Wattenscheid-Mitte. . Die Citymanagerin Teresa Deckert (30) lobt die belebte Innenstadt. Die Leerstände der Ladenlokale in Wattenscheid sind in den Fokus zu nehmen.
Jahrelang wurde eine hauptberufliche Managerin für Wattenscheid gefordert. Nun ist sie da: Die Belange der Innenstadt betreut eine angestellte Citymanagerin der Bochum Marketing GmbH. Sozialwissenschaftlerin Teresa Deckert (30) ist seit 100 Tagen im Amt und sie ergänzt das Team des Stadtteilmanagements „Soziale Stadt“ Wattenscheid“. WAZ-Mitarbeiter Norbert Philipp traf sich mit ihr auf eine Tasse Kaffee im Stadtteilbüro.
Sie stammen aus Würzburg. Was hat sie aus dem Frankenland ins Ruhrgebiet verschlagen?
Teresa Deckert: Diese Frage habe ich schon oft gehört. Durch mein Studium bin ich ins Ruhrgebiet gekommen. Meinen Bachelor-Abschluss habe ich noch in Würzburg gemacht, den Master-Studiengang dann schon an der Uni Duisburg-Essen. Ich wollte Großstadtflair genießen und bin hier geblieben.
Das ist also Ihre erste berufliche Tätigkeit nach dem Studium?
Nein, ich war bereits in verschiedenen Projekten tätig. Als Managerin von „greenApes“ Deutschland und dort zuständig für die Betreuung der App in Essen. Das soziale Netzwerk animiert die Bürger zu mehr Nachhaltigkeit im Umweltbereich. Gemeinsam lassen sich Tipps, Ideen, Informationen, Aktivitäten und Orte entdecken und teilen. Zuletzt hatte ich das Projektmanagement für nachhaltigen Lebensstil von „Grüne Hauptstadt Europas, Essen 2017“ übernommen.
Von Ihren Erfahrungen können auch wir in Wattenscheid profitieren?
Natürlich. Viele Menschen sind der Ansicht, dass man als Einzelperson sowieso nichts bewirken kann. Oft ist es so, dass es gerade die kleinen Dinge sind, die Veränderungen hervorrufen. Sie sind einfach umsetzbar und leicht in den Alltag zu integrieren, denn man muss dafür nicht sein ganzes Leben umkrempeln.
Wie haben Sie Wattenscheid vorher wahrgenommen?
Gelegentlich führten mich Fahrradtouren über die Erzbahntrasse hierher. Von daher kannte ich Wattenscheid bislang nur aus der Fahrradperspektive.
Wie ist Ihr Eindruck bisher als Citymanagerin?
Für mich als Citymanagerin ist es wirklich gut zu sehen, wie belebt und betriebsam die Innenstadt ist – vor allem während der Markttage. Für den täglichen Bedarf ist alles da. Auch die Infrastruktur im Bereich der Ärzteversorgung und der Apotheken ist sehr gut. Sicher gibt es Stimmen, die Defizite beschreiben. So heißt es, dass ein Herrenausstatter fehle und die Angebotsqualität im Einzelhandel nachgelassen habe.
Kontaktdaten der City-Managerin
Teresa Deckert ergänzt seit dem 1. September das Team des Stadtteilmanagements und ist das Gesicht des Bochumer Stadtmarketings vor Ort. Die Citymanagerin ist dienstags bis donnerstags im Stadtteilbüro in der Westenfelder Straße 1 erreichbar.
Kontakt: 02327/91 97 930 oder per E-Mail unter deckert@bochum-marketing.de
Die Anzahl der inhabergeführten Geschäfte ist stark rückläufig. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen? Ist der Trend umkehrbar?
Beides kann ich noch nicht genau einschätzen. Da habe ich bisher nur eine grobe Idee. Klar ist für mich aber: Die Anzahl der Geschäfte für Schnäppchenjäger wächst, viele Menschen halten außerdem im Internet Ausschau nach günstigen Angeboten. Der Einkauf bei Filialisten ist da häufig günstiger. Der Trend ist wahrscheinlich nicht umkehrbar, aber mit neuen Ideen und Perspektiven aufzuhalten. Die Aufgabe in Wattenscheid ist insgesamt gesehen schon riesig. Aufgeteilt in kleine Projekte aber machbar.
Wie sehen Ihre ersten Ansätze aus?
Zurzeit lerne ich den Stadtteil erst einmal kennen. Mit einigen Akteuren habe ich bereits Kontakt aufgenommen. Verwaltung, Bürgermeister, aber auch mit den im Gemeinwesen aktiven Menschen wie Wolfgang Dressler von der Werbegemeinschaft, Martin Komosha vom Verein „Wattenscheider für Wattenscheid“ oder Mustafa Calikoglu vom Centrum-Cultur der Awo habe ich gesprochen.
Mit den Aktiven planen Sie die Umsetzung neuer Ideen?
Ich besuche Veranstaltungen wie den „Adventsmarkt“, um zu sehen, wo ich unterstützen kann. Ein weiterer Schritt ist es, zu versuchen, eine halbjährliche Veranstaltungstafel für Wattenscheid zu entwickeln, längerfristig vielleicht auch als Onlineprojekt. Um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten, suche ich Kooperationspartner.
Welche neuen Projekte haben Sie mitgebracht?
Mit der Märkischen Schule als Kooperationspartner werden wir ein neues Kinoprojekt starten. Auch plane ich einen Einkaufsführer für Wattenscheid. Das Thema ,Zwischennutzung von Leerständen’ in der Innenstadt gehen wir an. Weitere Projekte liegen in der Schublade. Jetzt möchte ich damit aber noch nicht in die Öffentlichkeit.
Privat schlägt Ihr Herz für...
... Yoga, entspannt ein Buch lesen und mit Freundinnen kochen. Im Sommer radle ich sehr gerne über die Fahrradtrassen durchs Ruhrgebiet. Aktuell bereite ich meinen Urlaub in Mexiko vor. Eine Schulfreundin heiratet im Juni dort.