Recklinghausen. . Extremer kann eine emotionale Achterbahnfahrt nicht ausfallen. Erst bekam Egbert Höcker die Diagnose Krebs, dann wurde der 72-jährige Recklinghäuser nach einer Operation als geheilt entlassen. Später stellte sich heraus, dass zwei 30 Zentimeter lange Schläuche in seinem Bauch zurückblieben.

Egbert Höcker ist heilfroh. Er hat seine Krebserkrankung überstanden. Und auch die Geschichte mit den Schläuchen ist gut ausgegangen. Die waren nämlich vom OP-Team nach der Operation in seinem Bauch übersehen worden.

Als gesund entlassen, traten Monate später erneut Beschwerden auf. Nun ist die Sache ausgestanden. Zumindest medizinisch. „Mir geht es wieder gut“, sagt er. Zugleich kann er seine Verwunderung über das, was geschehen ist, nicht verbergen. „Das ist doch unglaublich . . .“ hebt er an, um den Vorfall im Zeitablauf zu erzählen, und muss erst einmal stocken.

Recklinghäuser hatte Glück wie ein Sechser im Lotto

Mit Schmerzen war er im Ende 2010 zur Untersuchung ins Krankenhaus gegangen. Am 13. Dezember kam die Diagnose: ein bösartiger Tumor. Vier Wochen später war er operiert und hörte am 13. Januar von den Ärzten, es sei alles in Ordnung, er habe so viel Glück gehabt wie beim Sechser im Lotto. „Seit dem ist die 13 meine Glückszahl. Sie ahnen nicht, wie schnell ich das Telefon genommen und meine Frau angerufen habe.“ Glück hatte er, weil der Tumor nicht am Darmausgang saß, sondern in der Mitte. Die befallene Stelle wurde herausgeschnitten, die gesunden Teile zusammengenäht.

„Aber nach einigen Monaten spürte ich so ein Stechen und hatte Schmerzen“, erinnert sich Höcker. Vor allem wenn er auf der Seite lag. Eine Darmnachuntersuchung brachte keinen Befund. Erst als die Schmerzen so schlimm wurden, dass der Mann am 3. Juli 2012 in ein anderes, das nahe an seinem Haus gelegene Elisabeth-Krankenhaus in Süd ging, kam die Ursache an Licht. Bei einem CT entdeckten die Ärzte „verbliebene Fremdkörper“. Sie entpuppten sich als zweimal 30 Zentimeter Schlauch.

Nächtelang wach gelegen und sich Gedanken gemacht

„Als die Ärzte zu mir kamen, habe ich zu meiner Frau gesagt, pass auf, jetzt kommt der Hammer.“ Er hatte einen neuen Krebsherd befürchtet, so wie 15 Monate vorher habe er nächtelang wach gelegen, sich Gedanken gemacht „und alle Dinge geregelt. Da zieht das ganze Leben an einem vorbei.“ Seinen Augen und Ohren mochte er daher kaum trauen, als er erfuhr, was ihm solche Schmerzen bereitet hatte.

Heute ist die Welt für Egbert Höcker fast wieder in Ordnung. Mit Ehefrau Hildegard feierte er Goldene Hochzeit. Sein Verein, der FC Leusberg, den er seit 1980 führt, soll bald den ersehnten Kunstrasenplatz bekommen. Jetzt soll nur noch die Sache mit dem Krankenhaus abgeschlossen werden.