Velbert. Der Sportverein hat für die Kunden der Tafel Niederberg ein Gänseessen organisiert – an einem ganz besonderen Ort und mit prominenten Helfern.

Normalerweise verfolgen aus dem VIP-Bereich der Velberter IMS-Arena Sponsoren und andere wichtige Gäste, wie auf dem Platz die Spieler der SSVg mal mehr, derzeit oft weniger erfolgreich um Punkte kämpfen.

Am Montagnachmittag war alles etwas anders – da konnten sich die „Tafel“-Kunden mal wie echte VIPs fühlen – und einige der Spieler, unter anderem Stürmer Cellou Diallo und Abwehrspieler Tristan Duschke, verteilten fleißig Gänsekeulen mit Rotkohl und Knödeln. Dabei wurde schnell klar: Der Kampf um Tore, Punkte und Siege auf dem Platz ist nicht alles.

Der tägliche Kampf um günstige, aber möglichst gesunde Lebensmittel in Velbert

Denn die knapp 100 Gäste kämpfen täglich – um ein gesundes, warmes Essen, um Anerkennung, um Schnäppchen, die sie sich trotz Flaute im Portemonnaie leisten können.

Gänsekeule, Rotkohl, Knödel – und viel Sauce: Über dieses Essen konnten sich die Tafel-Kunden nun freuen.
Gänsekeule, Rotkohl, Knödel – und viel Sauce: Über dieses Essen konnten sich die Tafel-Kunden nun freuen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seit einigen Monaten bereits haben die Tafel Niederberg und die SSVg Velbert einen engen Draht zueinander: „Uns ist es wichtig, auch an die Menschen zu denken, denen es nicht so gut geht“, sagt der 1. Vorsitzende Oliver Kuhn – und spricht damit für den gesamten Vorstand und Verwaltungsrat des Vereins.

SSVg Velbert trägt das „Tafel“-Logo auf der Brust

Um das auch nach außen deutlich zu zeigen, geht der Verein durchaus ungewöhnliche Wege. So tragen die Spieler in dieser Saison das „Tafel“-Logo auf der Brust. Geld dafür zahlt die Tafel nicht – es ist ein Sponsoring der besonderen Art durch die Initiative „Die zweite Elf“ – ein Zusammenschluss verschiedener Privatpersonen und Unternehmen aus der Region, die sich einem gemeinsamen Ziel verschrieben haben: Nachhaltig lokale Hilfe zu leisten und gleichzeitig der Tafel eine Plattform zu bieten, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Tafel-Koordinatorin Tanja Högström freut sich über die Kooperation mit der SSVg Velbert. So konnte man fast 100 Tafel-Kunden eine zusätzliche Freude in der Vorweihnachtszeit machen.
Tafel-Koordinatorin Tanja Högström freut sich über die Kooperation mit der SSVg Velbert. So konnte man fast 100 Tafel-Kunden eine zusätzliche Freude in der Vorweihnachtszeit machen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Darum ist es für die Tafel Niederberg so wichtig, sichtbar zu sein

Dass dieses Ziel bereits jetzt aufgegangen ist, kann Tafel-Koordinatorin Tanja Högström berichten. „Zwei neue Ehrenamtliche sind durch die Trikot-Werbung auf uns aufmerksam geworden.“ Für die Tafel sei es wichtig, sichtbar zu sein – und immer wieder zu signalisieren: „Es ist keine Schande, wenn man die Angebote der Tafel nutzt.“

Und nun also das große Gänseessen im VIP-Bereich der IMS-Arena: Die Tafel hatte an allen Standorten Gutscheine an interessierte Kunden verteilt – 100 insgesamt. „Wir hatten dabei mit Sprachbarrieren zu kämpfen“, berichtet Tanja Högström. So konnten einige Kunden mit „Gans“ nichts anfangen, anderen war unklar, warum sie in einem Fußballstadion ein Essen bekommen sollen.

Ein so großes gesponsertes Essen gab es noch nie in der Geschichte der Tafel

Die SSVg hatte einige Sponsoren mit ins Boot geholt – und die Gänse sowie die leckeren Beilagen wurden ehrenamtlich vom eigenen Gastro-Team zubereitet. „In unserer Tafel-Geschichte gab es noch nie ein so großes gesponsertes Essen“, freute sich Tanja Högström: „Das ist eine total schöne Erfahrung.“

Lars Glindemann, 2. Vorsitzender und Hauptgeschäftsführer der SSVg Velbert, hält die Aktion für das Vereinsalbum fest.
Lars Glindemann, 2. Vorsitzender und Hauptgeschäftsführer der SSVg Velbert, hält die Aktion für das Vereinsalbum fest. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Und das sagen die Gäste: „Die Tafel ist lebenswichtig für mich!“

Und die Gäste freuten sich sichtlich – und ließen sich die knusprigen Gänse schmecken. „Richtig lecker“, freute sich eine 75-jährige Besucherin. Sie hat im Monat. wie sie erzählt, gerade einmal 230 Euro zur Verfügung. „Ein Restaurantbesuch – oder gar eine Gans – ist da nicht drin. Ich bin froh, wenn das Geld irgendwie bis zum Monatsende für das Allernötigste reicht.“ Ein 61-jähriger Mann, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, ergänzt: „Es ist zu viel zum Sterben – aber eigentlich zu wenig zum Leben.“ Geld für Dinge, die man sich mal außer der Reihe gönnt, sei „eigentlich gar nicht mehr da“. Alles sei teurer geworden. „Da bleibt nichts übrig!“ Insofern sei die Tafel für ihn „lebenswichtig“.

Das Gänseessen sei auch insofern schön, „weil man so mal rauskommt“, so der Tafel-Kunde weiter. „Es ist schön, andere Menschen kennenzulernen – ohne Sorge haben zu müssen, dass man ganz schnell unten durch ist, weil man so wenig Geld hat.“