Recklinghausen. Das Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen, das auf adipositas-chirurgische Eingriffe spezialisiert ist, hat zwei ehemalige Doppelzimmer zu Adipositaszimmern umgestaltet. Es sollen die ersten Spezialzimmer für krankhaft Übergewichtige in ganz Nordrhein-Westfalen sein.

Karsten hat schon alles versucht: „Weight Watchers, Bewegung . . . Nichts hat funktioniert.” Sein enormes Übergewicht wurde der 42-Jährige mit den üblichen Methoden nicht los. Gesundheitsgefährdende 250 Kilo wog er bis vor kurzem, er klagt über Rückenschmerzen, kann kaum stehen. Nach jahrelangem Leidensweg schließlich entschied der Duisburger sich für eine operative Behandlung im Knappschaftskrankenhaus.

Menschen wie Karsten werden in der Klinik im Recklinghäuser Norden bereits seit einigen Jahren behandelt, allein auf etwa 200 adipositas-chirurgische Eingriffe komme man in diesem Jahr, sagt Prof. Dr. Martin Büsing, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Trotzdem mangelte es dem Hause bislang an für deren besondere Bedürfnisse hergerichteten Räumlichkeiten. So etwa sind die gängigen Krankenhaus-Betten nur für Patienten bis zu 160 Kilo zugelassen, und auch Hänge-WCs halten dem Gewicht stark adipöser Patienten – mit einem Body-Maß-Index von oftmals 35 und mehr – nicht immer Stand, die Betroffenen mussten mit Provisorien leben: mit Toilettenstühlen und (für sie) viel zu engen Zimmern. Die benötigten Spezialbetten schließlich wurden vom Knappschaftskrankenhaus bei Bedarf ausgeliehen.

Zimmer können am Samstag besichtigt werden

All das ist ab sofort nicht mehr nötig: Denn die Klinik hat für 175.000 Euro zwei ehemalige Doppelzimmer zu Adipositaszimmern umgestaltet: jedes von ihnen u. a. ausgestattet mit einem Spezialbett für Patienten bis zu 250 bzw. 350 Kilo, Kühlschrank, Flachbild-Fernseher, dazu ein geräumiges Bad mit ebenerdig zugänglicher Dusche und Stand-WC. Laut Prof. Dr. Martin Büsing handelt es sich um die ersten Spezialzimmer für krankhaft Übergewichtige in ganz Nordrhein-Westfalen. Beim „Adipositastag Ruhr” an diesem Samstag können Interessierte sich diese erstmals ansehen.

Einer der ersten, der eines der beiden modernen Einzelzimmer nutzen wird, ist übrigens Karsten. „Das geräumige Bett, die große Dusche... Dieses Zimmer”, sagt er, „bietet mir viel Erleichterung.”

Und zahlreichen anderen Adipösen, für die eine OP die letzte Hoffnung ist im Kampf gegen ihre Kilos, auch. Wie in Kürze Karsten bekommen die meisten von ihnen im Knappschaftskrankenhaus dabei einen so genannten Schlauchmagen: Ein Großteil des Organs wird bei diesem Eingriff entfernt, nur ein etwa 100 Milliliter fassenden Magenrest bleibt übrig. „Binnen ein bis zwei Jahren”, so Büsing, reduziert sich damit das Übergewicht um durchschnittlich 70 Prozent.”