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Auf Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) sind Hausärzte landauf, landab zurzeit gar nicht gut zu sprechen, das gilt auch für die Allgemeinmediziner im Vest.

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Da ist zum Beispiel Dr. Hans-Friedrich Meyer (58). Der Sprecher der Hausärzte im Marler Arztnetz (MAN) bezeichnet das geplante Sparpaket der Bundesregierung als „einen Angriff auf die Hausärzte“. Sollten Röslers Pläne tatsächlich umgesetzt werden, die Vergütung bei neuen Hausarztverträgen abzusenken, hätte dies über kurz oder lang „eine deutliche Verschlechterung des Versorgungssystems“ zur Folge, warnt Meyer. Und das, wo es noch vor kurzem politische Absicht gewesen sei, „die Qualität der Hausarztversorgung zu steigern“. Und auch entsprechend zu vergüten . . .

Dass die Bundesregierung genau das nun nicht tun will, bringt auch Dr. Siegbert Teichert (50) in Rage. Der Beruf des Hausarzt, so der Oer-Erkenschwicker, werde durch Röslers Sparpläne für den medizinischen Nachwuchs „noch unattraktiver“. Und das habe „fatale Folgen“.

65 Prozent der Hausärzte sind 50 Jahre und älter

Was Teichert meint, ist Folgendes: Im Kreis Recklinghausen sind aktuell 65 Prozent der insgesamt 338 Hausärzte 50 Jahre und älter, ein Viertel ist sogar schon über 60. In den nächsten ein, zwei Jahrzehnten werden also etwa zwei Drittel der hiesigen Allgemeinmediziner ihre Praxis aufgeben. Teichert: „Und Schätzungen zufolge wird nur jede dritte bis vierte davon neu besetzt.“ Womit die hausärztliche Vor-Ort-Versorgung – noch liegt sie im Kreis bei 112,4 Prozent – nicht mehr gewährleistet wäre . . .

Für Dr. Michael Bergmann (60), alteingesessenen Allgemeinmediziner aus Recklinghausen, bedeuten die Röslerschen Sparpläne derweil vor allem die Abkehr von einer an sich guten Idee. Mit den Hausarztverträgen nämlich sollten Allgemeinmediziner gegenüber den Fachärzten gestärkt werden – „im Sinne einer Lotsenfunktion“.

Denn indem die Versicherten sich – freiwillig – verpflichten, zunächst ihren Hausarzt zu kontaktieren, sollten die Allgemeinmediziner den einzelnen Patienten besser kennen, besser betreuen und so ggf. gleich an den richtigen Facharzt überweisen können. Und dafür, so die Idee, bekommen sie deutlich mehr Geld als den üblichen Regelleistungssatz der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). In Westfalen-Lippe liegt der übrigens bei 32,40 Euro. Pro Patient, pro Quartal.

Doch auch wenn sich die Allgemeinmediziner von den Politikern „schlecht behandelt fühlen“, so Dr. Michael Bergmann: Noch planen er und seine 337 Kollegen im Kreis nicht, in den Streik zu treten. Vielmehr, so der Recklinghäuser setzte man auf Vermittlungsgespräche mit Politikern, insbesondere den Bundestagsabgeordneten aus der Region. Und auch die Patienten, so Dr. Siegbert Teichert, wolle man mit ins Boot holen: „Wir werden ihnen die Versorgungsvorteile eines Hausarztvertrages näherbringen.“ Mit der Techniker Krankenkasse, der IKK und der BKK gibt es dabei schon unterzeichnete und daher von den aktuellen Sparplänen bis 2013 unangetastet bleibende Hausarztverträge.

Sollten alle Proteste gegen die Röslerschen Sparpläne indes erfolglos bleiben, drohen Patienten im Vest wohl doch Praxisschließungen – „im September“, so Bergmann. Auf dass die Allgemeinmediziner doch noch bekommen, was ihnen versprochen wurde.

Denn: „In Zeiten, wo Techniker schon für die Anfahrt bezahlt werden“, so Bergmann, „da können wir zum Beispiel nicht zum Nulltarif Hausbesuche machen.“

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