Eppendorf. . Vor 30 Jahren eröffneten Angelika und Dieter Moritz des Kultlokal „Café Village“ in Eppendorf. Jetzt steht der Gastronomie-Standort vor dem Aus.
Auch Uli Hoeneß zählte zu den Gästen, die sich im „Café Village“ in Eppendorf ein Bier genehmigt haben. Die ehemaligen Pächter Angelika und Dieter Moritz können sich noch gut an die Besuche der Fußball-Ikone erinnern: Nach den Spielen von Bayern München gegen den VfL Bochum im Ruhrstadion kehrte er gerne hier ein. „Ein sehr sympathischer Mensch.“
Das Ehepaar hatte 1987 die Kult-Gaststätte an der Finkenstraße eröffnet. Durch die Kontakte von Dieter Moritz zur Fußballszene – er war fast zehn Jahre lang bis 1970 rechter Verteidiger beim VfL Bochum unter den Trainern Hubert Schieth und Hermann Eppenhoff – avancierte das Lokal nicht nur zum beliebten Treffpunkt für Gäste aus Eppendorf und Umgebung, sondern war innerhalb kürzester Zeit auch bekannte Anlaufstelle für Bundesliga-Teams nach den Spielen im Ruhrstadion.
Bundesliga-Fußballer kehrten ein
Darunter auch der Trainer des SV Waldhof Mannheim, Klaus „Schlappi“ Schlappner. „Der trug immer seinen legendären Pepita-Hut“, sagt Dieter Moritz. Selbst Radiomoderator Kurt Brumme war hier Stammgast – er kündigte das auch regelmäßig in seinen Live-Reportagen zur Halbzeitpause an: „Nach dem Spiel geht’s nach Eppendorf... Vielleicht sehen wir uns.“
Besonders die Fußballer aus der Umgebung, von der Kreis- bis zur Landesliga, kehrten hier am Sonntagabend nach dem Spieltag zum geselligen Kehraus bis nach Mitternacht ein. Selbst die schon früher vorhandene Distanz zwischen der SG Wattenscheid 09 und dem VfL Bochum war im „Café Village“ kein Thema: „09-Stürmeridol Samy Sané war regelmäßig da.“
Eines der ältesten Gebäude in Eppendorf
Das Fachwerkhaus gehört zu den ältesten Gebäuden in Eppendorf. Zuletzt hat hier Marco Mansutti die „Vinothek“ betrieben. Er schließt sein Lokal.
Dieter Moritz, der das Village eröffnet hat, erinnert sich noch gut an seine Fußballerkarriere. „Höhepunkt war der 2:1-Heimsieg des VfL ‘68 im Pokal-Halbfinale gegen Bayern München.“
Tana Schanzara war auch Gast
Schauspielerin Tana Schanzara wurde dort ebenfalls oft gesehen. Mit ihr hatte Pächterin Angelika Moritz eine gute Gesprächspartnerin – auch wenn es um die Abseitsregel ging. „Mit der habe ich übrigens heute noch meine Probleme“, sagt die 79-Jährige. Sie und ihr Ehemann – damals Mitte 40 – hatten 1987 in dem alten, stark sanierungsbedürftigen Fachwerkhaus die Gaststätte eröffnet. „Das war erst nach einem aufwendigen Umbau möglich, durch den Getränkehandel Gabriel und die Warsteiner-Brauerei finanziert.“ Besitzer des Gebäudes, das unter Denkmalschutz stand, war Familie Neukämper.
Ein mutiger Schritt für das Eppendorfer Ehepaar, der belohnt wurde. Fünf Fahre lang. Es gab deutsche Küche, gemütliche Atmosphäre auf zwei Etagen im Fachwerkstil, im Winter Kaminfeuer mit Live-Musik. Sechs Tage in der Woche volle Hütte. Selbst auf den Altbiergläsern war es verbürgt mit dem Schriftzug: „Das besondere Gasthaus“. 1992 war Schluss, „aus familiären Gründen“. Mit Wehmut sehen sie, dass Gastronomie dort wohl künftig nicht mehr stattfindet. Das Hause wurde jetzt verkauft, die „Vinothek“ schließt. Ein Architektenbüro soll hier eröffnen.