Wattenscheid-Höntrop/Eppendorf. . Ein Schaf ist in Wattenscheid vermutlich mit einer Latte geschlagen worden. Es trug ein Hämatom am Kopf davon, außerdem schwoll das Auge an.

Mit einer Holzlatte hat vermutlich ein Täter auf das Schaf „Emma“ eingeschlagen. Emma lebt mit zwei weiteren Rhönschafen und sieben Ziegen in den Tiergehegen im Höntroper Südpark. Die Tat ist vermutlich in der Nacht auf Dienstag oder den frühen Dienstagmorgenstunden verübt worden.

Tierpfleger Bernd Schröter hat das schwer am Kopf und Auge verletzte Schaf am Dienstag gefunden und die Tat sofort der Polizei gemeldet. „Wir bitten die Bevölkerung jetzt dringend um Zeugenhinweise und ermitteln in einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz“, so Polizeisprecher Volker Schütte.

Emma hat schwere Verletzungen an Ohren und Kopf

Emma, etwa acht Jahre alt, hat die Tat überlebt. Sie hat schwere Verletzungen hinter beiden Ohren und am Kopf. „Ob das schwer verletzte Auge gerettet werden kann, ist jetzt noch nicht mit Gewissheit zu sagen,“ sagt Karin Zurmühlen, Assistenztierärztin in der Bochumer Praxis Dr. Julian Schlömer.

Silvia und Björn Stegemann vom Verein „Tiergehege Südpark“ kümmern sich um Schaf Emma.
Silvia und Björn Stegemann vom Verein „Tiergehege Südpark“ kümmern sich um Schaf Emma. © Olaf Ziegler

Die Ärztin geht von Fremdeinwirkung und nicht von einer eigenen Verletzung, etwa an den Stallungen, aus. Emma wird mit Schmerzspritzen und Antibiotika behandelt. Sie steht isoliert in einem der beiden Ställe für Schafe und Ziegen. Das Tier ist verschüchtert, lehnt sich mit dem Körper immer wieder an die hölzerne Stallwand. Karin Zurmühlen: „Das Schaf muss noch ein paar Tage isoliert bleiben, damit sie sich keine weiteren Verletzungen zuzieht.“

Während die Assistenzärztin erklärt, legt sie immer wieder das eiternde Auge trocken, versorgt auch die Kopfwunden. Emma lässt die Behandlung zu, wehrt sich nicht.

Vandalismusschäden hat es schon gegeben, aber keine Angriffe auf Tiere

Silvia und Björn Stegemann, Mitglieder des Vereins „Tiergehege Südpark e.V.“, sind jetzt ständig im Gehege. Sie pflegen, gemeinsam mit anderen Aktiven, die Ziegen, die Schafe und auch die zehn Damwild-Tiere, die im oberen Gehege des Südparks stehen.

Beide sind entsetzt. Silvia Stegemann: „Wir hatten schon mal Vandalismusschäden an den Stallungen und auch die Zäune wurden beschädigt.“ Ehemann Björn ergänzt: „Aber dass jemand auf die Tiere losgegangen und sie gequält und misshandelt hätte, das hatten wir noch nicht.“

Assistenztierärztin Karin Zurmühlen (l.) versorgt das Schaf „Emma“. Silvia Stegemann vom Tiergehege-Verein hält das Tier fest.
Assistenztierärztin Karin Zurmühlen (l.) versorgt das Schaf „Emma“. Silvia Stegemann vom Tiergehege-Verein hält das Tier fest. © Olaf Ziegler

Im Stall nebenan stehen Magda und Brunhilde, ebenfalls Rhönschafe, ebenfalls etwa acht Jahre alt. Pfleger Stegemann: „Die drei Schafe sind immer zusammen. Jetzt stehen sie isoliert.“ Brunhilde und Magda schauen aus ihrem offenen Stall hinüber zu Emma, kommen auch mal heraus, um Emma vor dem Gatter zu besuchen.

Vor Gehege fand Polizei ein Latte

Polizeisprecher Schütte sagt, dass die Polizei im Gehege eine Latte gefunden hat. „Wir sind vom Verein über die Tat informiert worden und waren sofort vor Ort.“ Er appelliert: „Wenn jemand etwas gesehen hat, bitte melden. Und wenn in den nächsten Tagen Bürger Verdächtige beobachten, sofort die 110 wählen.“

Die Polizei will in den kommenden Tagen ein wachsames Auge auf Südpark und Gehege haben. Und der „Tiergehege“-Verein „wird verstärkt Streife gehen“, kündigt Björn Stegemann an.

Das Kriminalkommissariat KK 34 bittet unter der Rufnummer 02327 / 963-8405 oder -4441 dringend um Zeugenhinweise.

>>>„Tiergehege Südpark“ kümmert sich täglich

Die Stadt Bochum hat das Gelände an den Verein Tiergehege Südpark e.V. verpachtet. „Trotzdem ist es absolut verabscheuungswürdig, dass Menschen auf ein Schaf einschlagen. Dafür haben wir überhaupt kein Verständnis“, findet Stadtsprecher Thomas Sprenger klare Worte.

Im Zuge der 2010 dringend gebotenen Etatsanierung musste die Stadt jeden Euro umdrehen. Das Haushaltssicherungskonzept verlangte Kürzungen. Das Tiergehege im Südpark schlug damals mit rund 25 000 Euro pro Jahr zu Buche. Eine Schließung drohte und es erhob sich eine Protestwelle der Bürger. Der Verein „Tiergehege Südpark“ gründete sich und übernahm die Aufgaben der Stadt, wofür er von der Kommune auch eine Förderung bekommt.

Mitbegründer war einst Pfarrer Holger Dirks, ev. Gemeinde in Höntrop. Auch er war gestern vollkommen entsetzt über die Tat und sprach von Verrohung und Respektlosigkeit gegenüber den Lebewesen. Er sagt: „Jeden Tag ist jemand vom Verein im Gehege und kümmert sich. Unsere Pfleger reparieren auch Zäune und halten das Gelände in Ordnung.“

Der Verein zählt rund 100 Mitglieder, fünf sind mit der Pflege der Tiere und der Stallungen beschäftigt und vom Verein damit beauftragt. So auch Björn Stegemann, gleichzeitig zweiter Vorsitzender.

Der Verein finanziert seine Arbeit über den Stadt-Zuschuss, über Spendengelder und über Tierpatenschaften. Wer sich für die Arbeit von „Tiergehege Südpark“ interessiert oder spenden will, schaut nach auf der Internetseite.