Vest. Das neue Steinkohlekraftwerk in Datteln beschäftigt die Gemüter seit einer Woche wie selten zuvor.

Das war bei Bekanntwerden der Baupläne noch anders. Beim vergleichsweise zügigen Genehmigungsverfahren hatte man in der Kanalstadt seinerzeit eher den Eindruck, das Kraftwerk würde mal eben so durchgewunken. Bis auf die lokalen Grünen – und damit die üblichen Verdächtigen bei allen umweltrelevanten Themen – regte sich in keinem kommunalpolitischen Lager der Widerstand. Der Gegenwind blies dem Projekt umso stürmischer aus Waltrop, dem gallischen Dorf im Ostvest, und aus Richtung BUND entgegen. Auch das Landwirtepaar, das die Stadt Datteln vor Gericht ziemlich blass aussehen ließ, wohnt – in Waltrop.

Wie mutig es wirklich war, ein Normenkontrollverfahren anzustrengen, durchzuhalten und schließlich gar zu gewinnen, zeigte sich so richtig nach Bekanntwerden des Urteils. Es waren teilweise äußerst unqualifizierte Angriffe, denen die Zwei sich ausgesetzt sahen. Dabei haben sie nur ihr Recht in Anspruch genommen – und Recht bekommen. Außerdem haben die Landwirte nicht gegen den Energieriesen Eon geklagt, sondern gegen die Stadt Datteln und deren Bebauungsplan 105. Das wird gerne mal verwechselt. Dass Eon im Nachgang ins Schleudern kommen könnte, ist Folge des Urteils.

Wenn heute beklagt wird, dass da wegen einer privaten Klage Millionen in den Sand gesetzt worden sein könnten und obendrein Leute fragen, wer das bezahlen solle, sind die Jammerer schlecht informiert. Denn: Eon baut seit Februar 2007 auf eigenes Risiko.

Sollte das Kraftwerk, was aber keiner so wirklich glaubt, niemals ans Netz gehen: Am AKW-Standort Kalkar, wo nie Atomstrom erzeugt wurde, ist ein Freizeitpark entstanden . . .

Und sonst? Haben wir Zahlen und Zählen um Wahlen nach dem Wahltermin verfolgt. Landrat und Kreistag sind amtlich, kommen aber im Wahlprüfungsausschuss erneut unter die Lupe. Waltrop hat klare Verhältnisse und ein amtliches Endergebnis. Bürgermeisterin Anne Heck-Guthe (SPD) ist Gewinnerin. Vielleicht auch wegen ihrer aufrechten Gangart, was ihren Widerstand beim in Datteln gepriesenen New-Park angeht. Oder ihre Haltung zur Kohleeinhausung in Datteln.

Womit wir dann wieder beim gallischen Dorf im Ostvest wären.