Marl. Dirk Langenbach regt sich nur auf, wenn er das Wort Steuerentlastung hört. Die letzte Steuerreform hat ihm genau das Gegenteil gebracht, nämlich eine Erhöhung der Zahlung um 250 Prozent.
Auf der Suche nach einer Erklärung hat er viel Bedauern gehört, schwer nachvollziehbare Steuertipps und Unverständnis. „Ich glaube, viele Steuerzahler haben noch gar nicht gemerkt, was da auf sie zukommt.”
Der Recklinghäuser hatte eine Ich-AG gegründet und sich damit innerhalb des „Leuchtenhofes" in Marl selbständig gemacht. 2007 durfte er von seinem Unternehmensgewinn den Freibetrag abziehen. Der Rest wurde mit der Steuermesszahl multipliziert (für ihn 1 Prozent), das Ergebnis wurde wieder mit dem Hebesatz multipliziert (in Marl 480 Prozent). Die Steuerreform änderte einen Faktor: Die Steuermesszahl steigt nicht mehr in fünf Stufen von 1 auf 5 Prozent, sondern wurde auf 3,5 Prozent vereinheitlicht.
Ruf nach Gerechtigkeit
Glück für die großen Zahler, Pech für die Kleinen. Pech auch für Dirk Langenbach. Doch der mochte sich damit nicht zufrieden geben: Er wandte sich an sein Finanzamt und an das Bundesfinanzministerium. Er sprach den Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe (SPD) an und den neuen Landrat Cay Süberkrüb. „Wo bleibt da die Gerechtigkeit”, beklagt er die Folgen der Steuerreform. Wenn erst einmal alle ihren Steuerbescheid hätten, dann wäre der Aufschrei groß.
Das glaubt sein zuständiges Finanzamt (Marl) nicht. Die Bescheide für 2008 liefen bereits „sehr umfangreich" und ohne Klagen. Der Tipp für den Steuerzahler: Die Gewerbesteuer lasse sich wieder bei der Einkommensteuer abziehen. Dirk Langenbach hat für sich bereits Konsequenzen gezogen: Er will dafür sorgen, dass er in diesem Jahr unter dem Freibetrag von 24.500 Euro bleibt. Das Finanzamt bezweifelt, dass das die optimale Lösung ist: „Er sollte sich das noch mal spitz durchrechnen.” Vielleicht bleibt ihm am Ende doch nichts anderes übrig als eine intensive Beratung durch einen Steuerberater. „Bislang habe ich das alles selber in die Hand genommen, um Ausgaben zu sparen.”