Wattenscheid. . Stiftung „Westfalen-Initiative“ unterstützt Tafel-Projekt „Lieferservice für Menschen ohne Mobilität“ im Rahmen ihres Ehrenamtswettbewerbs.

Nennen wir sie Luise. Die Seniorin ist 83 Jahre alt, lebt allein, ist isoliert und kann kaum laufen. Sie verlässt ihre Wohnung nicht mehr. Luise hat, als sie noch mobiler war, regelmäßig die Tafel aufgesucht, hat sich dort mit Lebensmitteln eingedeckt. Sie steht mit ihrem Schicksal nicht allein, ist eine von rund 150 Bedürftigen in Wattenscheid und Bochum, die regelmäßig Besuch und Lieferung von Tafel-Mitarbeitern bekommen. Auch Tafel-Chef Manfred Baasner setzt sich hinters Steuer und bringt Lebensmittel in die Wohnungen. „Mit mehreren Leuten fahren wir regelmäßig aus, um unsere Gäste, die früher zur Tafel gekommen sind, jetzt zu versorgen.“ Und: „Sie brauchen die Versorgung, aber vor allem das Gespräch mit jemandem, den sie kennen.“ Es gebe sogar Gäste, so der Tafel-Terminus, „die genau wissen, dass ich gerne Kuchen esse. Oft backen sie extra für mich und hoffen, dass ich noch ein wenig Zeit habe, um das Stück Kuchen mit ihnen zu genießen.“

Bürgerschaftliches Engagement

Die Stiftung „Westfalen-Initiative“ unterstützt mit Wettbewerb „Westfalen-Beweger“ seit 2013 bürgerschaftliches Engagement in bisher 57 Projekten mit einem Gesamtbetrag von bis dato 280 000 Euro.

Die Volksbank Ruhr-Mitte sponsert den Wettbewerb der Stiftung und somit den Tafel-Lieferservice mit 2000 Euro.

Die Nachfrage steigt

Leise und vor allem unauffällig, gerade so, dass es die Nachbarn nicht unbedingt mitbekommen, liefert die Tafel Lebensmittel an hilfsbedürftige Menschen aus. Baasner: „Das machen wir seit 2000. Die Nachfrage steigt rapide.“

Mit diesem „Lieferservice für Menschen ohne Mobilität“ hat sich die Wattenscheider Tafel bei der Stiftung „Westfalen-Initiative“ beim Ehrenamtswettbewerb „Westfalen bewegt“ 2018 beworben, als eines von 60 Projekten. Und hat mit neun weiteren Projekten den Zuschlag bekommen: 2000 Euro zunächst – weitere Unterstützung kann folgen.

Initiative begleitet die Bewerber

„Dieser Lieferservice ist nachhaltiger Einsatz ganz dicht an armen und hilfsbedürftigen Menschen“, begründet Karl-Heinrich Sümmermann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, die Entscheidung der Jury. Der „Westfalen-Initiative“ geht es um Konzepte, mit denen Vereine, Verbände und Initiativen ihr bürgerschaftliches Engagement weiterentwickeln möchten. Die Initiative begleitet die ausgewählten Bewerber bei der Umsetzung ihrer Ideen und unterstützt mit Workshops – etwa zur Spendenrekrutierung oder Öffentlichkeitsarbeit. Baasner: „Das Geld legen wir erstmal auf die hohe Kante.“ Die Tafel, so der Chef, „versteht sich nicht als Lieferservice für alle. Wir helfen den Gästen, die uns früher aufgesucht haben“. Melden sich weitere, neue Bedürftige, „schauen wir schon, an wen geliefert werden soll“.

Luise weiß nichts von der Anerkennung der Tafel durch die Stiftung. Sie freut sich, ihr Brot und die Kartoffeln zu bekommen und ein Schwätzchen halten zu können – bei selbst gebackenem Kuchen.