Recklinghausen. .
Von unten sieht man nichts. Doch oben wird geerntet: Strom aus der Sonne. Gewonnen auf dem Dach der Turnhalle am Theodor-Heuss-Gymnasium in Recklinghausen-Süd.
Die Sonne strahlte, als Hildegard Wehling und Peter Möller den symbolischen Roten Knopf drückten und ein Glas Sekt leerten: „Das ist ein guter Tag im besten Sinne des Wortes“, freute sich Peter Möller. Der pensionierte Lehrer gehört zu den Initiatoren der Gesellschaft, die die neue Photovoltaik-Anlage trägt. Es ist die „2. BürgerSolar“ in Recklinghausen – vor knapp einem Jahr hatte der erste Verein dieser Art seine Solaranlage in Betrieb genommen. Sie steht auf dem Dach der Wertstoffsammelstelle am städtischen Betriebshof. „Damals wie heute hatten wir keinerlei Probleme, genügend interessierte Bürger zu finden, die privates Kapital zusammenlegen und ein Stück Energie-Zukunft mitfinanzieren.“
83 Gesellschafter hatten im letzten Jahr 265 000 Euro investiert, nun sind es 69 Akteure und 240 000 Euro. „Wir konnten gar nicht alle Wünsche erfüllen, an manchen Stellen mussten wir die uns angetragene Summe reduzieren, damit möglichst viele Interessenten dabei sein konnten“, so Möller. Für ihn ist die Bürger-Anlage auf dem Süder Dach – die Schule selbst betreibt seit fünf Jahren bereits eine eigene Photovoltaik – ein weiterer Beweis dafür, dass viele Recklinghäuser verstanden haben, wo die Zukunft der Energieversorgung liegt. „Eine gute Sache zu unterstützen und dabei auch noch Geld zu verdienen“, das ist insgesamt das Hauptargument für die Gesellschafter. Beim Verdienen verspricht die BürgerSolar nichts, „aber mit viereinhalb bis fünf Prozent dürfen die Investoren rechnen“, schätzt Hildegard Wehling, die mit Möller die Geschäfte der 2. BürgerSolar führt.
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Möglich macht diese Rendite das Gesetz über die Einspeisevergütung für Solarstrom. Das steht gerade in der Kritik, weil die Stromversorger wegen der wachsenden Beträge für die boomende Sonnenenergie für 2011 Erhöhungen des Strompreises angekündigt haben. „So wie das gerade diskutiert und in den Medien berichtet wird, müssen wir uns ja bald wie Geächtete fühlen“, sagte nachdenklich einer der Gesellschafter bei der Inbetriebnahme der neuen Anlage, die im Jahr rund 66 500 Kilowattstunden Strom liefern soll, genug für etwa 22 Haushalte.
Peter Möller betonte gleichwohl, er sei „völlig gelassen“ und von der Richtigkeit dieses Weges überzeugt: „Es gibt für unsere Energieversorgung keine andere Zukunft“, versicherte er. Die Atomenergie, deren Meiler-Laufzeit gerade verlängert werden soll, sei jedenfalls keine Alternative: „Die Endlagerung des Mülls ist ungelöst. Und das Drama geht ja schon beim Abbau des Uran-Erzes in Afrika oder Australien los. Dabei werden, wie wir inzwischen wissen, die Arbeiter hochgradig gefährdet.“
So sieht es auch Manfred Rübesamen aus Süd, der mit 80 Jahren der Älteste im Bunde der Solar-Gesellschafter ist: „Es ist nie zu spät, sich um die Zukunft zu kümmern. Es geht ja auch um unsere Kinder und Enkel“ sagte er. Und Peter Möller macht direkt weiter: Am Montag hat er den Vorvertrag für die nächste Bürger-Solar auf dem Dach des Stadthauses A, das gerade renoviert wird, unterschrieben.