Recklinghausen. .

Ist bei Ihnen noch alles im Fluss? Gut. Aber: Mit zunehmendem Alter nimmt die Gefahr, dass unsere Blutgefäße sich verengen, also verkalken, zu.

Ein Problem, das die meisten Menschen ignorieren – bis irgendwann Beschwerden auftreten. Und genau diese waren Thema der gut besuchten WAZ-Medizin-Matineé am Sonntagmorgen im Prosper-Hospital: „Gefäßerkrankungen: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten“ lautete der Titel.

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Ein Thema, bei dem es im schlimmsten Falle sogar um Leben und Tod gehen kann; dies machte der anschaulich gehaltene Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Wambach (62), Chefarzt der Medizinischen Abteilung am Hertener St. Elisabeth-Hospital, zum Auftakt deutlich. Über die „Koronare Herzkrankheit“ sprach der Kardiologe nämlich, auf die sich „über 30 Prozent aller Todesfälle in Deutschland zurückführen lassen“. Häufigste Ursache dieser Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße, die zu starken Herz-/Brustschmerzen führen, im plötzlichen Herztod oder im Infarkt münden kann, sind verengte Herzkranzgefäße infolge von Ablagerungen in den Gefäßwänden.

Was derlei als Arteriosklerose geläufige Verkalkung begünstigt? Nun, neben dem schon erwähnten Lebensalter ist vor allem unser Lebensstil dafür verantwortlich, so Wambach: Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, ein hoher LDL-Cholesterin-Wert stellen für die Blutgefäße eine erhebliche Belastung dar, außerdem Diabetes. Das Tückische: „Der Prozess so einer Verkalkung dauert Jahre bis Jahrzehnte.“ Weshalb wir uns (zu) lange in Sicherheit wiegen. Doch: „Herzkranzgefäße sind keine Gartenschläuche“, betonte Wambach, sondern im Durchmesser nur zwei bis vier Millimeter dick . . .

Doch was lässt sich tun, wenn diese Benzinleitungen unseres „Motors Herz“ zu gehen oder es schon sind?

Viel, so Wambach. Neben der Gabe durchblutungsfördernder Medikamente und der Bypass-OP biete insbesondere die interventionelle Kardiologie Hilfe: So lassen sich verschlossene Herzkranzarterien mit Ballonkathetern, per Führungsdraht in den Bereich der Verengung geschoben, wieder eröffnen. Stents – kleine, oft beschichtete und so den Langzeiterfolg verbessernde Gefäßstützen aus Metall – halten die Gefäße offen.

Besonders Erfolg versprechend, so Wambach, sei diese Methode beim akuten Infarkt. Dessen Symptome? Atemnot, Engegefühl in der Brust mit Ausstrahlung in den Unterkiefer („Manche glauben, sie hätten Zahnschmerzen“), bei Frauen oft Bauchschmerzen, Erbrechen.

Nun sind die Herzkranzgefäße ja nicht die einzigen Blutgefäße, die verstopfen können. Und so ging Dr. Willy-Gunth Stöhr (53), Radiologischer Oberarzt am Prosper-Hospital, in seinem Vortrag nach einer ausführlichen Erläuterung der diagnostischen Methoden zur Erkennung einer Gefäßverengung (Ultraschall, CT, MRT, Angiografie) und ihrer Vor- und Nachteile schwerpunktmäßig auf die „Schaufensterkrankheit“ ein. Bei dieser haben Betroffene infolge einer Verkalkung in den Beinarterien zunehmend stärkere Beschwerden beim Gehen. Bis sie irgendwann nur noch „von Schaufenster zu Schaufenster“ gehen können.

Doch mittels der Angiografie kann der Radiologe helfen , die Durchblutungsstörung zu beheben. Wie der Kardiologe, kann auch er das verengte Gefäß per Ballon aufweiten und per Stent offen halten. „Nach so einem Eingriff“, so Stöhr, „haben wir dann wieder eine kleine Autobahn geschaffen.“ – Anders ausgedrückt: Es ist wieder alles im Fluss.