Velbert. Vor dem Wuppertaler Landgericht muss sich ein 28-Jähriger verantworten, der mehrfach Menschen in der Öffentlichkeit angegriffen hatte.

Nach Gewalt in der Öffentlichkeit und Drohungen im privaten Umfeld steht ein 28 Jahre alter Mann aus Velbert vor Gericht. Der Beschuldigte gilt nach einem vorläufigen, ärztlichen Gutachten als psychisch erkrankt. Einem Zimmernachbarn in einer Asyleinrichtung soll er angekündigt haben: Er werde ihm den Kopf abschneiden; er wolle ein Messer dafür benutzen. Der Mann sitzt für den Prozess vorläufig in einer geschlossenen Klinik.

Chronologie

Die vorgeworfenen Taten sollen im September 2022 begonnen haben. Bis März 2023 hab es eine Zuspitzung gegeben. Weitere Vorfälle sind nicht Teil des Verfahrens, wegen Geringfügigkeit.

Der Antrag der Staatsanwaltschaft auf Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Klinik stammt vom Jahresbeginn 2024. Ende Februar 2024 ließ das Landgericht den Mann festnehmen und vorläufig in ein geschlossenes Landeskrankenhaus bringen.

Die Staatsanwaltschaft beantragt: Das Landgericht Wuppertal soll ihn auf Dauer einweisen, zum Schutz der Allgemeinheit. Zum Verhandlungsbeginn schwieg der Mann zum überwiegenden Teil der Vorwürfe. Als er sich dennoch in die Zeugenbefragungen einmischte, drohte der vorsitzende Richter ihm an: Er werde ihn aus der Verhandlung ausschließen. Es folgte ein lautes Wortduell zwischen den Männern; mit weiterem Ins-Wort-Fallen durch den Beschuldigten.

Wahllos Passanten in Velbert angegriffen

Die schwerwiegendsten Vorwürfe betreffen Gewalt gegen Passantinnen und Passanten. Tatort sollen ein Gehweg, ein Supermarkt-Parkplatz und ein Kinderspielplatz gewesen sein: Eine Frau habe er ohne erkennbaren Anlass an der Kleidung gezogen, bespuckt und auf eine Fahrbahn gestoßen, sodass sie hinfiel. Zu einem Autounfall sei es durch Glück nicht gekommen, weil vorbeikommende Fahrer ausweichen konnten. Einen Mann soll er in den Rücken getreten haben. Vor einer Frau, die ein Kind auf dem Arm trug, habe er bedrohlich mit einer Holzlatte herumhantiert - bis sie ihn anschrie. Danach habe er das Werkzeug fallen lassen. Auf demselben Spielplatz soll er acht Wochen später erneut aufgetaucht sein. Zeugen hatten ihn erkannt und aus sicherer Entfernung mit einem Handy fotografiert, wie er auf einer Schaukel sitzt.

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Autos mit Steinen beworfen

Gekannt haben sollen die Verletzten den Mann nicht. In zwei der insgesamt neun Fälle geht es um Sachbeschädigung an Autos: Der 28-Jährige habe an einer Ampel einen Stein und bei anderer Gelegenheit eine Flasche auf ein Fahrzeug geschleudert. Der Schaden: mehr als 2000 Euro. Dazu ließ der Mann seinen Anwalt erklären. „Dass er mal eine Flasche aus einem Gebäudefenster geworfen haben soll - das kann sein.“

Der Mann aus Velbert muss sich vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.
Der Mann aus Velbert muss sich vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten. © dpa | Oliver Berg

Die Drohung mit dem Messerangriff soll sich im September 2022 in einem Asyl-Wohnheim ereignet haben: Mit dem zehn Jahre älteren Geschädigten lebte er in einem Zimmer. Einem Sicherheitsmitarbeiter habe er gleichfalls die Enthauptung angedroht. Dieser Mann rief die Polizei.

Mehrfach schwarzgefahren

Beide Heimbewohner haben als erste Sprache das im Iran verwendete Farsi. Im Gericht sprechen sie fließend Deutsch - auch miteinander, wenn der Beschuldigte dem Zeugen ins Wort fällt: „Das stimmt alles nicht, was der sagt.“

Das Gericht werde es sich dennoch anhören, stellte der vorsitzende Richter klar. Mitten im Austausch schweift der 28-Jährige ab: Man gebe ihm regelmäßig 50 Euro, damit er einkaufen könne. Damit sei er nicht einverstanden. Es sei der Grund, warum er sich keine Zugtickets kaufen könne. So sei es zu zwei Schwarzfahrten im Fernverkehr gekommen. Die Taten sind ebenfalls Teil der Vorwürfe.

Weitere Zeugen werden gefragt

Der Geschädigte aus dem Asylheim schaute sichtlich überrascht, als das Gericht einen Dolmetscher neben ihn am Zeugentisch platzierte. Ohne Hilfe nötig zu haben beschrieb er in zurückhaltenden Worten seinen Zimmernachbarn als schwierig: „Er ist laut. Und ich habe ihn aufgefordert, aufzuräumen. Er sollte sauber machen.“ Auf Nachfrage des Gerichts stellte er klar: Es ging um Hygiene und um Putzen im Zimmer.

Das Gericht will den Zeugen kommenden Montag, 22. April, weiter befragen. Dann will er ein Video mitbringen, das den Beschuldigten zeigt. Der Abschluss des Prozesses ist für Mai vorgesehen.

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