Wattenscheid. Die Wattenscheider Tafel gibt Lebensmittel nur an Gäste aus, die bis zu 2000 Euro Sozialleistung erhalten. Verein sucht ein Gebäude in Bochum.

Die Obergrenze von 2000 Euro Sozialleistung inklusive Kinder- oder Wohngeld wird auch in Zukunft für die Ausgabe von Lebensmitteln bei der Tafel gelten. Das hat der Verein auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Samstag einstimmig beschlossen.

Wie der alte und neu gewählte Vorsitzende Manfred Baasner erklärt, „könnten wir bei Anhebung dieses Limits nicht mehr all die hilfebedürftigen Gäste mit Lebensmitteln versorgen wie bisher.“ In den vergangenen Wochen hatte es Diskussionen darüber gegeben, ob diese 2000-Euro-Grenze angehoben werden solle, gerade, wenn es um Familien mit vielen Kindern gehe. Eine Bürgerin (Name der Redaktion bekannt), alleinerziehende Mutter von vier Kindern im Alter zwischen zwei und 16 Jahren und derzeit arbeitslos, hatte bei der Tafel um Lebensmittelversorgung angefragt. Die Ausgabe wurde ihr jedoch verwehrt, da sie über 2400 Euro Sozialleistungen inklusive Kinder- und Wohngeld bekommt.

Bescheide von 4000 Euro und mehr gesehen

Doch der Vorstand ist sich einig. Aenni Gorks, Vorstandsmitglied: „Es gibt durchaus Tafel-Besucher, die Sozialleistungen bis zu 3000 Euro und mehr beziehen. Sie haben viele Kinder und Familienmitglieder zu versorgen. Doch kann die Tafel das nicht leisten.“ Tafel-Mitarbeiterin Ewa Wrona: „Wir haben schon Bescheide von 4000 Euro und mehr gesehen. Davon muss man auch als große Familie leben können.“

Larisa und Manfred Baasner, Ewa Wrona und Aenni Gorks vor einem Lieferwagen der Wattenscheider Tafel.
Larisa und Manfred Baasner, Ewa Wrona und Aenni Gorks vor einem Lieferwagen der Wattenscheider Tafel. © ewi | FMG

Die 2000-Euro-Grenze gilt seit dem 1. Januar 2018. Vorher lag sie bei 1000 Euro. „Dass Familien mit dieser Summe nicht auskommen können, ist verständlich. Genau darum haben wir den Betrag angehoben“, so Manfred Baasner.

Vorübergehende Hilfe möglich

Der auf der Versammlung auf weitere zwei Jahre als Tafel-Vorsitzender gewählte Baasner betont, „dass wir selbstverständlich vorübergehend Hilfe mit Lebensmitteln leisten, wenn eine Familie in Not gerät. Diese Ausnahmen müssen im Vorstand besprochen werden. Aber auf Dauer leisten wir diese Hilfe eben nicht.“

Laut Larisa Baasner, Team- und Verwaltungsleiterin, kommen pro Woche rund 16.000 Menschen in der Gesamtstadt zur Tafel. Allein in Wattenscheid an der Laubenstraße sind pro Ausgabetag (immer montags und donnerstags) rund 400 bis 600 Menschen zu Gast. In Bochum verteilt gibt es weitere 23 Ausgabestellen.

Jeder erhält gegen eine Spende von drei Euro, die als Obolus erwartet wird, einen „Warenkorb im Wert von 60 bis 70 Euro“, schätzt Aenni Gorks vom Vereinsvorstand. Hinzu kämen rund 300 bedürftige Menschen in der Gesamtstadt Bochum, die aufgrund von Gehbehinderungen und Lebensalter ihre Wohnungen nicht mehr verlassen können und regelmäßig die Lebensmittel nach Hause geliefert bekommen.

Suche nach einem großen Gebäude in Bochum

Als weiteres Thema stand die Suche nach einem Tafel-Gebäude in Bochum auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung. Laut Manfred Baasner „suchen wir dringend ein Gebäude, das rund 400 bis 500 Quadratmeter Fläche bietet und zudem rund 500 Quadratmeter Außengelände hat, das als Parkplatz genutzt werden kann.“ Die Tafel will ihr Angebot auch in Bochum an einem Ort bündeln. Baasner: „Das Gebäude sollte wegen der guten Anbindung am besten in einem Industriegebiet liegen.“