Westenfeld. . Beim Zirkus-Projekt der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule lernen Schüler artistische Kunststücke. Die Älteren trainieren später den Nachwuchs.

Körperspannung: Julia streckt Arme und Beine von sich, während sie kopfüber an den Strapaten hängt – Bänder, die in der Luftakrobatik verwendet werden. Hinter ihr laufen Schüler die Wand der Turnhalle des Sportzentrums Westenfeld hoch. Einige Meter weiter fliegen Diabolos durch die Luft, Salti und Handstände werden vollführt. Rund 35 junge Artisten feilen beim Freien Training des „Watt’n Zirkus“ an ihren sportlichen Fähigkeiten, beweisen und helfen sich, schließen Freundschaften.

Julia (10) turnt akrobatisch an den Strapaten, das sind Bänder, die in der Luftaktobatik verwendet werden.
Julia (10) turnt akrobatisch an den Strapaten, das sind Bänder, die in der Luftaktobatik verwendet werden. © Svenja Hanusch

Eine ‚vertikale Struktur‘ erreicht

1991 gründete Lehrer Jürgen Furmaniak das Nachwuchs-Zirkusprojekt an der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule. Gemeinsam mit seinen Kollegen Nina Henhöfer und Tobias Schneidersmann ist er noch heute verantwortlich – und stolz: „Wir haben über die Jahre immer darauf geachtet, uns weiterzuentwickeln. Mittlerweile haben wir eine ‚vertikale Struktur‘ erreicht, in der die Schüler selbst irgendwann zu Lehrern werden.“

Für das Finale im März qualifiziert

Dazu verstärkt sich die Zirkus AG der Gesamtschule stetig durch Berufsartisten wie Leonid Bethäuser (Varieté et cetera), der den Teilnehmern Luftakrobatik näherbringt. In dieser Disziplin feiert die 14-jährige Kelly bereits überregionale Erfolge. Beim Wettbewerb „Circus Kicks“ des Zirkus- und Artistikzentrums (TPZAK) Köln sicherte sie sich in der Vorrunde den ersten Platz und qualifizierte sich für das Finale im März 2019: „Ich bin seit rund vier Jahren in der AG aktiv und arbeite neben Tuch und Trapez auch mit dem Cube.“ Mit dem „Würfel-Gerüst“ sind Tricks in verschiedenen Sparten möglich.

Ehemalige Schüler kehren als Trainer zurück

Die Verbundenheit zum Watt’n Zirkus wird u.a. an Ossei Oesterwinds Beispiel deutlich: Er war jahrelang Teil der AG, absolvierte sein Abitur auf der Maria Sibylla Gesamtschule und ist nun im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahres bei der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Arbeit Bildung Kultur NRW e.V. zurückgekehrt.

Gefördert wird die AG der Gesamtschule von der LAG Zirkuspädagogik NRW e.V., ergänzt Leiter Jürgen Furmaniak. Auch Kinder und Jugendliche von anderen Schulen nehmen am Projekt teil. Geschult werden sportliche Fähigkeiten und Körperbeherrschung, Teamarbeit sowie Ausdauer und auch Geduld.

Verantwortung übernehmen

Lehrer Tobias Schneidersmann hebt auch den pädagogischen Aspekt hervor: „Die Kinder und Jugendlichen schulen sich hier gegenseitig. Die Älteren übernehmen Verantwortung und haben einen Blick dafür, was bei den Anfängern schon geht und was noch nicht. Für viele Schüler entsteht ein Freundeskreis, der Zirkus ist ein wesentlicher sozialer Faktor.“

Die Zusammenarbeit ist etwas ganz Besonderes

Freundschaften und der Anreiz, regelmäßig Auftritte bei den eigenen Galas oder externen Veranstaltungen vor Publikum zu absolvieren: Schneidersmann und Furmaniak sind sich einig, dass dies zwei Gründe sind, warum mittlerweile viele dem Watt’n Zirkus über Jahre treu bleiben.

Lehrerin Nina Henhöfer nennt weitere Argumente: „Gäbe es den Zirkus nicht, wäre es traurig – für die Schüler und für mich als Lehrerin. Man hat hier so viele Erfolgserlebnisse und die Zusammenarbeit ist etwas ganz Besonderes; denn hier ist jeder auf seine Art etwas anders.“