Recklinghausen. . Sogar für den Auftritt von Weltstar Cate Blanchett gibt’s noch Karten – dafür ist so mancher Kabarett-Abend bereits ausverkauft.
Gut ein Monat nach dem Vorverkaufs-Start der Ruhrfestspiele – und den ersten Tagen des großen Schlange-Stehens vor und in der Kartenstelle – ist’s ein guter Moment für eine Zwischenbilanz. Jetzt haben die Groß-Besteller, von den Gewerkschaften über Bildungswerke bis zu Reiseveranstaltern, geordert und teils auch Kontingente zurück gegeben.
Jetzt erhalten viele, die sich auf Wartelisten für ihre Wunsch-Vorstellung setzen ließen, die erfreuliche Mitteilung: Es gibt doch noch Karten. Für Reinhard Strehlau geht viel zu schnell der Satz um: „Alles ausverkauft!“ – „Blödsinn“, kontert der Geschäftsführer der Ruhrfestspiele. Selbst für das Gastspiel der Sydney Theatre Company mit Botho Strauß’ „Groß und Klein“ und mit Cate Blanchett in der Hauptrolle gibt’s noch genügend Karten.
Zum gestrigen Stichtag waren für die Vorstellungen im Großen Haus 70 Prozent der Karten verkauft, für’s Late Night-Kabarett 77 Prozent und für die Lesungen knapp 60 Prozent. Also selbst bei den traditionellen „Rennern“ des Festivals muss kein Fan verzagen. Und für das Kleine Theater kommen die Ruhrfestspiele einem vielfachen Zuschauerwunsch entgegen: „Wir haben für eine neue Bestuhlung gesorgt“, so Reinhard Strehlau. Und neu heißt nach der „Dauerkritik“ vor allem: bequemer.
Ein letztes Mal
Dennoch kündigt sich ein weiteres Erfolgsjahr der Intendanz von Frank Hoffmann auch mit einigen bereits ausverkauften Produktionen an: Das gilt für Tschechows „Onkel Wanja“ und „Die Möwe“, die beiden Inszenierungen des verstorbenen Jürgen Gosch. „Eigentlich gibt’s diese Produktionen ja gar nicht mehr“, wie Strehlau sagt. Die Ensembles kommen nur für diese vier Vorstellungen ein letztes Mal zusammen. So gefragt wie im Vorjahr Beethovens „9.“ sind auch die Konzerte mit Tschaikowskys „5.“ und der Neuen Philharmonie Westfalen: ausverkauft.
Alle anderen Produktionen im Großen Haus, versichert der Festspiel-Geschäftsführer, bieten teils noch „ganz gute Auswahl“. Für die Premieren-Inszenierung von „Krieg und Frieden“ des Leipziger Centraltheaters verspricht Strehlau „eine äußerst attraktive Besetzung – ich darf aber keine Namen verraten“, dazu ein aufwendiges Bühnenbild und eine extravagante Spieldauer von „vier bis fünf Stunden, vielleicht mit zwei Pausen“.
St. Pauli-Gastspiele ausverkauft
Für das Kleine Theater sind rund zwei Drittel der Karten verkauft. Beim Gastspiel des St. Pauli-Theaters mit Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ geht nichts mehr. Auch im Vorjahr hatten die St. Paulianer für ein frühes „Ausverkauft“ ihrer immerhin acht Vorstellungen gesorgt: Die gute, alte Hamburg-Connection wirkt eben seit 1946.
Insgesamt sieht der Geschäftsführer den Vorverkauf „auf einem ähnlichen Niveau wie in den beiden Vorjahren“. Der außerordentlich große „russische“ Schwerpunkt mit 26 Produktionen (doppelt so viele für Schiller 2011) war also nicht zu verwegen gesetzt. „Wir sind und bleiben ein Vorverkaufs-Festival“, sagt Reinhard Strehlau. Für 40 000 Stammkunden gab’s das rote Programm-Buch ins Haus geschickt. Bei welchen Produktionen sollten sich nun Kartenkäufer beeilen? Bei Gogols „Revisor“, der Auftakt-Inszenierung von Frank Hoffmann, beim „Kirschgarten“ von Luk Perceval und bei Katja Riemanns Liederabend „Winter. Ein Roadmovie“.