Wattenscheid-Innenstadt. Das Weltmusik-Festival hat mit der Sängerin und ihrer Band Künstler eingeladen, die lauter sind als gewöhnlich. Beim Publikum kommt das gut an.
Schon ihre Erscheinung macht neugierig auf das, was gleich passieren wird: Morgane Ji betritt die Freilichtbühne, eine verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase und das bunt geschmückte Banjo vor dem Körper. Zusammen mit ihren drei Bandkollegen an Gitarre, Bass und Schlagzeug wird die Sängerin aus La Réunion, eine französische Insel im Indischen Ozean, die diesjährige Umsonst-und-Draußen-Reihe „Odyssee: Musik der Metropolen“ abschließen.
Der Name „Odyssee“ zieht Publikum an
„Wir laden in der Regel Gruppen ein, die in Deutschland nicht so bekannt sind“, sagt Heiko Schwegmann. Er gehört zum Bahnhof Langendreer, der Veranstalter der Konzerte in Wattenscheid ist.
„Morgane Ji ist für uns eine eher ungewöhnliche Künstlerin, da ihre Musik zwar von Global Sounds beeinflusst wird, jedoch sehr rockig ist und teilweise in Richtung Populärmusik geht.“ Der Fokus des Festivals liegt normalerweise auf Weltmusik. Das stört die Besucher überhaupt nicht: Viele sind dort, weil der Name „Odyssee“ für sie einen gelungenen Abend verspricht.
„Ich bin bestimmt zum zehnten Mal dabei“, sagt etwa Marcus Mattern. „Mir gefällt die entspannte Atmosphäre. Die Musik ist international und das Publikum gemischt. Für alle ist wichtig, dass wir gemeinsam Spaß haben.“
Band überzeugt mit Instrumentalparts
Der erste Song der in Frankreich ansässigen Band kündigt direkt an: Pommes und Currywurst sollten auf nach dem Konzert verschoben werden. Die energiegeladene Musik füllt sofort die freie Fläche vor der Bühne, die im Laufe des Abends stetig lebhafter betanzt wird. Sind die ersten paar Stücke „einfach nur“ gute, tanzbare Songs in recht bekannter Alternative-Rock-Manier, wird spätestens beim Intro zu „Homo sapiens“ klar: Morgane Jis wandelbare Stimme ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal der Band.
Mit Geigenbogen und Loop-Station erzeugt Gitarrist E.r.K. eine atmosphärische Spannung, die das Publikum vom Tanz- in den Zuhörmodus wechseln lässt. Ein weiterer Höhepunkt des Auftritts ist die Soloeinlage von Bassist Olivier Carole, der mit einem Mix aus einer Art Scat, Beatbox und Gesang und mit gekonnten Spielereien am Bass begeistert.
Alle Alben bereits verkauft
Nicht nur auf der Freilichtbühne kommt die Gruppe richtig gut an, auch die Vorläuferkonzerte in Hagen, Recklinghausen und Mülheim waren erfolgreich: Allein an einem Abend hat die Band 100 Alben verkauft, so dass für das Publikum beim letzten Stopp Wattenscheid kein Exemplar mehr von „Woman Soldier“ übrig ist.
Das Programm der Freilichtbühne
Die Freilichtbühne Wattenscheid legt ihren Fokus darauf, das Programm jung zu gestalten und Künstlern eine Plattform zu geben. Bei allen weiteren Veranstaltungen dieser Saison ist der Eintritt frei. Sie finden nicht auf der großen Bühne, sondern oben im Biergarten statt.
Am Freitag, 16. August, spielen ab 20 Uhr Paul Weber und Frère. Der eine macht tanzbaren Indie-Pop, der andere entspannte Musik aka „Post-Folk“.
The Neckbellies spielen die letzte Matinée des Jahres: Am Sonntag, 18. August, wird das Duo ab 11 Uhr akustische Gitarren- und Akkordeonmusik spielen. Beeinflusst werden sie dabei durch Irish Folk wie durch Songs aus dem Rock- und Popbereich.
Mit Jaimi Faulkner betritt ein australischer Singer-Songwriter am Samstag, 24. August, ab 20 Uhr die Bühne.
Florian Franke bewegt sich irgendwo zwischen Jazz und Pop. Seine deutschsprachigen Songs präsentiert er am Freitag, 30. August, um 20 Uhr.
Dafür werden die Besucher die 21. Ausgabe des „Road-Festivals“ wohl in guter Erinnerung behalten – selbst wenn das unbeständige Wetter in den Wochen vorher dafür gesorgt hat, dass weniger Gäste als gewohnt erschienen sind. Auch Morgane Ji scheint ehrlich beeindruckt von ihrem Publikum und den Veranstaltern. Sie nimmt sich Zeit für eine ausführliche Danksagung, die mit den Worten „Dies ist unser letztes Stück … oh, vielleicht doch nicht“ endet, als ihre Zuhörer lautstark protestieren.