Velbert. Mit ihrer Currywurst-Ape war Sylke Hollmann im ganzen Ruhrgebiet und Rheinland auf Tour. Jetzt lässt sie sich ziehen, die Wurst gibt’s weiterhin.
Würden Lebenswege immer ganz unspektakulär verlaufen, würde Sylke Hollmann heute vielleicht auf Juist ein Café betreiben oder in einem zahntechnischen Labor Brücken und Zahnprothesen anfertigen. Denn auf der ostfriesischen Insel ist die heute 58-Jährige geboren und aufgewachsen – bis sie dann aufs Festland gezogen ist, um ihren Traum, Zahntechnikerin zu werden, verwirklichen zu können.
Stattdessen steht die Velberterin nun aber neben ihrer kleinen, knallroten Ape am Grill und brutzelt Berliner Currywürstchen. Zwar macht sie auch das mittlerweile nicht mehr täglich und der Floh, wie sie ihr Gefährt liebevoll nennt, fährt nicht mehr mit eigener Motorleistung – „aber es macht mir nach wie vor wahnsinnig Spaß“, sagt Sylke Hollmann, während sie die Würstchen wendet.
So kam die Velberterin über Umwege zum „Curry-Floh“
Aber der Reihe nach: Weil ihr Chef in Rente ging, konnte Sylke Hollmann nach der Elternzeit nicht mehr einfach zurück in ihren zuvor ausgeübten Job als Zahntechnikerin. „Ich habe dann erst in der Gastronomie gejobbt, später dann auch fest gearbeitet, unter anderem im ,Haus Scheppen’ am Baldeneysee“, erinnert sie sich.
Dann sprach sie ein guter Freund – ein Bochumer Gastronom – an, ob sie nicht Lust hätte, mit einer Currywurst-Ape loszutuckern. Er selbst hatte gerade einen Prototyp für solch ein Gefährt entwickeln lassen und hatte die Idee, sich das Ruhrgebiet mit zwei Fahrzeugen räumlich aufzuteilen. Sylke Hollmann überlegte nur kurz – und sagte dann zu.
Bergauf mit maximal 30 Stundenkilometern
Ab 2008 war sie dann als „Curry-Floh“ mit dem 220-Kubikmeter-Dreirad, das mit großem Nummernschild bis zu 70 Stundenkilometer fahren konnte, unterwegs. „Bergauf allerdings nur maximal 30 km/h“, erzählt Sylke Hollmann lachend. Und von ihren festen Stellplätzen in Mettmann und Wuppertal ging es zurück nach Velbert-Nierenhof, wo Sylke Hollmann lebt, reichlich bergauf.
So gehörte gerade bei neuen Standorten oder Veranstaltungsbuchungen auch immer eine genaue Routenplanung zur Vorbereitung. „Einfach das Navi anmachen, ging nicht“, erzählt sie.
Die Wurst kommt von einem Metzger aus der Region
Schnell hatte sie an ihren Standplätzen eine treue Fangemeinde mit vielen Stammkunden. „Ich habe immer auf eine gute Wurstqualität von einer regionalen Metzgerei gesetzt“, sagt Sylke Hollmann. „Das schmeckt man“, ist sie überzeugt. „Mit Fabrikwurst muss man gerade den Menschen im Ruhrgebiet nicht kommen.“
Die Currysauce entsteht seit Jahren nach Geheimrezept
Und dann ist da natürlich die Currysauce – hausgemacht, im Topf geköchelt, Geheimrezept. „Die habe ich seit Anfang an, ab und zu verfeinere ich mal noch etwas“, sagt die „Curry-Floh“-Inhaberin, die selbst übrigens gern Currywurst bei Krügers Imbiss in Velbert isst. Und sicherlich ein weiteres Erfolgsrezept: Neben der Wurst gibt es immer ein Lächeln und ein paar nette Worte von Sylke Hollmann. „Ich mag den direkten Kontakt mit den Kunden sehr – das gehört einfach dazu.“
Zeitweise gab es übrigens sogar zwei kleine Currywurst-Flitzer in Velbert – neben dem „Floh“ auch den „Teufel“. „Den hatte eine sehr gute Freundin, die aber nach Friedrichskoog gezogen ist und dort einen Imbiss und die Gastronomie der Seehundauffangstation betreibt – und an der Ape gibt es jetzt Slush-Eis am Deich.“ Und der Bekannte, der Sylke Hollmann einst überredete? Der lebt mittlerweile im Ausland.
Kein Tagesgeschäft mehr – nur noch Veranstaltungen für den „Curry-Floh“
Aber auch bei Sylke Hollmann hat sich einiges verändert: „Ich habe irgendwann gemerkt, dass es meinen Knochen nicht guttut, bei Wind und Wetter draußen zu stehen – man wird ja auch nicht jünger“, erzählt Hollmann. Und so entschied sie sich – „wirklich schweren Herzens“ –, das Tagesgeschäft auf Märkten und vor Einkaufszentren aufzugeben und die Würstchen nur noch auf Veranstaltungen – von Firmenfeiern über Hochzeiten bis hin zu Geburtstagen –, für die sie gebucht wird, anzubieten. „Ich arbeite jetzt hauptberuflich in einer Schulküche und gebe dort auch Kochkurse für die Schüler“, sagt der Curry-Floh.
Die Ape fährt nicht mehr selbst, sondern wird als Anhänger gezogen
Und weil sich die technischen Probleme der Ape trotz eines Austauschmotors häuften und Sylke Hollmann immer häufiger „liegenblieb“, wurde der Kleinsttransporter professionell von einer Firma zum Anhänger umgebaut. „Jetzt hängen wir sie einfach ans Auto und sind so schneller vor Ort“, sagt sie.
Auch die Wünsche der Kunden haben sich verändert
Auch die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden haben sich verändert – und so bietet Sylke Hollmann bei Veranstaltungen mittlerweile auf Wunsch auch vegetarische Würstchen an. „Da haben wir viel probiert – und es gibt aus unserer Sicht nur eine wirklich leckere Sorte. Die haben wir natürlich.“ War es zudem vor einigen Jahren noch ein Hype, die Wurst möglichst scharf zu essen, ist dieser Trend deutlich abgeflaut. „Wir haben aber immer noch ein Produkt mit 2,5 Millionen Scoville – und Joghurt-Lassi für den Notfall dabei“, sagt Hollmann lachend.
So lange die Ape durchhält, will auch sie weitermachen – im Winter stehen erst einmal Arbeiten an der Karosserie an. Das italienische Gefährt ist für das nasse niederbergische Wetter nicht unbedingt gemacht. „Es rostet mal wieder ziemlich“, sagt Sylke Hollmann – während oben im Grill-Bereich natürlich alles tipptop ist und glänzt.
>>> Der Curry-Floh
Mehr Infos zum Curry-Floh und dem Event-Catering mit Suppen, Salaten, Spießbraten und mehr von Sylke Hollmann gibt es auf curry-floh.de, Telefon 0163 2154841.
Buchbar ist der Curry-Floh ab 295 Euro – inklusive Würstchen, Personal und Fahrzeug.