Velbert-Mitte. Maryam ist vor 18 Monaten nach Deutschland gekommen. Bei der Velberter SG hat sie ihre sportliche Heimat gefunden. Ihr Trainer ist begeistert.

Fröhliches Gewusel herrscht in dem kleinen Trainingsraum im Sportzentrum. Hier noch eine Weste festzurren, da eine Wasserflasche verstauen, noch ein bisschen quatschen. Dann müssen die Eltern raus, Maryam übernimmt. In ihrem weißen Dobok - so heißt der Kampfanzug im Taekwondo - steht sie vor den gut zwei Dutzend Kindern und Jugendlichen und beginnt mit dem Training.

Das Besondere daran ist nicht einmal, dass Maryam gerade erst 15 Jahre alt ist, nein. Sie ist erst vor anderthalb Jahren aus dem Iran nach Velbert gekommen. „Maryam ist top“, lobt ihr Chef, seine Augen strahlen. Christian Geelen ist Abteilungsleiter Taekwondo bei der Velberter SG und ganz begeistert von dem jungen Mädchen: „Sie strahlt eine Autorität aus, das ist Wahnsinn. Du denkst, da steht eine Erwachsene. Die Kinder sind voll auf sie fixiert.“

Anfängertraining und Vertretung für die Kollegen

Zwei Mal in der Woche kümmert sich die Teenagerin um die Anfänger. Eigentlich. „Sie springt auch für mich ein, wenn ich mal nicht beim Training sein kann“, sagt Christian Geelen. „Das ist für mich natürlich eine super Entlastung.“ Denn nicht immer könne er pünktlich Feierabend machen. „Oder wenn ich im Stau stecke, dann brauche ich mir keinen Kopf zu machen. Wenn Maryam einspringt weiß ich, dass das Training gut wird.“

Stolzer Abteilungsleiter: Christian Geelen von der Velberter SG ist begeistert von Maryam.
Stolzer Abteilungsleiter: Christian Geelen von der Velberter SG ist begeistert von Maryam. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Doch die 15-jährige Gymnasiastin (NEG) bringt nicht nur anderen ihren Sport nahe. Sie ist auch selbst aktiv. Mit 8 Jahren hat sie angefangen, seit sechs Jahren ist sie auf Wettkämpfen aktiv. „Das ist mein Leben“, sagt sie strahlend. „Wenn ich trainiere, macht das den Kopf frei.“ Fünf Mal in der Woche steht sie selbst auf der Matte.

Maryams Trainer ist begeistert vom Potenzial der 15-Jährigen

„Sie hat jetzt schon den 2. Dan“, erläutert Christian Geelen - also zwei Mal den schwarzen Gurt -, während Maryam einer kleinen Kämpferin dabei hilft, ihre Trainingsweste wieder richtig zu befestigen. „Sie hat richtig Potenzial.“ Beim BGN-Pokal, dem hauseigenen Turnier der Velberter SG, „hat sie die amtierende Deutsche Meisterin ihrer Altersklasse deutlich besiegt“.

Maryam schaut genau hin, schließlich sollen die beiden Jungs die Übung auch richtig ausführen. Dass sie Ahnung hat, ist nicht von der Hand zu weißen: Bereits zwei Mal hat sie erfolgreich die Schwarzgurt-Prüfung abgelegt.
Maryam schaut genau hin, schließlich sollen die beiden Jungs die Übung auch richtig ausführen. Dass sie Ahnung hat, ist nicht von der Hand zu weißen: Bereits zwei Mal hat sie erfolgreich die Schwarzgurt-Prüfung abgelegt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Ja, stimmt die so Gelobte ganz bescheiden zu, „die Turniere laufen ganz gut“. In Belgien holt sie Platz zwei, freut sich jetzt auf die Reise zu einem weiteren Wettkampf in Serbien. „Ich bin schon ein wenig aufgeregt und hoffe, dass ich mit einer Medaille zurückkomme.“

Dank an Förderer und Unterstützer

Dass solche Reisen überhaupt möglich sind, funktioniere natürlich nicht ohne Unterstützung, sagt Christian Geelen. „Wir bedanken uns bei allen Förderern und Unterstützern, besonders bei der Heimstatt-Stiftung und der VSG.“ Reisen zu Weltranglistenturnieren seien für Talente wichtig - aber eben auch kostenintensiv. „Aber das lohnt sich“, ist der Taekwondo-Chef der VSG sicher. „Maryam ist erst 15, da kommt noch einiges.“

Es läuft für Maryam: Sportlich hat sie bereits gezeigt, was sie kann, unter anderem die Deutsche Meisterin ihrer Altersklasse deutlich besiegt.
Es läuft für Maryam: Sportlich hat sie bereits gezeigt, was sie kann, unter anderem die Deutsche Meisterin ihrer Altersklasse deutlich besiegt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Diese Turniere sind etwas absolut Besonderes für mich“, freut sich Maryam denn auch. „Und sie machen riesig Spaß.“ Und sie weiß, dass das alles nicht selbstverständlich ist: „Ich bin sehr dankbar dafür, was die Trainer und der Verein für mich machen“, sagt sie. „Diese Unterstützung hat mir sehr geholfen.“

Zurück zum Training: Wenn Maryam ein Kommando gibt, reagieren die Kinder sofort. Keine Diskussion, keine Albereien. „Manchmal“, sagt sie lachend, „ist der Job als Trainerin nicht ganz einfach. Aber wenn ich Spaß habe, dann läuft es auch.“ Und die Kinder hören auch auf sie, fährt sie fort - und fügt zwinkernd an: „Meistens.“