Bochum/Wattenscheid. Nicht Hilfsbedürftige melden sich bei der Tafel. Sie wollen mit Lebensmitteln beliefert werden. Bei Ablehnung werden manche pampig.

Das Tafel-Projekt „Lieferservice für Menschen ohne Mobilität“ ist im August dieses Jahres im Rahmen des Ehrenamtswettbewerbs von der Stiftung „Westfalen-Initiative“ ausgezeichnet worden. Diesen Lieferservice hat die „Tafel“ Wattenscheid im Jahr 2000 gegründet und nach und nach aufgebaut und erweitert.

Sinn und Zweck, so Tafel-Chef Manfred Baasner: „Wir bringen Bedürftigen, die vorher zu uns gekommen sind, aber im Alter nicht mehr mobil sind, Lebensmittel nach Hause.“ Rund 150 Personen in Wattenscheid und Bochum bekommen regelmäßig Besuch und auch Lieferung von den Tafel-Mitarbeitern. Die Nachfrage steigt rapide.

Genau hinschauen, wer Anspruch hat

Das Angebot hat sich herumgesprochen. Laut Baasner „wollen aber jetzt auch Menschen die Lieferungen in Anspruch nehmen, die nicht zu unserer Zielgruppe gehören. Wir bekommen verstärkt Anrufe und Anfragen von Bürgern, die das Angebot nutzen wollen, obwohl sie es finanziell wirklich nicht nötig haben.“

Auszeichnung der Tafel mit Jörg Lott (l.) und Daniel Giera (r., Volksbank), Tafel-Chef Manfred Baasner und Karl-Heinrich Sümmermann (Stiftung) im Sommer.
Auszeichnung der Tafel mit Jörg Lott (l.) und Daniel Giera (r., Volksbank), Tafel-Chef Manfred Baasner und Karl-Heinrich Sümmermann (Stiftung) im Sommer. © Sabine Hahnefeld

Und: „Wenn wir erklären, dass wir ausschließlich Menschen beliefern, die auf uns angewiesen sind, werden einige Leute, die angefragt haben, schon ganz schön pampig.“

Tafel-Gäste brauchen auch Jemanden fürs Gespräch

Die Tafel-Gäste, die beliefert werden, „brauchen die Versorgung, aber vor allem das Gespräch mit jemandem, den sie kennen“, erklärt Baasner. Leise und vor allem unauffällig, gerade so, dass es die Nachbarn nicht unbedingt mitbekommen, liefert die Tafel Lebensmittel an Hilfsbedürftige aus. Baasner: „Wir schauen schon sehr genau hin, an wen die Lebensmittel geliefert werden sollen.“

„Dieser Lieferservice ist nachhaltiger Einsatz ganz dicht an armen und hilfsbedürftigen Menschen“, begründete Karl-Heinrich Sümmermann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Westfalen-Initiative“, die Entscheidung der Jury.