Velbert. Gespaltene Zunge, schwarz tätowierte Augen, Zähne silber verkront: Benny aus Velbert fällt sofort auf. Weshalb er sich ein normales Leben wünscht
Benni trägt einen grauen Hoodie, zerrissene Jeans, schwarze Vans-Sneaker. Der schlanke Velberter hat dunkelblondes Haar, blaue Augen, ist ruhig – eher zurückhaltend.
Dennoch gibt es keinen Moment in der Öffentlichkeit, den er verbringen kann, ohne dass er angestarrt wird. Daran hat der 31-Jährige sich mittlerweile gewöhnt.
Benny aus Velbert ist am ganzen Körper tätowiert
So normal der junge Mann innerlich ist, desto auffälliger ist sein Äußeres. Das Weiße seiner Augen ist schwarz gefärbt, die Haut seines Gesichtes besteht aus dem Tattoo-Motiv eines bunten Puzzles. Seine Zunge, gespalten, seine Zähne, komplett silberfarben überkront. Große Tunnel haben die Löcher in seinen Ohrläppchen geweitet und seine Ohren halb abgeschnitten, sehen spitz aus, ähnlich denen von Mr. Spock aus Star Trek.
Seine Unterarme sind schwarz, unzählige Tätowierungen zieren seinen Körper. Ein Erscheinungsbild, das jeden, der ihm das erste Mal begegnet, staunen lässt. „Einige sprechen mich an, fragen mich auch, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen“, berichtet der gelernte Altenpfleger. Andere hingegen schauen schweigend hin.
Bei einigen Menschen aber stößt sein Erscheinungsbild auf Ablehnung. „So sieht Inzucht aus“, sagte ihm mal jemand auf offener Straße ins Gesicht. Oder, als er zum Arzt musste, sagte eine ältere Dame zu ihm: „Du gehörst eingesperrt, dich sollten sie ins Arbeitslager packen.“ Worte, die Benny versucht, nicht durch seine bunte Haut in sein Innerstes dringen zu lassen. „Ich bin ein ganz normaler Mensch“, sagt er leise.
Benny hofft, dass die Vorurteile aufgrund seiner Tattoos irgendwann aufhören
„Es gibt Frauen, die lassen sich ihre Brust operieren und haben Silikon im Körper, da sagen die Leute hinterher, das sieht toll aus, aber bei mir finden sie meine Veränderungen abschreckend.“ Oft hält die Polizei ihn an – vermutlich, weil „ich so aussehe“, sagt Benny. „Aber einmal war ein Polizist auch nur neugierig und fragte mich, ob er mit mir ein Bild machen darf.“
Benny findet, „jeder sollte so leben, wie er möchte. Ich kann mein Geschlecht auf dem Papier ändern lassen, also kann ich doch auch meinen Körper verändern, wie ich es möchte.“ Sein Körper als Gesamtkunstwerk, so betrachtet der Velberter es. Zwischen 30.000 und 35.000 Euro hat er mittlerweile in die Behandlungen und Tätowierungen gesteckt.
Erstes Tattoo ließ Benny sich mit 16 Jahren stechen
Schluss ist für ihn noch lange nicht. Sein erstes Tattoo mit 15 Jahren ließ er sich beim damaligen Tattoo-Studio Diabolic an der Schwanenstraße stechen. Das Motiv, lange ist es schon überdeckt, war ein Kreuz, „damit konnte ich meine Mutter überreden, die Einwilligung zu unterschreiben“, erinnert er sich lachend. Auf das Kreuz folgen viele weitere Tätowierungen und andere Body Mods, also Körpermodifikationen, wie die Spaltung der Zunge oder aber auch das schwarz Tätowieren des Augapfel – die episclerale Tätowierung.
Damit erfüllt er sich einen Kindheitstraum. Denn Tätowierungen fand Benny schon immer faszinierend. Einige haben eine Bedeutung, andere hingegen dienen einfach nur der Optik. „Manchmal stehe ich morgens auf, habe eine Idee und nachmittags dann das Tattoo“, sagt er.
Momentan muss er allerdings damit warten, sein Gesamtkunstwerk fortzuführen. Nach einem schweren Autounfall, sein Reifen war geplatzt und das Auto hatte sich überschlagen, kommt er erst langsam wieder auf die Beine.
Nach einem Unfall ist mit den Tätowierungen erst einmal Schluss
Etwa 30 Brüche mussten behandelt werden. Das Gehen musste Benny Stück für Stück wieder lernen. Er kämpft sich jeden Tag ein bisschen mehr ins Leben zurück. An Arbeiten ist derzeit noch nicht zu denken, an Tätowierungen oder andere Verschönerungen an seinem Körper erst recht nicht.
Sein Kopf, der ohne den Unfall schon längst tätowiert wurde, ist nun mit Haaren bedeckt, dunkelblond – Natur. Färben möchte er die Haare nicht, das wäre zu normal und Tätowierungen kommen auf der Schädeldecke, die mit Metallplatten nach dem Unfall zusammengehalten wird, nicht infrage.
Gesundheit, ein eigener Laden und neue Tätowierungen wünscht sich Benny
Doch er gibt nicht auf. Hat Ziele. „Gesund werden“, das steht für ihn an oberster Stelle. Und dann? Ein Tattoo- und Piercing-Studio eröffnen. Nicht hier auf dem ‚Dorf‘, sondern in einer der umliegenden Großstädte. Leben möchte er aber weiter in Velbert – immerhin ist hier seine Heimat. Und auch seine Familie und Freunde hat er hier um sich herum. Das ist ihm wichtig. Sie waren es auch, die ihm geholfen haben, nach dem schweren Unfall wieder zurück ins Leben zu finden.
Weitere Tattoos und Modifikationen, das wird es an Bennys Körper auf jeden Fall geben, da ist er sich sicher: Als nächstes Projekt soll am Puzzle in seinem Gesicht weiter gearbeitet werden.
>>> Auf Instagram gibt‘s mehr von Benny
Wer meint, Benny schon einmal irgendwo gesehen zu haben, und zwar nicht in Velberts Fußgängerzone: Er war bereits bei RTL Explosiv, Stern TV und dem Frühstücksfernsehen zu sehen. Verfolgen können Interessierte ihn auf Instagram unter seinem Künstlernamen black_depression9