Langenberg/Neviges. Das Berufskolleg Bleibergquelle bietet einen besonderen Kurs, der regen Zulauf hat. Was die Teilnehmer dort für einen spannenden Beruf lernen.

Was haben eine mongolische Pferdekopf-Geige, afrikanische Stammesmasken und handgefertigte Stoffschuhe aus einem kroatischen Dorf gemeinsam? Richtig, zunächst einmal nicht viel. Und doch liegen all diese Gegenstände - und noch viele andere mehr - auf einem Tisch in einem Unterrichtsraum des Berufskollegs Bleibergquelle.

Sie gehören den Studentinnen und Studenten, die hier für ihren zukünftigen Job als Lehrende an einer Internationalen Schule ausgebildet werden. Zwei Jahre lang finden die Kurse an der Bleibergquelle statt, danach geht es für weitere zwei Jahre an die Universität im niederländischen Meppel.

Der Unterricht findet auf Englisch statt

Und genau dieser Schritt steht für die zehn jungen Erwachsenen nun an. Der Unterricht ist vorbei, es folgen Prüfungen, dann der Wechsel ins Nachbarland. Klar, dass es da zum Abschluss nochmal einen besonderen Unterricht geben muss. „Die Studierenden repräsentieren heute verschiedene Länder“, erläutert Lehrerin Petra Halfmann. „Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren sehr intensiv mit kultureller Sensibilität auseinander gesetzt. Nun wollen wir reflektieren - und ein bisschen feiern.“

Lara präsentiert der Klasse eine mongolische Pferdekopf-Geige: Zur Abschlussveranstaltung vor den Prüfungen haben die Studierenden Objekte aus anderen Kulturen mitgebracht, die sie ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen vorstellen.
Lara präsentiert der Klasse eine mongolische Pferdekopf-Geige: Zur Abschlussveranstaltung vor den Prüfungen haben die Studierenden Objekte aus anderen Kulturen mitgebracht, die sie ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen vorstellen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Unterricht, und folgerichtig auch die Abschlussveranstaltung, findet auch auf Englisch statt, die Themen sind vielfältig. So geht es etwa um so genannte „third culture kids“: „Das sind Kinder aus Familien, die viel reisen, etwa von Diplomaten“, erläutert Petra Halfmann. Diese Kinder werden in verschiedenen Kulturen groß, wechseln oft die Schule. Mit ihnen umzugehen, erfordert besondere Kompetenzen.

„Wir haben aber auch gelernt, dass es zwischen einzelnen Kulturen jede Menge Unterschiede gibt, die man erst gar nicht so richtig wahrnimmt, die man aber nicht ignorieren darf“, beschreibt Ferdi, warum ihm der Kurs so gut gefällt. „Unser Fazit: Man muss miteinander reden, so können Missverständnisse und Probleme verhindert werden.“

Praxisbezogenes Studium kommt bei den Studierenden gut an

Was den Studierenden durch die Bank weg gefällt, ist der Aufbau des Studiums: „Ich mag es, dass wir bereits in einer sehr frühen Phase Praktika machen“, sagt Lasse. „Das ist an den Unis nicht üblich. Da geht es erst am Ende ins Praktikum. Und wenn ich dann merke, dass der Umgang mit Kindern doch nichts für mich ist, dann habe ich viel Zeit vergeudet.“

An der Bleibergquelle gebe es dagegen schon früh die Gelegenheit auszuprobieren, ob der Beruf auch wirklich der richtige für einen sei. Und ja, „es gibt immer mal wieder einzelne Studierende, die danach einen anderen Weg gehen“, sagt Petra Halfmann. Die meisten aber, fährt die Lehrerin fort, „ziehen durch bis zum Ende“.

Zu einer Abschlussfeier gehört natürlich ein Buffet: Auch hier haben die Studierenden in Rezeptbüchern unterschiedlicher Länder und Kulturen geblättert.
Zu einer Abschlussfeier gehört natürlich ein Buffet: Auch hier haben die Studierenden in Rezeptbüchern unterschiedlicher Länder und Kulturen geblättert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch nicht nur diese frühe Entscheidungshilfe kommt bei den Studierenden gut an - von denen übrigens die wenigsten aus der Region stammen. Viviane und Vivien etwa sind sich einig: „Es ist schön, dass der Unterricht hier sehr praxisbezogen ist und dass wir das Gelernte in jedem Land anwenden können.“

Auch ohne Vorkenntnisse ist der Stoff verständlich

Sie fühle sich nicht überfordert, fährt Viviane fort: „Der Stoff ist schon tiefgründig, aber wir lernen eben nur so viel, wie wir für Unterricht bis zur sechsten Klasse brauchen.“ Sie habe zum Beispiel lange keinen Musikunterricht gehabt und befürchtet, dass sie nun im Studium - Musik ist ein Schwerpunkt - richtig komplizierte Inhalte vorgesetzt bekommen würde.

„Auch hier gehen wir eher auf die Praxis ein“, bestätigt Petra Halfmann. „Wir zeigen den Studierenden zum Beispiel Musikspiele und solche Sachen - also auch Inhalte, die einfach in Klassen umzusetzen sind.“ Das hat auch Viviane gemerkt: „Niemand muss Angst haben, dass man hier nicht mitkommt“, bestätigt sie.

Von den Niederlanden geht es in die Welt

Nun geht es für die Klasse bald geschlossen in die Niederlande. In Meppel treffen sie dann auf rund 100 weitere Studierende, zwei Jahre lang dauert die Phase im Nachbarland. Und dann? „Ich will erst viele verschiedene Länder kennenlernen“, sagt Malin, eine der wenigen Studierenden in dem Kurs, die tatsächlich aus der Nähe kommen (Wuppertal) stellvertretend für alle.

Und dann wartet ein Job an einer Internationalen Schule, denn die Nachfrage steigt, Jobs sind also fast garantiert. Außerdem böten diese Schulen einige Vorteile, die Regelschulen - auch in Deutschland - nicht bieten könnten: „Kleinere Klassen, fantastische Ressourcen“, zählt Malin auf, lacht und ergänzt: „Und mehr Ferien.“

ITEPS + e an der Bleibergquelle

ITEPS - die Abkürzung steht für „International Teacher Education for Primary Schools“, also internationale Lehrerausbildung für die Grundschule. Das zusätzliche „e“ steht für die Ausbildung zum Erzieher. Die Kooperationsvereinbarung mit der Universität Meppel hat das Berufskolleg Bleibergquelle im November 2018 unterzeichnet.

Wer sich über das Programm informieren möchte, kann am Donnerstag, 16. Mai, an die Bleibergstraße kommen. Das Berufskolleg bietet dort ab 17 Uhr eine Infoveranstaltung zu ITEPS an. Weitere Informationen gibt es auch im Internet auf der Seite der Schule: www.bbkbleibergquelle.de.