Velbert. . Der führerscheinlose Aushilfsfahrer des Bürgermeisters wird sich laut Staatsanwaltschaft bald vor Gericht verantworten müssen. Pikant: Er kontrollierte die Lappen der Kollegen. Prekär: Den Mann selbst hat niemand überprüft. Der Vorfall stößt der Stadt Velbert sauer auf.

Wenn der Kontrolleur ohne Kontrolle ist, kommt es bisweilen zu unkontrollierten Auswüchsen: Der Aushilfs-Chauffeur der Stadt Velbert, der acht Jahre lang ohne Fahrerlaubnis unterwegs war, war gleichzeitig für die Überprüfung der Führerscheine von mehreren Hundert Verwaltungsmitarbeitern verantwortlich.

Vorwurf der Fahrerflucht

Das Prekäre: Ihn hat niemand überprüft. „Das ist das Problem und ärgert uns total“, sagt Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach. Der Mann, der seit 2002 bei der Stadt angestellt ist, sei immer mit dem Auto zur Arbeit gekommen, „da sind wir einfach davon ausgegangen, dass er das auch darf“, so Blißenbach. Durfte er auch, bis 2004: Da wurde ihm nämlich sein Führerschein für mehrere Monate entzogen, einen neuen hat er nie beantragt. Im selben Jahr begann der Mann, der eigentlich in einem anderen Verwaltungsbereich tätig ist, als Aushilfsfahrer zu arbeiten – unklar ist indes, ob vor oder nach dem Führerscheinentzug.

Aufgefallen war der 36-Jährige erst, als er Ende April während einer Dienstfahrt einen Unfall mit Blechschaden verursacht hatte. Nun ermittelt die zuständige Staatsanwaltschaft Wuppertal. „Die Stadt Velbert wertet derzeit die Fahrtenbücher aus acht Jahren aus, damit wir nachvollziehen können, wie oft der Mann ohne Führerschein gefahren ist“, sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert auf WAZ-Anfrage. Für jede einzelne Fahrt müsse der Stadtangestellte rein theoretisch mit einer Geld- oder einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr rechnen. „Dazu wird es so natürlich nicht kommen, das Gericht wird ein zusammenfassendes Urteil fällen“, so Baumert. In ein bis zwei Monaten etwa werde sich der Chauffeur ohne Führerschein vor dem Kadi verantworten müssen, u. a. auch wegen Fahrerflucht, wie Baumert hinzufügt. Denn der 36-Jährige war nach dem Unfall davongefahren, hatte aber immerhin eine Visitenkarte vor Ort hinterlassen.

Die Stadt hat gelernt. Blißenbach: „Seit dieser Geschichte wird bei uns nach dem Vier-Augen-Prinzip kontrolliert.“ Übrigens: Der Haupt-Chauffeur, der u. a. den Bürgermeister sowie die Dezernenten von A nach B bringt, hat – ebenso wie ein zweiter Aushilfsfahrer – eine Fahrerlaubnis, betont der Sprecher.