Recklinghausen. . Nach der Festnahme des mutmaßlichen Entführers und Peinigers der 18-jährigen Jeannine K. kommen weitere Details zur Tat und zum Täter ans Licht: Anscheinend lebte Roland P. (46) erst seit etwa zwei Wochen in der Wohnung, in der er die Recklinghäuserin tagelang festhielt und missbrauchte.
Im ersten Stock eines weiß geklinkerten Mehrfamilienhauses hat Jeannine K. die bisher schlimmsten Stunden ihres Lebens verbracht. Vier Tage lang war die 18-Jährige in der Gewalt ihres Peinigers Roland P. – eines 46-jährigen Mannes aus der Nachbarschaft.
Am Tag eins nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters herrscht am Tatort auf den ersten Blick Normalität. Ein Mann in Arbeitskleidung fegt Montagmittag im Hof des Sechs-Parteien-Mietshauses Äste und Laub zusammen. Ein Gartenschlauch schlängelt sich über das Pflaster.
Doch der Schein trügt: Ein Mitarbeiter der Spurensicherung ist noch vor Ort, mit Fotokamera und dem obligatorischen weißen Overall. Die Wohnungstür im ersten Stock ist neben dem Schloss suppentellergroß eingedrückt. Sie wurde bei der Festnahme am Sonntagmorgen aufgebrochen. Die Polizei hat die Wohnung inzwischen versiegelt. Doch während die Beamten am Montag weitere Tatspuren sichern, steht die Tür einen Spalt offen. Dahinter fällt der Blick auf braune Bodenfliesen und eine knallrot gestrichene Wand.
Täter soll aus Berlin stammen und Musiker sein
Wer ist der Mann, der Jeannine K. dort tagelang missbraucht, ihr dieses Leid angetan hat? Nach Informationen unserer Redaktion lebte Roland P. erst seit etwa zwei Wochen in der Wohnung, womöglich ohne Mietvertrag und nur zur Untermiete. Er soll aus Berlin stammen und Musiker sein.
Unter einem Vorwand hatte der Mann Jeannine K. am Mittwochabend in seine Wohnung gelockt. Über das, was dann geschah, hüllen sich Polizei und Staatsanwaltschaft bislang in Schweigen. Von schwerer körperlicher Misshandlung ist die Rede. In der Wohnung sollen Handschellen gefunden worden sein. Wie es Jeannine K. am Samstagabend gelungen ist, aus der Wohnung zu fliehen, ist noch unklar. Die Schülerin wird medizinisch und psychologisch betreut.
Roland P. sitzt mittlerweile in U-Haft. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, wegen „Körperverletzung, Freiheitsberaubung und anderer Delikte“.
Erleichterung herrschte gestern an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule vor, wo die 18-Jährige die Stufe 11 besucht. Seit ihrem Verschwinden hatten sich Mitschüler an der Suche beteiligt und auch über die Facebook-Seite eines Familienmitglieds Informationen ausgetauscht. „Uns alle hat das Schicksal von Jeannine beschäftigt. Nun sind wir froh, dass sie wieder da ist“, erklärte gestern ein Mitschüler.