Marl/Vest. .

In der Marler Paracelsus-Klinik erläuterten Experten, wie Erkrankungen unseres beweglichsten Gelenks behandelt werden.

Das hat sich Gisela Vorfahr (66) an diesem Dienstagabend fest vorgenommen: Künftig, verriet die Marlerin am Rande des WAZ-Medizinforums in der Kapelle der Paracelsus-Klinik über „Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Schulterbeschwerden“, wolle sie wieder mehr auf ihre Körperhaltung achten. Auf dass sie ihre Schulterschmerzen so schnell wie möglich wieder los wird . . .

Denn unser Schulter, erfuhren die Forumsbesucher von Dr. Lars-Christoph Linke (40), dem Chefarzt der Orthopädie im Hause, ist ein Gelenk, das im Gegensatz etwa zur Hüfte vorwiegend durch die Muskulatur stabilisiert wird. Damit ist dieses Gelenk zwar sehr beweglich, aber auch weniger stabil. Weshalb manchmal auch eine falsche Haltung schmerzhafte Folgen für die Schulter haben kann.

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Die häufigsten Schulterbeschwerden und ihre Behandlungsmöglichkeiten erläuterte Linke dabei in einem anschaulich gehaltenen Vortrag (siehe auch Zweittext). Da gibt es zunächst das „Impingement-Syndrom“, die häufigste Erkrankung des Schultergelenks: Insbesondere bei Überkopfbewegungen ist die Rotatorenmanschette – das Dach des Schultergelenks, das sich aus vier Muskeln und deren Sehnen zusammensetzt – eingeklemmt. „Es reibt und knackt“, so Linke. Bei Betroffenen kann eine chronische Schleimbeutelentzündung entstehen. Viele klagen über starke Schmerzen, vor allem nachts und im Liegen. Zudem kann die Muskelmanschette auf Dauer ausdünnen, Risse bekommen. Was hilft? „Krankengymnastik, Ultraschall, Wärme- und Kälteanwendungen. Und wenn dies alles nicht greift: eine Operation.“

Auch Betroffene mit einer „Kalkschulter“ — bei der die Muskelmanschette infolge einer Minderdurchblutung der Sehne verkalkt, meistens bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren – sollten es zunächst mit konservativen Therapien versuchen, rät Linke. Stoßwellen, Tiefenbestrahlung, entzündungshemmenden Spritzen . . . Doch wenn die Schmerzen damit auf Dauer nicht verschwinden . . .?

Einigen Anwesenden ist die Angst vor einer OP sichtlich anzumerken, eine Frau im Raum spricht es sogar offen aus. Die Entscheidung für oder gegen so einen Eingriff, entgegnet Linke, treffe letztlich jeder Patient selbst. Aber er könne die Anwesenden auch beruhigen: „Eingriffe an diesem Gelenk bedürfen überwiegend nur eines kleinen Schnittes.“ Gut zu wissen.

Und sonst? Erfuhren die Forumsbesucher zum Beispiel auch, dass die „Schultersteife“, die gehäuft bei Diabetikern auftritt, oftmals von selbst ausheilt. Dass sich insbesondere bei einem akuten Riss der Rotatoren-Manschette infolge eines Unfalls eine Operation binnen der ersten vier bis sechs Wochen empfiehlt. Und dass Operieren allein nie genügt, um seine Schulter wieder fit zu bekommen. Dies machte der zweite Referent des Abends, Dr. Daniel Bücheler (41), den Anwesenden eindringlich klar.

Das Ziel einer jeden Rehabilitation, so der Chefarzt der Rehaklinik am Berger See in Gelsenkirchen-Buer, sei es, „die muskuläre Balance mit harmonischem Bewegungsablauf wiederherzustellen“. Mit Hilfe von Kälte-, Wärme- und Wassertherapie, Muskel(wieder)auftbauraining und einem „individuell und realistisch festgelegten Therapieziel“.

Bei Gisela Vorfahr übrigens hatte Bücheler das Hauptproblem rasch erkannt: „Ihr Kopf muss wieder weiter nach hinten. . .“ – Manchmal kann Hilfe auch ganz einfach sein.