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Alle Städte des Kreises stehen tief in der Kreide – an sich nichts Neues. Allerdings warten sie auch auf Geld, denn manche Bürger und Firmen zahlen nicht, seien es Gewerbe-, Grund- oder Abwassersteuer, Kindergartenbeiträge, Bußgelder oder die Steuer für den lieben Hund.
Manche Städte beklagen dann auch die von Jahr zu Jahr schlechter werdende Zahlungsmoral. Waltrops Kämmerer Wolfgang Brautmeier: „Wir warten auf mehr als 850 000 Euro aus dem Jahr 2010.“ Zudem sind ein Gerichtsvollzieher und zwei Innenbeamte im Einsatz, die darüber hinaus versuchen, an 750 000 Euro Forderungen aus 2009 zu kommen. Auch die Stadt Datteln beschwert sich über die nachlassende Bereitschaft der Bürger, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Allerdings war es der Stadt nicht möglich, ihre Forderungen zu beziffern. Stadtsprecher Dirk Lehmanski: „Wir können diese Daten nicht zur Verfügung stellen, weil es mehrere Tage dauern würde, diese zusammenzutragen, wie unser Kämmerer Hans-Dieter Kober mitteilt.“
Recklinghausen hat die höchsten Außenstände
Wie zu erwarten, hat die Kreisstadt mit den meisten Bewohnern auch die höchsten Außenstände. Recklinghausen wartet zurzeit auf 9,7 Mio Euro. 7,4 Mio davon sind im Vollstreckungsverfahren. Drei Gerichtsvollzieher versuchen, die Gelder einzutreiben. Allein 5,3 Mio Euro stehen von etwa 1200 Gewerbetreibenden aus.
Platz zwei belegt Marl. Dort sind es etwa 5 Millionen Euro. Rang drei belegt Herten mit mehr als 3,5 Mio Euro. Etwa zwei Drittel davon sind ausstehende Gewerbesteuern, der Rest verteilt sich auf Grundbesitzabgaben, Vergnügungssteuer und diverse kleinere Posten.
Nicht überall herrscht eine schlechte Zahlungsmoral
In Haltern am See stehen Bürger und Unternehmen mit rund 3 Millionen Euro in der Kreide. Von einer schlechten Zahlungsmoral könne aber keine Rede sein, betont Stadtsprecher Georg Bockey. „Zwei Wochen nach der Zahlungsaufforderung folgt die erste Mahnung, zwei Wochen darauf drohen wir mit dem Gerichtsvollzieher. In den meisten Fällen reicht das aus.“
Relativ entspannt ist auch Olfens Kämmerer Heinz Limberg: „Mit 600 000 bis 700 000 Euro Verbindlichkeiten liegen wir im unteren Bereich. Auch die Zahlungsmoral in Olfen ist nicht so schlecht.“ Und wieder einmal ist es die Gewerbesteuer, die den größten Brocken der ausstehenden Einnahmen macht. Doch in Olfen seien dies Forderungen insolventer Firmen, die man wohl nur noch abschreiben könne.
Die Stadt selber zahlt immer schnell
Auf der anderen Seite sind sich alle Städte einig: Ihre Rechnungen zahlen sie so schnell wie möglich. „Haltern achtet darauf, hat die Priorität, dass insbesondere Handwerker ihr Geld pünktlich erhalten“, so Bockey. Paul Niehues, Leiter der Halterner Finanzverwaltung, ergänzt: „Nach Prüfung der Rechnung und Anweisung durch das dementsprechende Fachamt geht das Geld drei Tage später raus.“
Was auch Waltrops Kämmerer so sieht: „Handwerker werden sofort bezahlt. Nur wenn es strittige Rechnungen gibt, kann es länger dauern.“ Zahlungen an Kreis, Land oder Bund entzögen sich automatisch einer „Verzögerungstaktik“, da diese nach Bockeys Aussage „sowieso intern verrechnet werden“.