Haltern am See. . Die Dauercamper an der Blumenstraße müssen bis Ende 2012 ihre Standplätze wegen Überflutungsgefahr räumen. Vor allem das Abtransportieren der Wagen dürfte schwierig werden: Viele sind nach langem Stehen nicht mehr fahrtüchtig.

Jahrelang sind die Campingplätze an der Blumenstraße in Haltern am See zweite Heimat gewesen für Dauercamper aus dem Ruhrgebiet, die ihre Campingwagen und Vorzelte teils über 60 Jahre hinweg, Sommer wie Winter, fest auf dem Platz installiert hatten.

Umso größer ist jetzt deren Unmut, dass sie den Platz bis zum Ende des Jahres räumen müssen. Die Camper verlieren dadurch nicht nur einen festen Urlaubssitz oder jahrelang gewachsene Nachbarschaften. Sie stehen vor allem dem Problem des Abtransportes ihrer Wagen gegenüber. Diese seien nach langem Stehen oft gar nicht mehr fahrtüchtig. Man fühle sich zu alt an Lebensjahren, um noch einen neuen Platz auszumachen. Jahrelang habe man Zweitwohnsitz-Steuer gezahlt, jetzt müsse ad hoc geräumt werden. „Man gesteht uns nicht mal zu, dass unsere Standplätze langsam auslaufen“, kritisiert ein Camper. „Etwa bis 2015.“ Schon stehen Überlegungen im Raum, gegen das Vorgehen der Stadt zu klagen.

Ein Teil der Plätze liegt im Überschwemmungsgebiet

Diese Räumungen sind keine Laune der Stadt. Dahinter steht zum einen das Planungsziel der Stadt, ihre Eigenschaften als Freizeit-, Naherholungs- und Tourismusort auszubauen. Daher sollen die bestehenden Camping- und Wochenendplätze erhalten und planungsrechtlich gesichert werden. Zudem: „Es gibt Tendenzen seitens der Platzeigentümer, diese aufzulösen“, so der Stadtsprecher.

Grund sind zum anderen die neuen Überschwemmungsgebietsgrenzen (ÜSG), wie sie die Bezirksregierung Münster im Mai 2011 festlegte. Ein Teil der Plätze liegt im Überschwemmungsgebiet des Halterner Mühlenbaches. Darum sieht die Stadt Handlungsbedarf. „Wir müssen dort Maßnahmen ergreifen“, sagt Stadtsprecher Georg Bockey. Eine planungsrechtliche Sicherung der Campingplätze sei nicht möglich. „An der Blumenstraße gibt es klare Rückbauverpflichtungen.“

Dauercamper sehen exklusive Wohnbebauung als wahren Grund

Ein Umstand, der bei den Dauercampern „für Stimmung“ sorgt. Eine Hochwassergefahr hätten sie in 60 Jahren noch nicht erlebt. Sie sehen sich vielmehr von der Stadt vertrieben, damit dort Platz für eine exklusive Wohnbebauung geschaffen werde und verweisen auf die aktuelle Bebauung auf der gegenüber liegenden Seite des Mühlenbaches. Nachdem von der Bezirksregierung die Überschwemmungsgebietslinien neu festgesetzt wurden, entstehen dort auf drei Grundstücken eines Halterner CDU-Ratsherrn drei Wohnhäuser (wir berichteten). Die Stadt begründete das seinerzeit damit, dass der Bauherr Baurecht habe. Auf dem besagten Grundstück habe früher ein Bootshaus gestanden. Es gebe seit Jahren einen positiven Bescheid, dass das Bootshaus für Wohnraum umgebaut werden könne.

Für die Dauercamper ist das vor dem Hintergrund, dass sie ihre Plätze wegen Hochwassergefahr räumen müssen, nicht nachvollziehbar. „Fließt das Wasser um diese Grundstücke herum?“, fragen sie sich.