Velbert. Neugegründete Bürgerinitiative sammelt 1000 Unterschriften gegen Pläne der Stadt Velbert. Anwohner fordern kleinere Flüchtlingsheime.

Der Aktenordner, der auch dem Esstisch liegt, ist schon ziemlich gut gefüllt. Oliver Hafke hat darin seine Unterlagen zum Thema „Geplante Flüchtlingsunterkunft an der Langenberger Straße/Heimstättenweg gesammelt. Gemeinsam mit anderen Anwohnern hat der Velberter eine Bürgerinitiative gegründet. Sie wollen den Bau einer Großunterkunft für 200 Geflüchtete auf dem 6000 Quadratmeter großen Grundstück verhindern.

Velberter erfuhren aus der WAZ von den Plänen

Aus der WAZ hatten die Anwohner von den Plänen der Stadt erfahren. „Wir hätten es besser gefunden, wenn wir nicht erst aus der Zeitung von den Plänen gelesen hätte, die Stadt hätte auch im Vorfeld auf uns Anwohner zukommen und das Gespräch suchen können“, sagt Oliver Hafke im Gespräch mit der WAZ.

Nicht generell gegen eine Flüchtlingsunterkunft

Der Bürgerinitiative geht es nach eigenen Worten nicht darum, den Bau einer Flüchtlingsunterkunft auf dem Grundstück Langenbergerstraße/Heimstättenweg generell zu verhindern. „Uns geht es um die Dimension des Ganzen“, so Hafke. Geplant, soviel hat er bei der Stadt bereits erfahren, seien zwei große dreistöckige Wohnhäuser in denen 200 Menschen untergebracht werden sollen. „In der ganzen Umgebung gibt es nur Einfamilienhäuser, in deren Gärten hätten die künftigen Bewohner der Unterkunft dann den freien Blick“, führt Hafke aus.

Eine Großunterkunft mit Zäunen wie an der Velberter Talstraße lehnt die Bürgerinitiative ab.
Eine Großunterkunft mit Zäunen wie an der Velberter Talstraße lehnt die Bürgerinitiative ab. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kleinere Einrichtung bevorzugt

Auch den Anwohnern sei bewusst, dass die Stadt Velbert Flüchtlinge unterbringen müsse und dass dafür Platz benötigt werde. „Velbert hat viel geeignetere Grundstücke“, sagt Hafke, will diese aber nicht unbedingt nennen. „Hier vor Ort gibt es eine Pizzeria, einen Kiosk und ein Autohaus. Weit und breit kein Supermarkt oder Discounter, wo die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft die Dinge des täglichen Bedarfes einkaufen könnten“.

Wenn aber auf dem Grundstück schon gebaut werden solle, dann könnten sich die Anwohner mit einer kleineren Einrichtung für rund 50 Bewohner abfinden. „Es ist auch erwiesen, dass es in größeren Einrichtungen ab 50 Personen häufiger zu Straftaten kommt“, so Hafke, der sich informiert hat. So seien 2023 in allein in den Monaten Januar bis September in Flüchtlingseinrichtungen ab 50 Personen in Deutschland 20017 Straftaten registriert worden. „Wir möchten hier in unserer Nachbarschaft keine Großunterkunft, die mit Stacheldraht umzäunt ist, mit einem Wachdienst 24 Stunden vor Ort“, sagt Oliver Hafke. Kleinere Einrichtungen trügen zudem zur Integration der Menschen bei.

Unterschriften gesammelt

Wenige Tage nach Bekanntwerden der Pläne hatten sich die Anwohner in einem der Gärten getroffen und die Gründung der „Bürgerinitiative Langenberger Straße/Heimstättenweg“ beschlossen. In der Whatsapp-Gruppe sind mittlerweile rund 100 Personen versammelt. 700 Unterschriften gegen die Pläne hat die Initiative der Stadtverwaltung überreicht, mittlerweile sind noch 300 weitere dazu gekommen. Die Bürgerinitiative will sich auch rechtlichen Beistand holen. Weitere Infos unter: Langebergerheimstaettenwegbi@gmail.com.

Ursprünglich war Wohnbebauung geplant

Der Rat der Stadt Velbert hatte auf seiner Sitzung am 23. April der Verwaltung grünes Licht gegeben, den Bau von zwei neuen großen Flüchtlingsunterkünften zu planen - weil auch in den kommenden Jahren mit der Zuweisung von Flüchtlingen gerechnet werden muss. Dezernent Jörg Ostermann hatte den Ratsmitgliedern die Pläne vorgestellt. Eine feste, dauerhafte große Unterkunft könnte demnach eben an der Langenberger Straße / Heimstättenweg entstehen. Die Bauzeit soll rund zweieinhalb Jahre betragen. Das Grundstück ist im Besitz der WoBau, rund 6000 Quadratmeter groß und war eigentlich für Wohnbebauung vorgesehen. Eine weitere vorübergehende Flüchtlingsunterkunft aus Containern soll im Industriegebiet entstehen.

Die Stadtverwaltung, so Sprecher Hans-Joachim Blißenbach, plant für die nächsten Wochen eine Informationsveranstaltung für die Bürger.