Neviges. Die Stammgäste lieben Rouladen und mehr in ihrem Restaurant „Wohnzimmer“ in Velbert-Neviges. Und das zeigen sie auf rührende Weise.
Wie gut, dass ihre Freunde im Frühjahr 2022 über eine Anzeige im Internet gestolpert sind. Und sich Jaso Sopala und Bianca Thomalsky nach dem Tipp sofort auf die Socken machten. Als sie das leer stehende Lokal gegenüber des Klosters in Velbert-Neviges sahen, war es um sie geschehen. Das Paar fackelte nicht lange, renovierte alles selbst und eröffnete voller Enthusiasmus sein erstes eigenes Restaurant, das „Wohnzimmer“ in Neviges. „Man muss die Gelegenheit am Schopf fassen. Wir sind rundum glücklich“, sagt Bianca Thomalsky und strahlt über das ganze Gesicht.
„Ja, es läuft super“, ergänzt Lebensgefährte Jaso Sopala. Für beide, das spürt man, ist ihr „Wohnzimmer“ nicht nur ein Job, es ist eine Herzensangelegenheit: „Es macht riesig Spaß. Wir haben mittlerweile viele Stammgäste, man kennt die Gesichter, mittlerweile auch manche Namen. Und für die Leute ist es tatsächlich ein Wohnzimmer, sie fühlen sich hier wohl.“ Wie das ältere Ehepaar, um die 80, das einmal in der Woche aus Bochum zum Mittagessen kommt. Oder ein anderes Ehepaar aus Wuppertal, das sich letztens per Postkarte bedankte: „Wir haben uns so wohlgefühlt bei Ihnen“. Jaso Sopala kramt die Karte hervor, seine Partnerin lächelt: „Da geht einem doch das Herz auf.“ Was die Zwei aber besonders freut: „Auch junge Leute kommen, wir haben ein gemischtes Publikum.“
Live-Musik und Autoren-Lesungen in Velbert
Denn wer am ersten Samstag im Monat zu den mal rockigen, mal ruhigen Live-Musik-Veranstaltungen kommt, auch mal hier abzappelt, der komme zum Teil auch „nur“ zum Essen wieder. Das Rahmen-Programm einmal im Monat unter dem Motto „Neviges lebt“, zu dem sowohl Disko-Nächte gehören als auch Autoren-Lesungen mit Drei-Gang-Menü, sei beliebt. Ebenso wie der letzte neue Baustein: Alle 14 Tage kommt am Wochenende ein Pianospieler, dabei darf nach Lust und Laune geschlemmt werden, mit angenehmer, dezente Salon-Musik im Hintergrund. Nächster Termin: 25. Dezember, 14 Uhr, mit Pianist Konstantin Kraft.
Currywurst und Lachfilet
„Wir wollen ein breites Spektrum bieten, eigentlich findet jeder etwas, das ihm gefällt“, meint Jaso Sopala. Das gelte nicht nur für „Neviges lebt“, sondern auch für die Küche. Die ist vielseitig, reicht von Currywurst, Erbensuppe, deftigem „Himmel und Ääd“ bis zum gebratenen Lachsfilet oder Zander mit zweierlei Püree: Rote Beete und Erbse. Immer wieder schiebt das „Wohnzimmer“ auch Sonderaktionen ein, besonders beliebt seien die „Schlesischen Wochen“, so Bianca Thomalsky. „Die bieten wir mehrmals im Jahr an, die laufen auch jetzt gerade. Wenn es kalt ist, schmecken deftige Sachen einfach besser.“
Etwa Rinderroulade mit Apfelrotkohl und schlesischen Klößen“ oder „Grillkrakauer“, wie auf der Schiefertafel draußen steht. Zum Dessert gibt‘s in diesen Tagen unter anderem „Makowki“, ein Mohn-Schicht-Dessert, mit Rum und getrockneten Nüssen. Auch Piroggi, die kleinen gefüllten Teigtaschen, oder vorneweg „Borscz“, Rote Beete Suppe mit hausgemachten Maultaschen, dürfen da nicht fehlen. Die Nachfrage sei bei den schlesischen Gerichten immer groß. Was das ganze Jahr auf der Karte steht. Hausgemachte Flammkuchen und diverse Schnitzel vom Duroc-Schwein. „Alles in Bio-Qualität, betont Jaso Sopala. „Der Einkauf ist für uns teuer, aber Qualität steht für uns an erster Stelle, und das werten die Leute auch.
Fleisch stammt vom Bauernhof in Sprockhövel
So beziehe man sämtliches Fleisch von einem Bauernhof in Sprockhövel, die Tiere würden artgerecht gehalten und direkt vor Ort geschlachtet. „Besser geht‘s nicht. Das ist uns wichtig. Die Tiere müssen nicht leiden, keine Transporte quer durch Europa.“ Und das merke man auch an der Qualität des Fleisches, dafür sei der Gast auch bereit, einen Euro mehr zu zahlen. Ja, das sei schon toll, dass ihr Konzept so gut ankomme: Frische, gern auch regionale und saisonale Küche in einem gemütlichen Rahmen anzubieten. Viele kämen auch zum Frühstück, oder treffen sich einfach auf eine Tasse Kaffee. „Im Frühling öffnen wir auch wieder unseren Biergarten direkt vor dem Kloster“, sagt Bianca Thomalsky, die einfach immer gute Laune ausstrahlt.
Über den Erfolg des Wohnzimmers freut sich auch besonders die Familie Paaß, die ihr Lebenswerk hier in guten Händen weiß: Aus Altersgründen hatten sich Konditormeister Tilman Paaß und seine Ehefrau Magdalena, die das Café Paaß an dieser Stelle in vierter Generation führten, nach 110 Jahren Familientradition zurückgezogen. Zwei Jahre lang, bis zum Februar 2022, war das Nostalgie-Café hier beheimatet. Kurz darauf entdeckten Freunde von Bianca Thomalsky und Jaso Sopala die Anzeige im Internet. „Das war das Beste, was uns passieren konnte“.