Wattenscheid-Mitte. . Fachtagung soll helfen, Unternehmern die Angst vor der Beschäftigung von Flüchtlingen zu nehmen. Ein junger Iraker schreibt Erfolgsgeschichte.

Viele Unternehmen scheuen nach wie vor davor zurück, Flüchtlinge einzustellen. Vor allem, wenn diese lediglich einen Duldungsstatus haben und somit keine Berechtigung zu arbeiten. Die Awo setzt sich mit „Bobeq“, ihrer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, für diese Klientel ein. Das Projekt wird durch den Bund und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Bedenken nehmen

Um Arbeitgebern die Bedenken zu nehmen, Flüchtlinge zu beschäftigen, bieten Bobeq und das angegliederte Projekt „Zukunft plus“ jetzt eine Fachtagung an. „Wenn diese Menschen einen Job nachweisen können, gibt ihnen das Ausländerbüro eine Aufenthaltsgenehmigung auf Probe“, erklärt Mustafa Calikoglu von der Awo Wattenscheid.

Seit drei Jahren in Deutschland

Adil Miko Kecho (26) aus dem Irak fand nach langer Suche einen Ausbildungsplatz zum Hotelfachangestellten.
Adil Miko Kecho (26) aus dem Irak fand nach langer Suche einen Ausbildungsplatz zum Hotelfachangestellten. © Manfred Sander

Einer, der trotz der widrigen Umstände am Ende eine Erfolgsgeschichte schreiben konnte, ist Adil Miko Kecho. Der 26-Jährige floh aus dem Irak, weil er als Jeside religiös verfolgt wurde. Vor drei Jahren kam er nach Deutschland. Zwei Mal schon bekam er einen Abschiebungsbescheid, weil der Krieg in seinem Heimatland beendet ist. Zweimal klagte er dagegen, ständig in der Angst, jederzeit Wattenscheid verlassen zu müssen.

Sprachkurse verwehrt

Austausch zwischen den Zielgruppen

Die Fachtagung findet am Freitag, 12.Oktober, zwischen 9 und 12.45 Uhr im Tryp-Hotel, Josef-Haumann-Straße, statt. 150 Vertreter Wattenscheider Unternehmen sind eingeladen, weitere können hinzustoßen. Prof. Ludger Pries, Sozialwissenschaftler an der Ruhr-Uni, hält den Vortrag: „Wie Integration durch Arbeit gelingen kann.“ Sinan Cvik, Geschäftsführer der Bäckerei Bereket, schildert seinen Werdegang.

Es soll zum Austausch zwischen den Flüchtlingen und den Arbeitgebern kommen. Wenn sein Arbeitsplan es zulässt, will auch Adil Miko Kecho teilnehmen.

Über Bobeq bekam er die Chance, in der Pflege zu arbeiten. Doch weil er nicht zu den Flüchtlingen mit Bleibeperspektive gehört, sind ihm Sprachkurse verwehrt, aus dem Job wurde nichts. Heute kann er gut Deutsch, hat es sich selbst beigebracht, weil er den starken Willen besitzt, sich in Deutschland zu integrieren.

Mehrere Wochen Dauer

Dann bewarb er sich im Hotel Tryp in Leithe, das suchte sofort einen Mitarbeiter. Doch die Bearbeitungsphase zwischen Ausländerbüro und Jobcenter dauert mehrere Wochen.

Adil Miko Kecho gab nicht auf. Seit zwei Monaten nun macht er eine Ausbildung zum Hotelfachangestellten im Wald- und Golfhotel im Lottental. Die dauert drei Jahre. „Es gefällt mir gut, das ist meine Richtung“, sagt er, zumal er in Kurdistan bereits in einem Hotel tätig war. „In meiner Heimat gibt es dafür keine Ausbildung, da erlernt man den Job in der Praxis.“

Hürden überwinden

Rund 2000 Menschen sind in Bochum in der Situation, dass sie Arbeit suchen, aber ohne Aufenthaltstitel wenig Chancen haben. Um diese Geflüchteten mit Arbeitgebern zusammenzubringen, engagieren sich die Mitarbeiter von Bobeq und Zukunft plus. Wie Nina Baumann und Constanze Steinweg: „Es ist nicht immer einfach, Hürden zu überwinden. Betriebe haben ihr Produktionsziel vor Augen, wollen nicht noch für soziale Betreuung zuständig sein. In diese Lücke stoßen wir.“