Marler Ausstellung zeigt 50 Jahre künstlerische Gestaltung des Ruhrgebietes
„Wenn das Ruhrgebiet eine besondere Leistung im Bereich der modernen und zeitgenössischen bildenden Kunst vollbracht hat, dann auf dem Gebiet der künstlerischen Gestaltung einer durch die moderne Industrie zergliederten Gesellschaft.” Damit verweist das Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl auf die Ausstellung „50 Jahre künstlerische Gestaltung des Ruhrgebiets”, die im Zusammenhang mit zwei weiteren in Ahlen und Herne unter dem Oberbegriff „Industrial Land Art im Ruhrland” läuft.
Das Marler Museum widmet sich ganz der historischen Entwicklung der „Industrial Land Art”. Dabei nimmt die Ausstellung Ereignisse und Initiativen unter die Lupe und verfolgt deren Entwicklungen. Wie „junger westen” (1959 bis 1960), Werner Ruhnau aus Gelsenkirchen (1955 bis 1970), Gruppe B1 (1968), Smithson und die Bechers im Ruhrgebiet (1968), Marl „Stadt und Skulptur” (1970 und 1972), Essen „Szene Rhein-Ruhr 72”sowie die Serra-Diskussionen in Bochum und Marl, um nur einige zu nennen. Während sich die Künstlerzeche „Unser Fritz 2/3 sich mit der „gRenzüberschreitung 2” (12. September bis 11. Oktober) beschäftigt, zeigt das Museum in Ahlen „Die Künstlergruppe B1 und die Folgen” (23. August bis 25. Oktober).
Die drei Ausstellungen sind allerdings auch ein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Kulturhauptstadt 2010, also auch kultur-politisch zu verstehen. Man befürchtet nämlich, dass die Kunst im (und aus dem) Ruhrgebiet letztendlich zu kurz kommt. „Wir wollen der Kulturhauptstadt 2010 zeigen, dass das Ruhrgebiet Kunst hat, die nicht zu übersehen ist”, so Dr. Uwe Rüth, einer der Initiatoren der Austellung und ehemalige Leiter des Marler Skulpturenmuseums. „Das Ruhrgebiet ist auf der einen Seite immer ein Magnet für Künstler gewesen. Es hat aber auch immer von innen heraus gewirkt.”
Denn im Ruhrgebiet habe sich sehr früh ein besonderes Bewusstsein für die Verantwortung der Kunst in der Mit- und Umgestaltung des eigenen Lebensraumes entwickelt. „In den Nachkriegsjahren entstanden Künstlervereinigungen wie der „junge westen” und eine äußerst lebendige Theater- und Kunstszene, durch die Städte Recklinghausen und Gelsenkirchen bis in die 70er Jahre hinein zu herausragenden Kunstzentren wurden”, erklärt Rüth.
Ein Höhepunkt der Ausstellung im Skulpturenmuseum dürfte ein Film sein, den die Regisseurin Dana Savic jetzt erstellt hat. „Kunst bahnt Wege – vom B1-Projekt zur Kulturhauptstadt” heißt das Video. Entstanden ist es aus Archivmaterial, das beim Regionalverband Ruhr (RVR) lagerte. Dabei handelte es sich um ungeschnittenes, unvertontes Filmmaterial, entstanden bei einer Busfahrt am 16. Oktober 1969 über die A40, damals noch B1, das die Regisseurin verarbeitet hat. Es zeigt junge, heute zum Teil bekannte Gesichter aus der Künstlerszene der 60er Jahre im Ruhrgebiet und den „in seiner agilen Art unverkennbaren Thomas Grochowiak”, der damals nicht nur die Museen in Recklinghausen, sondern auch das in Oberhausen leitete. „Macht aus dem Ruhrgebiet ein Kunstwerk” war die Forderung der illustren Gesellschaft aus Künstlern, Museumsleitern, Politikern und Journalisten. In der Kulturhauptstadt 2010 soll das seinen vorläufigen Höhepunkt finden.