Herten/Gelsenkirchen. .
Gleichungen gehen auf, sie stimmen. Von daher könnten Herten und Gelsenkirchen beste Chancen haben mit ihrer Bewerbung nach der Formel „Solarstadt + Wasserstoffstadt = Innovation City“. Passt das Motto, winken lockere zwei Milliarden.
Diese Summe hat der Initiativkreis Ruhr ausgelobt und damit einen Wettbewerb um die Kommune angestoßen, die zur Niedrigenergiestadt mit Modellcharakter werden soll, zu einem Ort, der nachhaltig, vital, im umfassenden Sinne lebenswert und zukunftsfähig sein soll.
Klingt sehr theoretisch, soll aber ganz praktisch werden. In alten Zechensiedlungen etwa, die zu Energiespar-Wohnquartieren umgebaut werden, auf bisherigen Brachflächen, auf denen sich dazu passende Firmen ansiedeln, in Stadtvierteln, die mit Hilfe von Wärmepumpen, Solaranlagen und Windrädern umweltfreundlich beheizt und mit Strom versorgt werden.
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Herten und Gelsenkirchen haben sich für die Bewerbung mit einem die Stadtgrenze überschreitenden Projektraum zusammengetan: Westerholt, Bertlich, Langenbochum und Paschenberg auf Hertener Seite, Hassel und Scholven in Gelsenkirchen. Bürgermeister Dr. Uli Paetzel und Oberbürgermeister Frank Baranowski (beide SPD) setzten am Montag im Hertener Wasserstoff-Zentrum auf der ehemaligen Zeche Ewald öffentlich ihre Unterschriften und die Bewerbung, für die in dieser Woche die Frist abläuft.
„Wir setzen auf regenerative Energie, Gelsenkirchen auf Solar, Herten auf Wasserstoff. Und wir sind unter den Bewerbern das einzige interkommunale Projekt. Das gibt uns gute Chancen“, strahlte Baranowski Zuversicht aus. Für Paetzel zählt über den Wettbewerb hinaus, dass die Nachbarn schon länger eng kooperieren: Ein gemeinsames Handlungskonzept für die Stadtteile rechts und links des ehemaligen Bergwerks Lippe ist beschlossen. „Die Vorbereitung der Bewerbung hat unserer Zusammenarbeit noch einmal einen besonderen Schub gegeben“, lobt Hertens Stadtbaurat Volker Lindner.
Mit im Boot ist auch die RAG Montan Immobilien. Deren Chef Prof. Dr. Hans-Peter Noll durfte zwar nicht mit unterschreiben, versicherte aber, dass Flächen wie die Kokerei Hassel, Bergmannsglück oder Schlägel & Eisen im Sinne des Wettbewerbs eingebracht werden.
Tatsächlich haben Herten und Gelsenkirchen ein Projektgebiet zu bieten, das geradezu ideal für den Wettbewerbszweck scheint, geht es doch darum, das alte Ruhrgebiet in eine Zukunft zu transformieren, die mit dem Klimawandel ebenso fertig werden kann wie mit den Folgen der demografischen Entwicklung. „Wir gehen nicht mit einem neu zu errichtenden Quartier an den Start wie andere Städte, sondern mit vorhandenen Siedlungen. Sie fit zu machen, ist eine Aufgabe, die sich im Ruhrgebiet immer öfter stellt“, sagt Baurat Volker Lindner.
Die Stadtentwicklung werde durch die Tatsache, dass die Städte schrumpfen und ihre Bevölkerung im Schnitt älter wird, vor neue Herausforderungen gestellt. „Das betrifft jedoch die Wirtschaft ebenso. Deshalb sind Unternehmen sehr an Innovation City interessiert.“ Alle Aspekte träfen sich in Hassel, Scholven, Westerholt und Bertlich geradezu wie in einem Brennglas.