Haltern am See. . Draußen ist es bitterkalt - und eine Obdachlose in Haltern lehnt jede Hilfe ab. Besorgte Bürger rätseln über eine alte Frau, die seit Monaten auf der Straße lebt. Sie haben Stadtverwaltung und Caritas informiert, die Frau angesprochen. Es handle sich um einen schwierigen Fall, sagt die Caritas.

Wie überlebt eine alte Frau bei nächtlichen Minustemperaturen im Freien? Warum kümmert sich niemand? Gibt es kein niedrigschwelliges Angebot in Haltern am See? Besorgte Bürger rätseln über die Obdachlose, die seit einigen Monaten in Haltern am See auf der Straße lebt. Sie haben bei der Stadtverwaltung angerufen, die Gemeindecaritas informiert, die alte Frau angesprochen.

„Ein schwieriger Fall“, sagt Caritas-Geschäftsführer Willi Grave. Und nicht typisch für Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind. Vielleicht aber typisch für wohnungslose Frauen. Denn sie lehnt jede Hilfe ab. Wer sie anspricht, bekommt eine Abfuhr. „Lassen Sie mich in Ruhe.“

Frau hat festen Wohnsitz

Ihr in zwei Plastiktüten gepacktes Hab und Gut trägt sie immer bei sich. Sie bettelt nicht, sie spricht niemanden an, geht eher auf Distanz. Die Nächte verbringt sie draußen. Auch jetzt im Winter bei Minustemperaturen. An diesem schnee-nassen Morgen schläft sie im Eingangsbereich eines Geschäftes auf dem nackten Boden, zugedeckt mit Zeitungspapier, die Plastiktüten neben dem Kopf platziert.

Hilfe lehnt sie rigoros ab. Diese Erfahrung hat auch der Arbeitskreis Obdachlosigkeit der Gemeindecaritas gemacht. Der kümmert sich in Haltern vor allem um Familien, denen die Obdachlosigkeit droht, zum Beispiel wenn eine Räumungsklage ansteht. Auch der alten Frau wollte der Arbeitskreis helfen. Was die Ehrenamtlichen damals nicht wussten: Die Frau hat einen festen Wohnsitz und damit ein regelmäßiges Einkommen. „Die Behörden wissen Bescheid“, sagt der Caritas-Geschäftsführer und griffen nicht ein, da keine Selbstgefährdung vorliege.

Frau wurde in Psychiatrie eingewiesen

Auch die Stadt Haltern am See hatte den Anlauf gemacht, der bedürftigen Frau zu helfen. Das Ordnungsamt der Stadt Haltern am See hatte sich vor vier Wochen um die Frau gekümmert, weil sie „Eigengefahr“ ahnten. Die Frau wurde in die Psychiatrie der Schlossklinik Herten eingewiesen. Der Richter, der über den Aufenthalt entscheiden musste, sah diesen nicht gegeben und hob die Einweisung auf.

Heißt: Die Frau kann leben, wo und wie sie möchte – auch auf der Straße und bei Minustemperaturen.