Recklinghausen. .

Zwei junge Frauen wollten den Erfolg und wurden Unternehmerinnen. Die 28-jährige Felizitas Jockenhöferist und die 29-jährige Johanna Gebauer gründeten vor vier Jahren in Recklinghausen das Geschäft „Grafik hoch 2“.

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Das kommt immer noch vor. Dass jemand den Laden betritt und fragt: „Kann ich mal den Chef sprechen?“ Felizitas Jockenhöfer stört das nicht. Sie antwortet: „Da sprechen Sie schon mit.“ Die 28-Jährige ist zusammen mit Johanna Gebauer (29) Jungunternehmerin – und äußerst erfolgreich.

Zwei Frauen, die’s geschafft haben, die aus der Not eine Tugend machten. Die um ihre Karriere gekämpft haben und heute sagen: „Wir haben’s geschafft, wir haben alles richtig gemacht.“ Die eine geboren in Dorsten-Wulfen, die andere in Herten-Westerholt, zusammen gründeten sie vor vier Jahren in Recklinghausen eine eigene Existenz, mit dem Geschäft „Grafik hoch 2“.

Bitteres Jahr der Arbeitslosigkeit durchlitten

Beide Geschäftsführerinnen und Mediengestalterinnen durchlitten zuvor ein bitteres Jahr der Arbeitslosigkeit. Jockenhöfer: „Wir schlugen uns mit Gelegenheitsjobs durch, bis Johanna sagte: Es reicht.“ Dann ging alles ganz schnell.

Beide Jungunternehmerinnen haben eine gute Ausbildung. Realschulabschluss, Fachabitur: „Dann fanden wir keinen Ausbildungsplatz.“ Bei beiden half das Arbeitsamt, bot einen Grundausbildungslehrgang an, inklusive Betriebspraktikum. Es folgten drei Jahre Ausbildung in einer Werbeagentur und einer Druckerei. Auf der Berufsschule lernten sich Johanna und Felizitas auch kennen. Bei beiden lief alles glatt, bis kurz nach der Ausbildung die jeweiligen Betriebe dicht machten.

Beide Frauen hielten sich mühsam mit Aushilfsjobs über Wasser. Nach einem enervierenden Jahr besuchten sie ein Existenzgründerseminar.

Frauen und Karriere

"Möglichkeiten, Familie und Karriere zu kombinieren, sind begrenzt. Wir brauchen Flexibilität in der Arbeitswelt." Evelyn Köster (33), Theaterwissenschaftlerin, Mitinhaberin „Tausendschön“-Floristik. Foto: Rainer Raffalski / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Für die berufliche Karriere muss eine Unmenge an Rahmenbedingungen stimmen. Bei mir hat das geklappt, weil die Familie mitgespielt hat." Anne Heck-Guthe (58), Waltroper Bürgermeisterin (SPD). Foto: Rainer Raffalski / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen Karriere machen, ist immer noch nicht in allen Branchen gegeben." Gabriele Bültmann (50), Geschäftsführerin des Bildungszentrum des Handels. Foto: Reiner Kruse / WAZ Recklinghausen © WAZ
"Manche Strukturen sind nicht optimal für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber ob eine Frau Karriere macht, liegt auch an ihr." Maria Siegert-Terzaki (41), Gynäkologische Chefärztin.
"Eine Frau, die unbedingt Karriere machen will, kann das auch. Hat sie Kinder, ist sie aber stärker gefordert als Männer  in  dieser Situation." Uta Heinrich (59), Ex-Bürgermeisterin von Marl. Foto: Reiner Kruse © WAZ
"In den Jahren, in denen die Männer Karriere machen, bringen die Frauen ihre Kinder zur Welt." Eveline Brinkert (55), Unternehmerin aus Haltern, Europ. Unternehmensbotschafterin. Foto- WAZ: Reiner Kruse © WAZ
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Johanna Gebauer erinnert sich lächelnd: „Und das war noch nicht zu Ende, da hatten wir schon Geschäftsräume angemietet.“ Zuerst nur zur Untermiete, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Denn zum Grundprinzip der beiden Geschäftsfrauen gehört es bis heute: vorsichtig sein und vernünftig, gerade in finanziellen Dingen.

Startkapital von den Eltern geliehen

Das Startkapital liehen sie sich von den Eltern, um die notwendigsten Maschinen zu kaufen: „Ab dann haben wir erst wieder investiert, wenn Geld reinkam.“ Ein Konzept, das aufging: „Nach zwei Jahren hatten wir unsere Schulden abgezahlt, sind seitdem in den schwarzen Zahlen.“

Ihr Geschäftskonzept ist eine pfiffige Mischung aus Werbeagentur und Werbetechnik. Besonders erfolgreich sind die Unternehmerinnen beim Verkauf von individuellen Geschenkartikeln wie T-Shirts mit flotten Sprüchen oder Tassen mit witzigen Fotos. So richtig reich werden sie damit (noch) nicht, „wichtig war uns aber vor allem die Freude am Beruf“, sagt Johanna Gebauer. Das kostet: Zeit. Ein Zehnstundentag ist Alltag. Aber: Sie sind ihr eigener Chef. „Wir müssen nie jemanden fragen. Toll.“