Langenberg. Rosemarie und Herbert Gehlert aus Velbert-Langenberg feiern heute Eiserne Hochzeit. Ihre Liebesgeschichte begann jedoch in Cambridge.
Fröhlich geht es zu im Hause Gehlert, Rosemarie (88) und Herbert (92) lachen gerne und viel. Dieser Tage haben beide dazu auch noch einen besonderen Grund, denn heute vor 65 Jahren haben die Langenberger geheiratet. Eiserne Hochzeit also, ein Ehejubiläum, das nicht viele Paare erreichen. Wie das geht? „Ach ja“, seufzt Rosemarie Gehlert, ohne eine Miene zu verziehen. Nur in ihren Augen blitzt es schelmisch. „Man braucht schon viel Geduld.“ Kurz schaut sie ihren Herbert ernst an, dann brechen beide in herzliches Gelächter aus.
Seit 50 Jahren ist Langenberg das Zuhause der Familie, die am Jubeltag „im kleinen Kreis“ feiert. „Wobei“, schiebt Herbert Gehlert ein, „der Kreis gar nicht so klein ist“. Und dann zählt er auf: Drei Kinder, jeweils mit Partnerin bzw. Partner. Sechs Enkel, ebenfalls mit Begleitung. „Da kommt schon einiges zusammen.“ Auch wenn die älteste Enkelin eventuell nicht mitfeiern kann. „Sie ist für den 5. Februar ausgerechnet“, erzählt Rosemarie Gehlert. Der erste Urenkel ist auf dem Weg. „Wär doch ein Ding, wenn der ausgerechnet an unserem Hochzeitstag geboren wird“, sagt Herbert Gehlert strahlend. „Wir sind so stolz auf unsere Enkelin.“
Auf einer Tour nach Brüssel und London hat es gefunkt
Blick zurück: 1958 ist Weltausstellung in Brüssel. Herbert Gehlert ist Mitte 20, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er ist Reiseleiter für ein Reisebüro, das Touren nach Brüssel anbietet. Und weil das vielleicht zu wenig sein könnte, geht es von der belgischen Hauptstadt aus direkt weiter nach London.
Auf einer dieser Touren sitzt die junge Rosemarie aus Krefeld im Bus. „Als wir in Brüssel aus dem Bus gestiegen sind, ist sie mir sofort aufgefallen“, berichtet der Jubilar, „sie war mit Abstand die Hübscheste“. Er spricht sie an, die beiden kommen ins Gespräch. Von Brüssel aus geht es dann auf die Insel, nach London. Auf dem Programm steht auch ein Tagesausflug nach Cambridge.
Eine erfolgreiche Fernbeziehung – Ende der 1950er Jahre
„Es war wunderschönes Wetter“, erinnert sich Rosemarie Gehlert. „Wir haben das berühmte College besucht und sind dann spazieren gegangen.“ Um ein wenig auszuruhen, setzten sie sich auf ein kleines Rasenstück, „und dann haben wir plötzlich geknutscht“, fährt Herbert Gehlert mit blitzenden Augen fort. „Das werde ich meinen Lebtag nicht vergessen.“
Doch zurück in Deutschland muss das frisch verliebte Paar erst einmal eine Fernbeziehung führen. Das geht auch ohne Internet und Smartphone. „Wir haben jeden Tag telefoniert“, erzählen die beiden. Auf die nächste England-Tour nimmt der Reiseleiter seine Freundin mit, „als Gast, kostenlos“.
Eine Wohnung so groß wie ein Zimmer
Ging das denn, unverheiratet, Ende der 1950er Jahre? „Klar, wir haben uns doch geliebt“, sagt Herbert Gehlert lachend. „Aber im Ernst“, fährt er fort, „meine Mutter war streng katholisch und hat sofort gefragt, ob Rosemarie denn auch katholisch sei“. Klar, habe er geantwortet. Und ob sie denn auch regelmäßig in die Kirche gehe? Auch das. „Von da an war alles ok.“
Nach der Tour sehen sich die beiden eine Weile nicht, trotzdem reifen die Pläne, zu heiraten. Und so kommt es dann auch am 5. Februar 1959. Zunächst wohnt das Paar in Frankfurt, „auf 27 Quadratmetern“, erinnert sich Rosemarie Gehlert. „Das vergesse ich nie.“ Selbst als der erste Sohn geboren wird, muss die kleine Wohnung reichen. „Der Kinderwagen passte so haarscharf in die Küche“, erzählt sie.
Von Hessen ging es zunächst nach Essen
Also geht es bald in eine größere Wohnung in der Nähe von Frankfurt, später dann wieder zurück in die Main-Metropole. Die Familie wächst, das Reisebüro, in dem Herbert arbeitet, gehört inzwischen einer Firma mit Hauptsitz in Essen. „Und der Chef wollte mich in der Nähe haben“, erzählt der Jubilar. Also ging es von Hessen ins Ruhrgebiet...
Erster Kneipenbesuch: „Otto, tu mich ma nen Pilsken machen!“
Von Anfang an fühlen sich die beiden wohl, „die Leute sind viel aufgeschlossener, als in Hessen. Nicht so verkniffen.“ Und haben einen lustigen Dialekt. „Ich war zum ersten Mal in der Kneipe“, fängt Herbert Gehlert an zu erzählen, kann ein Lachen kaum unterdrücken. „Da ruft der Kellner quer durch den Raum: Otto, tu mich ma nen Pilsken machen! Da konnte ich nicht mehr, herrlich.“
Langenberg ist Heimat geworden
Allerdings wird auch bald die Wohnung in Essen zu klein, denn mittlerweile sind Sohn Nummer zwei und die Tochter dazugekommen. Ganz in der Nähe, in Langenberg, bauen die Gehlerts dann ein Haus, ziehen um. Inzwischen hat sich der Reisefachmann selbstständig gemacht, bietet Studienreisen in die ganze Welt an. Als er 50 wird, folgt der letzte Umzug, innerhalb Langenbergs, wieder ins selbst gebaute Haus.
Und dort genießen die beiden nun ihre gemeinsame Zeit – bei bester Aussicht auf die Senderstadt. „Meine Frau“, erzählt Herbert Gehlert und wirft einen verliebten Blick auf Rosemarie, „macht mir immer noch jeden Morgen mein Frühstück, schmiert mir meine Butterbrote.“ Und er? „Liest mir immer noch jeden Wunsch von den Lippen ab.“
Na dann: Herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute!