Velbert. Bei Konzerten präsentierten sich die Nachwuchsmusiker der Velberter Musikschule erstmals dem größeren Publikum - mit teils erstaunlichen Klängen

Der Meereswind blies dieses Mal vertrackt launisch und unberechenbar, ja schneidend und scharf. Jedenfalls stürmte die Interpretation auf dem Alt-Saxophon kompromisslos hart auf die Zuhörer ein … dabei Klänge, die man nicht gerade häufig hört. Doch der Reihe nach.

Es gibt ihn nun schon seit Jahrzehnten, den jährlich stattfindenden Wettbewerb „Jugend musiziert“, und eine Tatsache ist es, dass er für viele musikbegabte Jugendliche nach wie vor eine große Anziehungskraft besitzt. Denn jedes Jahr finden sich aufs Neue hoch motivierte junge Leute, für die dieses Kräftemessen auf gehobener künstlerischer Ebene sehr attraktiv ist und wohl auch in Zukunft bleibt.

Velberter Musiknachwuchs zeigte sein Können

Natürlich haben solche Wettbewerbe mitunter auch gewisse Züge, welche sie in die Nähe sportlicher Turniere rücken, wo eben der Wettkampfgedanke im Vordergrund steht. Dennoch wäre das durchaus positiv zu bewerten, denn wie beim Sport dürften die Dinge in Sachen Musik bei den Kategorien Leistung, Ansporn, Erfolg und Belohnung ganz ähnlich liegen. Eine Teilnahme am Wettbewerb vermag sehr deutlich zu vermitteln, wo ich im Gesamtfeld mit meinem Können stehe. Also: Förderung der Selbstreflexion, was auch jungen Musikerinnen und Musikern beim Fortkommen nach wie vor helfen kann. Für die Eine oder den Anderen unter ihnen wird hier mitunter der Grundstein einer - wenn’s glückt - Künstlerkarriere gelegt.

Paula Schulze-Oechtering (12),  präsentierte verschiedene Stücke auf dem Sopran-Saxophon.
Paula Schulze-Oechtering (12), präsentierte verschiedene Stücke auf dem Sopran-Saxophon. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Bühnenerfahrung sammeln

Was die Kunst- und Musikschule Velbert durch Vorspielabende, wie z. B. am Wochenende, fördern will - auf Neudeutsch „Open stage“-Konzerte - ist die Gelegenheit, Bühnenerfahrung für potenzielle Wettbewerbskandidaten zu ermöglichen. Da ging es also nur darum, eine Vorspielsituation vor Publikum herbeizuführen, um den künftigen „Ernstfall“ schon einmal hautnah zu erleben. Punkte wurden noch nicht vergeben.

In diesem Jahr gilt die Ausschreibung für Blas-, Zupf und Streichinstrumente jeweils solo, alle mit Klavierbegleitung. Im Vorfeld des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ hat die Musikschule drei Abende angesetzt. An einem war der Rezensent zugegen. Drei begabte Schülerinnen bzw. Schüler der Saxophonlehrerin Melanie Anker zeigten bei dieser Vorführung, wie gut sie auf die Ausscheidung vorbereitet waren. Und so stand der zwar kurze aber doch interessante Abend ausschließlich im Zeichen des Saxophons.

Nachhaltigen Eindruck hinterlassen

Sverre Nussbaum, der erst 9-Jährige (Altersgruppe Ib), machte als Jüngster den Anfang mit drei kleinen Stücken für Alt-Saxophon, wobei seine Darbietung eines modernen Titels den nachhaltigsten Eindruck hinterließ. Munter und sicher bewegte er sich durch alle Anforderungen, manchmal unter Anwendung recht extravaganter Techniken.

Tjark Schulte (16) musizierte nicht nur virtuos auf dem Saxophon, sondern begleitete auch seine jüngeren Mitmusikanten auf dem Klavier.
Tjark Schulte (16) musizierte nicht nur virtuos auf dem Saxophon, sondern begleitete auch seine jüngeren Mitmusikanten auf dem Klavier. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Saubere Intonation

In der Altersgruppe III stellte sich die 12-jährige Paula Schulze-Echtering mit verschiedenen Stücken auf dem Sopran-Saxophon vor. Das geschah auf einfühlsame, melancholische, manchmal auch romantisch virtuose Art und Weise. Bemerkenswert ihre saubere Intonation; spritzig ein kleiner sprunghafter Walzer. Und dass auch sie außergewöhnliche Effekte auf ihrem Instrument zu erzeugen versteht, davon konnte man sich oftmals überzeugen.

Reife Sololeistung

Den Abend rundete der Dritte dieser jungen Künstler, Tjark Schulte (Altersgruppe V, 16 Jahre), mit einer reifen Sololeistung ab. Mit dem Titel „Seawind“ konnte er eine bereits große Palette an ausgefallenen Tonerzeugungen präsentieren. Dabei zeigten sich Virtuosität verbunden mit einem Vermögen zur ausgesprochen expressiven Vortragsweise bei der Interpretation. Packend realistisch „stürmte“ da der Seewind. Dass Schulte auch als Pianist bereits weit gekommen ist, bewies er mit den gelungenen Klavierbegleitungen zu den Musikstücken seiner beiden jüngeren „Kollegen“, welche er ebenfalls noch übernommen hatte. - Allen drei Jugendlichen wünschen wir nun ein gutes Gelingen beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in den nächsten Wochen.