Marl. .

Mit einer Großaktion haben die Ordnungsämter versucht, die Straßenprostitution an der B225 zu unterbinden. Seit Wochenanfang läuft das Geschäft dort wieder. Manche Beobachter sagen, es sei weniger geworden. Aber das will die Polizei nicht bestätigen.

Vieles hat sich übers Wochenende nicht geändert. Gut möglich, dass es so bleibt wie es ist. Nämlich genau so, wie sich manche Bürger aufgeregt haben. Die Groß-Aktion dreier Ordnungsämter gemeinsam mit der Polizei haben nur vorübergehend etwas auf der Bundesstraße 225 zwischen Marl und Recklinghausen bewegt. Nur so lange, wie ein „Platzverweis“ wirkt. Seit Wochenbeginn läuft die Straßenprostitution im Drei-Städte-Eck weiter. Manche Beobachter sagen, es sei weniger geworden. Aber das will die Polizei nicht bestätigen.

Für sie ist die Lage ohnehin erst einmal geklärt: Die Frauen, inzwischen fast ein Dutzend, haben ordnungsgemäße Papiere, verstoßen gegen keinerlei Recht, machen keinen Ärger. Profis eben. Und der Verdacht, sie gingen nicht freiwillig ihrem Gewerbe nach, ständen unter Druck, möglicherweise sogar unter Zwang – dieser Verdachte konnte bei keiner der Kontrollen in den letzten Wochen bestätigt werden. Kein Grund für die Polizei, an der Bundesstraße einzugreifen.

Polizei sieht keine Hinweise auf strafrechtliche Verstöße

Unter Handlungszwang sahen sich dagegen Recklinghausen, Marl und Herten, nachdem der Verkehr auf der B 225 erheblich zugenommen hatte und sich die Nachfragen von Medien häuften. Um nicht den Eindruck zu erwecken, man nehme die Beschwerden (unsittliches Treiben, moralische Gefährdung von Kindern und Verschmutzung von Flur und Wald) untätig zur Kenntnis, griffen die drei Ordnungsämter ein, klappten das Ordnungsbehördengesetz auf (Paragraf 24) und wandten das Polizeigesetz (Paragraf 34) an: Platzverweis. Mit welcher Begründung, das konnte das Presseamt der Stadt Marl (das die Öffentlichkeit informierte) nicht sagen. Es verwies auf die Polizei, die wiederum erklärte, keine Platzverweise ausgesprochen zu haben und verwies auf die Städte.

Tatsächlich habe man „keine Handhabe für rechtliche Maßnahmen“, erklärte Michael Franz, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Recklinghausen. Man werde aber weiterhin kontrollieren. Doch weil es bisher „keinen Hinweis auf strafrechtliche Verstößen“ gegeben habe, liege die Vermutung nahe, dass auch die nächsten Kontrollen nichts anderes erbringen.

In Dorsten hatte es sich irgendwann von selbst erledigt

Aber würden häufige Kontrollen nicht dazu führen, dass das unerwünschte Gewerbe sich wieder verzieht? So gehe das nicht, erklärt Michael Franz. Es gelte auch hier der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Auch das vielfache Anhalten und Anfahren vom Mehrzweckstreifen aus ist bislang noch nie ein Grund gewesen, regulierend einzugreifen. In diesem Jahr war die Zahl der Verkaufsstände auf den angrenzenden Feldern drastisch angestiegen. Erdbeeren waren besonders begehrt, nun hat die Kürbiszeit begonnen. Warnende Stimmen vor einer unübersichtlichen Verkehrssituation gab es schon vor Monaten, doch die Behörden holten das Instrument des Platzverweises erst heraus, als jetzt die Moral ins Spiel kam.

Ob sich die Lage an der Bundesstraße wieder ändert? Ein Stück weiter, auf der B 225 am Ortseingang Dorsten, hatte es vor Jahren auch Aufregung gegeben, als Prostituierte für viele neugierige Autofahrer sorgte. Plötzlich war wieder Ruhe. Heute würden die Frauen nur gelegentlich gesehen, berichten Pendler. Eine Situation, die man nur hinnehmen könnte, sagt die Polizei. Gesetzesverstöße gebe es nicht. Nicht alles, was einigen Menschen missfalle, könne mit Hilfe von Gesetzen untersagt werden.