Wattenscheid-Mitte. . Drei Frauen haben wilden Müllkippen in ihren Wohnstraßen den Kampf angesagt. Sie finden Tüten voller Hundekot auf der Wiese am Marienhospital.
Handschuhe, Greifzange und große blaue Müllbeutel: So bewaffnet, ziehen drei Nachbarinnen gegen die Verschmutzung ihres Viertels durch die Straßen. Ina Hennemann ist eine von ihnen: „Ich bin im März aus dem Ehrenfeld nach Wattenscheid an die Vorstadtstraße gezogen. Es gefällt mir hier gut, doch was mich stört, ist die Vermüllung.“
In der Tat wähnt man sich an der Ecke am Bunker an der Marienstraße auf einer Müllhalde. Im kahlen Baum hängen Papierfetzen, ein umgekippter Einkaufswagen hat sich seiner Ladung mit Haushaltsunrat entledigt, auch Reste eines Bürostuhls sind darunter. Direkt nebenan: fünf prall gefüllte Säcke mit Altkleidern, ein patschnasser Anorak klebt daran fest. Im Schnitt sind Ina Hennemann, Barbara Härtel und Jona Kaufmann zwei Stunden unterwegs. Heute ist Jona Kaufmann erkrankt; dennoch werden die zwei Frauen ihre Säcke weitaus schneller voll haben.
Frühjahrs-Stadtputz am 6. April 2019
Auch in 2019 wird wieder eine Frühjahrs-Stadtputzaktion geben, und zwar am 6. April. Dabei ruft die Stadt möglichst viele Bürger auch in Wattenscheid zur Teilnahme auf.
Der Stadtputz wird im Rahmen des Projekts „Stadtraum-Pflege“ unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch stattfinden.
Ihre Nachbarin Bärbel Hertel (60) kennt Ina Hennemann (62) schon länger, und gemeinsam machte sich das Duo an seinen ersten Stadtputz. „Im Frühjahr hatten wir in der WAZ von einer stadtweiten Aktion gelesen, das brachte uns auf die Idee, die Straßen häufiger als einmal pro Jahr zu säubern.“ Und dann wurde auch Jona Kaufmann auf den Einsatz der Frauen aufmerksam und schloss sich an.
Umfeld schöner gestalten
Seitdem sind sie zu dritt, besorgten sich beim USB die nötigen Hilfsmittel, verabreden sich jeweils kurzfristig und ziehen etwa einmal pro Monat los. Zu ihrem Revier gehören die Poahlbürger-, Pokorny- Marienstraße samt Umfeld des Marienhospitals. Ina Hennemann: „Besonders auf der Wiese vor der Geriatrie liegt sehr viel Müll. So klauben wir immer wieder Beutel mit Hundekot auf. Die Leute sammeln den Kot zwar auf, schmeißen dann aber die Beutel einfach auf die Wiese.“ Sie räumt aber auch ein, dass in der Gegend kein Müllbehälter hängt. Mit dem USB trafen die Frauen die Vereinbarung, dass das Unternehmen die vollen Müllsäcke anschließend abholt. Barbara Härtel: „Die Kooperation klappt prima.“
Dabei ist die Reaktion der Passanten oft erstaunlich; Hennemann: „Entweder gucken die Leute weg, oder sie halten uns für Ein-Euro-Jobber.“ Viele loben das Engagement auch. „Wir tun das nur, weil wir hier wohnen.“
Wunsch nach einer Bank und Blumen am Bunker
Rund um die Altpapier- und Glascontainern am Bunker drapieren Menschen ihren Müll. Barbara Hertel: „Ich würde gerne einmal jemanden dabei ertappen.“ Ihre Nachbarin Ina Hennemann hat schon lange die Idee, diese Ecke aufzuwerten. Sie würde gern auch gestalterisch einiges verändern. Sie schlägt vor, hier eine Bank aufstellen – von der Hüller Straße bis zum Krankenhaus stehe keine einzige. „Ich würde am Bunker auch ein paar Blumen pflanzen und gießen. Wenn die Ecke einladender wird, scheuen die Leute vielleicht davor zurück, ihren Müll abzuladen.“
Die Frauen wollen mit ihrer Aktion zum Nachahmen anregen: „Das, was wir hier machen, können auch andere.“