Bottrop. Chefarzt am Knappschafts-Krankenhaus: Für „XXL-Patienten” wird bei Bedarf nachgerüstet.

Josefine W. wiegt 170 kg. Mit diesem starken Übergewicht wussten Ärzte und Schwestern bei ihrem Aufenthalt im Knappschafts-Krankenhaus (KKH) im Sommer 2008 nicht umzugehen, erklärt die Bottroperin, die sich damals diskriminiert fühlte. Auch hätten die Mediziner ihre Beschwerden nicht lindern können - die damals 50-Jährige litt unter Harnverhaltung und Nierenschmerzen. Ihr stellt sich nun die Frage, ob das KKH - menschlich und fachlich - der Aufgabe gewachsen ist, schwerst übergewichtige Patienten zu behandeln. Dieses Ziel verfolgt - die WAZ berichtete - Dr. Klaus Peitgen, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Was Josefine W. besonders aufbrachte: Weil im KKH eine Kernspin-Tomographie wegen der zu geringen Ausmaße des Gerätes nicht möglich war, erhielt sie den Ratschlag, sie solle sich selbst an den Zoo in Duisburg wenden, der mit Großgeräten ausgerüstet sei. Was nicht der Fall sei, wie die Bottroperin bei ihrem Anruf erfuhr.

Dr. Peitgen zieht eine andere Lösung vor: „Wir schicken schwergewichtige Patienten zum CT in die Radiologie der Krupp-Klinik nach Essen”, erklärt er. Ihr Gerät sei ausgelegt für Patienten bis 200 kg Körpergewicht. Aktuell werde für das KKH ein neuer Kernspin-Tomograph gebaut. Welches Körperformat dieses Gerät zulässt, ist Peitgen nicht bekannt.

Josefine W. wurde unter Verweis auf die Statik des Krankenhauses in ein Einzelzimmer verlegt. „Wir können diese Patienten nicht in jedem Zimmer unterbringen”,bestätigt Peitgen und zählt auf: „200 kg Mensch, Mobiliar, medizinische Ausrüstung - dann kommen schnell 2 bis 3 Tonnen Gewicht zusammen.” Mit dieser Belastung seien Zimmer in vielen Krankenhäusern überfordert, die vor einigen Jahrzehnten gebaut seien, dies habe er selbst vor eineinhalb Jahren überprüfen lassen und dabei auch die Zimmer gekennzeichnet, die stabil seien. Die üblichen Krankenbetten seien für eine Belastung von bis zu 180 kg ausgelegt. Bei einem höheren Gewicht müsse das KKH Spezialbetten bestellen. „Aus der Altenpflege abgeguckt” seien Hilfsmittel wie Toilettenstühle, die zur Verbesserung der Belastbarkeit über die Hänge-WCs geschoben werden, oder Patientenlifte.

Im Operationssaal kann Dr. Peitgen für XXL-Patienten eine Lagerungshilfe einsetzen, der Tisch selbst verträgt ein Gewicht von 250 kg. Patienten, die mehr wiegen, „würde ich überweisen an einen Kollegen, der sie behandeln kann.”

Der Chirurg ist überzeugt: „Wir werden vermehrt mit Adipositas zu tun haben.” Vor eineinhalb Jahren, erklärt Peitgen, habe er im KKH mit Schulungen begonnen und auf die speziellen - auch psychischen - Probleme von schwergewichtigen Patienten hingewiesen. Bis dieses Wissen jeden Mitarbeiter des Hauses erreicht hat: „Das braucht Zeit”, stellt er fest.