik. Mit deutlichem Akzent: „Kinder gehören in Schulen und nicht in Container“. Die Ära der Unterbringung von Kindern in besagten Containern endet, wie bereits erwähnt, für die Jungen und Mädchen an der Höntroper Straße spätestens mit der Einweihung der neuen Kita in WAT-Mitte.