Erstmals steht im Netz, wer genau wieviel bekommt. Zwei fast verschiedene Meinungen

Vest. Subventionen im Bergbau, Subventionen in der Landwirtschaft. Wenn irgendwo Unterstützungsgelder fließen, polarisiert das, denn immer gibt's mindestens zwei Meinungen. Die jetzt von der Bundesregierung veröffentlichte Liste mit all' den Empfängern von Agrarsubventionen hält sich zwar an eine EU-Verordnung, sorgte bei denen, die da namentlich mit Punkt und Komma und auf den Cent genau benannt worden sind, aber auch für Irritationen. Gefragt hatte sie niemand.

260 Euro „Ackerprämie” darum geht's im Kern bei den Bauern. Grünfläche, landwirtschaftliche Nutzfläche. Egal, 260 Euro pro Hektar. Veröffentlicht, damit besser kontrolliert werden kann, ob die Gelder sinnvoll ausgegeben werden, wie es heißt. Eine eigenartige Definition.

Haltern ist spitze

EU-Gelder für das Vest

Vest. Mit EU-Geldern werden Agrarprodukte subventioniert. Aber nicht nur. 2008 erhielt Haltern 12 473 € für den Dorfplatz Lavesum als inte-grierte ländliche Entwicklung.

Datteln. 104 Betriebe erhalten Geld. Das Haus Vogelsang kassierte 65 515,33 Euro. Landwirt Schulte Hubbert 58 820,39 Euro und Ernst Abendhardt 51 040 Euro.

Haltern am See. 195 562,17 Euro erhält Thomas Döpper und steht damit an der Spitze im Kreis. 191 Zuweisungen aus Brüssel sind ebenso spitze.

Herten. 24 Betriebe werden unterstützt. Dirk Feldhaus erhält 68 569 Euro, Karl Godde 36 110,10 Euro und Otto Schedding 35 765,07 Euro.

Marl. 111 Betriebe wurden gefördert. Angeführt von Walter und Anette Vogt: 88 917 Euro.

Oer-Erkenschwick. 42 Betriebe erhalten Geld. 396 554,72 Euro gab es für den Fleischhändler Pro Food. Top-Landwirt ist Klemens Ludbrock: 104 198,75 Euro.

Olfen. 115 Betriebe erhalten EU-Gelder. Franz Schulze-Kökelsum ist top und bekommt 62 179,87 Euro.

Recklinghausen. 81 Betriebe werden gefördert. Top ist Möller-Kleverbeck mit 101 466,14 Euro. Der Naturschutzbund bekommt 231,94 Euro.

Waltrop. 74 Betriebe erhalten Geld. Wilhelm Sißmann führt mit 65 973,24 die Liste an.

„Ich habe nichts zu verbergen. Von mir aus kann jeder wissen, wie hoch die Subventionen sind, die ich bekomme”, sagt etwa Hermann Leineweber. Der 37-jährige Voller-werbslandwirt aus Marl-Frentrop beackert auf seinem Hof knappe 55 Hektar und wird dafür jährlich mit 13 700 Euro unterstützt.

Mais, Weizen und Gerste, das ist, was Leineweber anbaut und gleich wieder an die 100 Sauen und etwa 1000 Ferkel und Mastschweine verfüttert. „Reicht aber nicht aus. Ich muss noch allerlei Futter zukaufen und hänge daher auch am Getreidepreis.”

Treibstoff, faire Bezahlung der Mitarbeiter, vor allem Energiekosten – das geht ins Geld. Ställe müssen beheizt und die heranwachsenden Ferkel mit speziellem Rotlicht versorgt werden. Natürlich kann Leineweber die Unterstützung aus Brüssel gut gebrauchen, „aber ohne die Prämien würde es auch gehen”.

Mit den 1,55 Euro, die heute für das Kilo geschlachtetes Schweinefleisch gezahlt werden, kann er leben. Was ihn ärgert, sind die Dieselpreise, da hätten etwa die holländischen oder französischen Kollegen klare Vorteile. Allgemeines Jammern versteht Leineweber nicht. „Wenn's nicht reicht, muss man versuchen, seine Leistung zu steigern.”

Andere Voraussetzungen hat Johannes Lackmann (49). Der führt in Recklinghausen-Stuckenbusch einen Hof aus dem Jahre 1750, „an dem natürlich mein Herz hängt”. Ursprünglich war Lackmann Milchbauer, von den 40 Pfennigen, die er 1988 an einem Liter verdiente, konnte er leben. „Heute kostet die Produktion 22,5 Cent, der Preis, den wir bekommen, liegt aber nur noch bei 22 Cent.”

Milch, die könne er wirtschaftlich nicht mehr erzeugen, ohne die 10 000 Euro aus Brüssel wäre schon lange Feierabend. Vor Jahren schon haben sich die Lackmanns mit hohem finanziellem Risiko ein zweites Standbein geschaffen, längst überlegen sie aber, sich voll auf die Haltung von Pensionspferden zu konzentrieren.

Das ist mitunter gefährlich. Für Pferde gibt's keine Unterstützung, Pferdepensionen werden besteuert. Und sollte die Mehrwertsteuer nach dem neuen Rekordminus im Bund wirklich auf 20, 21 oder mehr Prozent steigen, müsste auch Lackmann die Preise erhöhen, was bei der Kundschaft wahrscheinlich schlecht ankäme. Dann könnte es eng werden.

Hätte er die Wahl, Lackmann würde auf Subventionen verzichten und als Milchbauer arbeiten. „Faire Preise für Produkte, das wäre was.”

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